Weitere Entlassungen sind unvermeidlich

Beratung über Zukunft des Maschinenbauwerks UCM in Reschitza

„Das Reschitzaer Maschinenbauwerk ist ein Koloss auf tönernen Füßen“, sagte Remus Borza, der in Reschitza als Präsident der Insolvenzgesellschaft Euro Insol den Präsidenten der Nationalen Agentur für die Verwertung der Staatsaktiva (AVAS, neuerdings AAAS), Adrian Volintiru, begleitete. Wie angekündigt, waren die beiden am Dienstag nach Reschitza gekommen, um mit den Abgeordneten des Banater Berglands und mit den lokalen Behörden sowie der Leitung von UCMR und den Gewerkschaften die Lage zu besprechen, die nach der Annahme von deren Memorandum durch die Regierung entstanden ist.

Die Schulden des Reschitzaer Maschinenbauwerks UCMR betragen zur Stunde 859 Millionen Lei, also rund 200 Millionen Euro. Faktisch ist es unmöglich, diesen Schuldenberg abzuarbeiten. Darüber herrschte bei der Begegnung Einstimmigkeit. „Kein Neustrukturierungsplan wird sich in realistischer Frist und Form dieses Ziel setzen können“, formulierte es Borza, der offensichtlich immer noch von seinem guten Ruf als Sanierer von Hidroelectrica zehrt, gegen den jedoch gerade die Staatsanwaltschaft wegen Interessenkonflikt ermittelt. „Deshalb brauchen wir Dringlichkeitslösungen“, dekretierte Sorin Frunzăverde, der Kreisratsvorsitzende: „UCMR darf nicht sterben.“

Wiederbelebung des klinisch Toten 

Trotzdem befinde sich UCMR „im Stadium des klinischen Todes“, führte der Kreisratsvorsitzende weiter aus, weshalb er und der Abgeordnete und PSD-Kreisvorsitzende Ion Mocioalcă vergangene Woche, unmittelbar im Anschluss an die Regierungsreaktion auf das Memorandum, in Bukarest Gespräche „auf höchster Ebene“ geführt hätten. Nach den massiven Entlassungen dieses Jahres gibt es noch 1600 Arbeitsplätze – allerdings sind gegenwärtig 1000 Arbeitnehmer „im technischem Ausstand“, also zu Hause in Erwartung besserer Zeiten, mit einer Lohnfortzahlung von 75 Prozent.

An der Begegnung von Reschitza nahmen neben den schon Genannten auch Präfekt Silviu Hurduzeu, der Geschäftsführer von UCMR, Cosmin Ursoniu, und die führenden Gewerkschaftschefs teil, an der Spitze mit Jivomir Tovladiaţ, dem Ex-Gewerkschaftschef des Maschinenbauwerks und gegenwärtigen Leiter des Gewerkschaftsbunds Karasch-Severin. Die Analyse der Lage des Maschinenbauwerks machte Remus Borza. Hauptaussage: Die Schulden des Maschinenbauwerks können nicht einfach gestrichen/erlassen werden, sie müssen in Staatsaktien umgewandelt und eventuell verwertet werden. Adrian Volintiru von der AVAS verkündete, dass er hoffe, dass die Regierung kommende Woche den Beschluss fassen werde, dass dieser Schuldenberg, der augenblicklich der Nationalen Steueragentur ANAF zulasten geht, an die von ihm geführte Agentur transferiert wird, also zu Staatsaktiva werden. „Ab jenem Augenblick wird AVAS Hauptgläubiger des Reschitzaer Maschinenbauwerks UCMR. Dann können wir zur zweiten Etappe der UCMR-Rettung schreiten: Das Management des Maschinenbauwerks wird dann, zusammen mit Borza und mit mir, binnen 30 Tagen eine Wiederbelebungs-, Entwicklungs- und Effizienzsteigerungsstrategie der Gesellschaft ausarbeiten. Diese muss u. a. die Entwicklung der Verkaufsstrategie beinhalten, Identifizierung der Märkte, Segmentierung derselben, Käuferwerbung für neue Bestellungen und Verträge, Wiedereroberung traditioneller Märkte. Andrerseits werden Personalreduzierungen unumgänglich sein und leider auch eine Einschränkung der Tätigkeitspalette. Es gibt noch zu viele unnötige Ausgaben.“

Noch eine  Massenentlassung am Horizont

Remus Borza meinte, dass der „Elefant auf tönernen Füßen“ allein in den ersten sechs Monaten des Jahres 2013 ganze 27 Millionen Euro Verluste eingefahren hat, bei einem Umsatz von 26 Millionen Euro. Die Maschinenbaugesellschaft brauche dringend eine Modernisierung der Ausstattung und ein Umdenken der Produktionsströme in Richtung höhere Effizienz. Allerdings werde die Konversion der Schulden in Aktien kein frisches Investitionsgeld bringen, sondern bloß die Schulden beseitigen. Erst der Verkauf der Staatsaktien an der Börse – mit dem UCMR vom mehrheitlich in Staatsbesitz befindlichen neuerlich zum Privatunternehmen mit Staatsbeteiligung mutieren soll – werde Kapital für die angepeilte Entwicklung bringen. Auch deshalb solle man sich darauf vorbereiten, dass es ab dem 1. Oktober neue Entlassungen – von „ungefähr 200 Arbeitnehmern“ sprach Borza – geben wird, immerhin eine neuerliche Massenentlassung. „So lange ganze Abteilungen – ich denke da unter anderen an die Dieselmotorenabteilung oder an jene für Schiffsdiesel – überhaupt keine Aufträge haben, bleibt uns keine gescheitere Lösung. Ich hoffe bloß, dass dies die letzte Entlassungswelle sein wird“, meinte derjenige, der gerichtlich auch mit der Abwicklung der Insolvenz des Maschinenbauwerks betraut ist.

Da laut Remus Borza seitens Hidroelectrica demnächst zwei Aufträge an UCMR vergeben werden, werde man allerdings einen Großteil der 1000 in „technischem Ausstand“ befindlichen Arbeitnehmer zur Arbeit zurückholen, was zumindest einen Hoffnungsschimmer aufkommen lässt.

Die Gewerkschaftsvertreter waren bei dieser Begegnung überraschend friedlich und zurückhaltend, wohl weil sie vieles zum ersten Mal hörten. Auch die Lokalpolitiker ließen sich eher informieren, als dass sie aktiv ins Gespräch eingriffen. Man nahm die Erläuterungen der künftigen Hauptakteure der Sanierung zur Kenntnis.