Sternsingen in drei Sprachen traf universale Diakonie

Veranstaltung der etwas anderen Art im Hermannstädter Rathaus als Geschenk für unverdiente Randgesellschaft

Menschen mit Behinderung und Aufmerksamkeitsbedürfnis brachten samtenes Rot und erhellendes Dunkel im Rathaus Hermannstadt zur Sprache. Foto: Klaus Philippi

Hermannstadt – Im überdachten Innenhof des Rathauses am Großen Ring/Piața Mare in Hermannstadt wurde Freitagabend, am 6. Dezember, ein knapp einstündiges Stück Zukunftsmusik geboten. Jugendliche und junge Erwachsene mit Behinderungen körperlicher und geistiger Art, die in der Bewältigung ihres urbanen Alltags Hilfestellung durch die lokale Zweigstelle des Internationalen Diakoniewerkes erhalten, hatten sich unter Leitung von Teresa Leonhard einmal mehr zum Ensemble „Dis.Place“ zusammengeschlossen und geistlich orientierte Choreo-graphie-Muster einstudiert. Thematische Tanzfläche waren die Geschichten und Legenden der Heiligen Andreas, Nikolaus und Maria. Der von Kantorin Brita Falch Leutert geführte Kinderchor und das Junge Streichorchester der evangelischen Kirchengemeinde Hermannstadt steuerten die tonliche Kulisse bei. Jürg Leutert, Musikwart der EKR, erfüllte am Kontrabass eifrig die Aufgaben eines Konzertmeisters. Elisa Gunesch trat als Gesangssolistin auf und vervollständigte das reibungslos miteinander kommunizierende Leitungsquartett. Der Zugang zur Tanz- und Musikvorstellung war frei und bescherte den Aufführenden überhohe Aufmerksamkeit mehrerer Pressefotografen und einen bis auf den letzten verfügbaren Stehplatz besetzten Publikumsraum.

Beginn und Schluss der Vorstellung wurden durch einen zweifachen Glockenschlag bei gänzlich ausgeschalteter Beleuchtung eingeläutet. Die eröffnende Moderation war auf Rumänisch, Deutsch und Ungarisch gestaltet worden. Gleich danach gebotene Volksweisen, Weihnachtslieder und Wintergeschichten aus den Schatztruhen aller drei prägenden Ethnien Siebenbürgens markierten das älteste Element eines die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft vereinenden Projektes, das inhaltlich von der evangelischen Kirchengemeinde A.B. Hermannstadt genährt wurde und sich auf Unterstützung aus dem Kulturbudget der städtischen Haushaltskasse stützen konnte. Das Ereignis im hellen Innenhof des Rathauses mündete in eine Verkostung lokaler Produkte der Aktualität und unterstrich die zeitlos gültige Anforderung an die Gesellschaft, behinderte und hart vom Schicksal getroffene Mitmenschen zukünftig bewusst und entgegen persönlicher Bedürfnisse nach Bequemlichkeit aus dem Schattendasein am allgemeinen Lebensrand zu befreien. Da die wortlose Nachricht das Publikum eindrücklich erreicht zu haben schien, brachen die Mitglieder des choreographischen Ensembles „Dis.Place“ während des Beifalls in überbordende Begeisterung aus.