Vor Kälteeinbruch: Lage bei Colterm bleibt weiterhin angespannt

Kohlereserven vorhanden, Erdgasversorgung jedoch unter Fragezeichen

Temeswar (ADZ) – Der zahlungsunfähige Temeswarer Fernwärmelieferant Colterm, der knapp 50.000 Wohnungen und fast alle öffentlichen Gebäude in der Stadt mit Warmwasser und Wärme versorgt, steht vor Einbruch der Kälte etwas besser da als vor einem Jahr; die Gefahr jedoch, die Bürger wie vor einem Jahr auch im kommenden Winter wieder frieren zu lassen, sei keineswegs gebannt. Wie Bürgermeister Dominic Fritz Mitte dieser Woche mitteilte, belaufen sich die Kohlereserven des Unternehmens auf 50.000 Tonnen, diese reichen für etwa 50 Tage aus. Noch nie habe Colterm über größere Kohlereserven verfügt, sagte Fritz. Bis zum Kälteeinbruch wolle man die Reserven weiter aufstocken.

Um die Versorgung mit Kohle zu gewährleisten, hat Colterm mit Zustimmung des Temeswarer Stadtrates einen Teil des Güterbahnhofs der oltenischen Kleinstadt Motru (Kreis Gorj) angemietet, so dass die bisherigen Probleme mit verschiedenen Zwischendienstleistern ausgeräumt werden konnten und es nicht mehr zu Engpässen bei der Lagerung der Kohle vor dem Transport nach Temeswar kommen wird. Die Nationale Gesellschaft der Rumänischen Eisenbahnen SNCF, die die Bahnhöfe und die gesamte Eisenbahninfrastruktur verwaltet, habe sich laut Fritz als kulant erwiesen und sich mit der Vermietung einverstanden gezeigt.

Probleme gäbe es dennoch: Zum einen müssen weiterhin die Schulden gegenüber dem Erdgasversorger E.ON beglichen werden, diese stammen aus der Zeit der Robu-Verwaltung und waren mit ein Grund für die großen Probleme, mit denen sich Colterm im Winter 2021/2022 konfrontiert sah, als E.ON den Gashahn zudrehte und die Temeswarer in ihren Wohnungen, in Schulen und Spitälern frieren mussten. Man habe nun eine Stundung der Schulden erreichen können und werde sie abbezahlen, erklärte der Bürgermeister. Schlimm sei auch, dass gegenwärtig kein Gasversorger einen Liefervertrag mit Colterm abschließen will, vor allem weil die Regierung die Bezahlung der Differenz zwischen den gedeckelten Preisen, die die Verbraucher derzeit bezahlen, und den Marktpreisen weiterhin verzögert und sich die meisten Akteure vor dem eigenen Bankrott fürchten. Dasselbe Problem habe man auch mit den Stromlieferanten, auch diese würden sich vor neuen Verträgen scheuen. Diese Schieflage habe dazu geführt, dass die Erdgasreserven bei Colterm nur bei 10 Prozent des Bedarfs liegen.

Besorgniserregend sei, dass selbst der staatliche Gasversorger Romgaz keinen Vertrag mit Colterm abschließen möchte, das Mediascher Staatsunternehmen (weiterhin Rumäniens größter Erdgasförderer) sagte, dass es keinen Vertrag abschließen kann, weil auf den Energiemärkten das Gasangebot zu gering ist, um die geforderten Mengen überhaupt liefern zu können. Es gäbe hier einen erschreckenden Widerspruch: Einerseits behaupte die Regierung, es gäbe genug Gas für den Winter, andererseits erklären die Unternehmen, der Markt sei leergefegt und sie würden bestimmt nicht die abgesprochenen Mengen liefern können, sagte der Temeswarer Bürgermeister.

Die Lage sei absurd und könne nicht hingenommen werden, die Regierung müsse sofort einschreiten, forderte Fritz. Diese müsse ihre Rolle als Marktregulierer und natürlich auch als Hauptaktionär bei zwei wichtigen Gasunternehmen (Romgaz und Transgaz, Anm. d. Red.) ernst nehmen und die Stadt Temeswar bei den Verhandlungen mit diesen unterstützen. Nur so werde das Kabinett seinem eigenen Versprechen gerecht, nämlich dass es im Winter keine Probleme mit der Erdgasversorgung geben werde. Es müsse einen Versorger geben, der in der Lage ist, Colterm mit der benötigten Erdgasmengen zu beliefern, und das zu dem von der Regierung gedeckelten Preis. Colterm-Direktor Petre Nenu und die Vertreter des Sonderverwalter-Konsortiums bestätigten am Mittwoch die Sorge des Bürgermeisters. Sollte kein neuer Erdgasliefervertrag zustandekommen, werde Colterm im Winter über unzureichende Gasmengen verfügen und die Belieferung der Bürger mit Warmwasser und Wärme werde erneut unter Fragezeichen stehen, hieß es.