Staatschef über Horror-Heime: „Eine nationale Schande“

Erster Liberaler fordert Abgang von Budăi und Firea

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Vilnius/Bukarest (ADZ) - Im Eklat um die gravierenden Missstände in den Seniorenheimen vor den Hauptstadttoren hat Staatspräsident Klaus Johannis am Dienstag vor Beginn des NATO-Gipfeltreffens im litauischen Vilnius von einer „nationalen Schande“ und einem „Übel“ gesprochen, das ausgemerzt gehöre. Von der rumänischen Presse auf den Skandal angesprochen, äußerte das Staatsoberhaupt die Hoffnung, dass die Regierung umgehend und hart durchgreife und die Schuldigen zur Verantwortung gezogen würden. Schuldig seien aus seiner Sicht „alle, die davon gewusst und nichts unternommen“ hätten, so Johannis.

Infolge des Skandals um die Horror-Heime nehmen auch die Koalitionsspannungen wieder zu. Nachdem sich die PNL zunächst diesbezüglich ausgeschwiegen hatte, wagen die Liberalen inzwischen erste Seitenhiebe auf den Seniorpartner: So stellte der frühere Premier und aktuelle Europaabgeordnete Theodor Stolojan (PNL) klar, dass Arbeitsminister Marius Budăi und Familienministerin Gabriela Firea-Pandele (beide PSD) umgehend zurücktreten müssten – beide hätten nachzuvollziehen, dass „sie sich ihrer Verantwortung nicht entziehen können“, so der Spitzenliberale. Er werde die PNL-Leitung daher ersuchen, den Abgang der beiden noch diese Tage auf Koalitionsebene anzusprechen, fügte Stolojan hinzu.

Das Blatt „Libertatea“ berichtete am Dienstag unter Berufung auf liberale Kreise, dass die PNL-Führung zwar mit einer Entlassung Budăis rechnet, nicht jedoch auch mit dem Abgang Gabriela Fireas. Man gehe nicht davon aus, dass Regierungs- und PSD-Chef Marcel Ciolacu den Mumm haben werde, seiner wichtigsten parteiinternen Rivalin „den Krieg zu erklären“ – Firea werde höchstwahrscheinlich ungeschoren davonkommen, sagte ein ungenannt gebliebener PNL-Vize dem Blatt.