Wo die Sonne nicht untergeht

Wort zum Sonntag

Es gibt viele Institutionen auf der Welt. Manche dienen der Geselligkeit, wie Gesangs- und Sportvereine. Andere sind für die Wirtschaft wichtig, wie Industriekonzerne und Trusts. Wieder andere sind für das zeitliche Wohl und das ewige Heil da: Staat und Kirche. Die wichtigste Institution, auf die sich alle übrigen aufbauen, ist die Institution der Ehe. Sie ist das Fundament der menschlichen Gesellschaft, die Keimzelle und Lebensquelle der Menschheit. Dementsprechend muss sie auch bewertet werden.

Was darf die Ehe nicht sein? Sie darf keine Versorgungsanstalt für bequem-leben-wollende Frauen, keine Freistätte zur bloßen Befriedigung sexueller Triebe der Männer sein. Viele aber treten mit solchen Ansichten in die Ehe ein. Wenn dann die Erwartungen sich nicht erfüllen, zerreißen sie das so lebenswichtige Band und lassen sich scheiden.

Die Ehe soll eine unauflösliche Liebes- und Lebensgemeinschaft zweier Gatten sein. Mann und Frau sollen sich gegenseitig ergänzen und einander im Lebenskampf Stütze und Halt sein. Darum hat Gott Mann und Frau mit verschiedenen Eigenschaften ausgestattet. Aus dieser glücklichen Mischung entsteht die harmonische Ehe. Sie wird zur notwendigen Lebensquelle, denn ihr entsprießen die Kinder. Diese machen die Ehe erst richtig zur Familie.

Um diesen edelsten aller Zwecke zu erreichen, setzte Gott die Einehe ein, das heißt die Verbindung eines Mannes mit einer Frau. Dadurch wird die Ehe – nach der Lehre des Apostels Paulus –, zum Abbild der Verbindung des einen Christus mit der einen Kirche. Hier hat das Christentum den größten Segen gestiftet. Es hat die Vielweiberei der Mächtigen und Reichen abgeschafft. Die Frau, die im Heidentum oft Sklavin und Lustobjekt des Mannes war, wurde zu seiner ebenbürtigen Lebensgefährtin. Soll die Ehe ihrem Sinn, dem Wohl der Kinder entsprechen, muss sie unauflöslich sein. Wie könnten sich ansonsten Ehegatten einander Stütze sein und ihre Kinder zu Charaktermenschen erziehen, wenn sie auseinanderlaufen? Darum hat Christus den jüdischen Pharisäern erklärt, dass die Ehe unauflöslich sein muss. Er lehrte im Markusevangelium: „Am Anfang der Schöpfung hat Gott sie als Mann und Frau geschaffen. Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und die zwei werden ein Fleisch sein. Sie sind also nicht mehr zwei, sondern eins! Was aber Gott verbunden hat, darf der Mensch nicht trennen!“

Die Gesundheit, die soziale Kraft, die Geisteskultur eines Volkes beruht auf der Festigkeit seiner Familien. Die Ehe ist also von fundamentaler Bedeutung. Nicht zufällig wirkte Christus sein erstes Wunderzeichen auf einer Hochzeit. Er wollte dadurch die fundamentale Bedeutung der Ehe unterstreichen.

Ein loser Vogel erklärte mir einmal großspurig: „Was ein richtiger Mann ist, hat eine Frau und eine Geliebte. Sind Sie der gleichen Meinung?“ „Natürlich,“ antwortete ich. Verwundert riss er die Augen auf. Ich erklärte: „Sie verstehen meine Zustimmung falsch. Der Mann soll Gattin und Geliebte haben, aber das dürfen nicht zwei verschiedene Personen sein, sondern beide sollen in einer Personalunion vereint sein. Dann heißt es schlicht: ‚Geliebte Gattin!‘ Die hat ein normaler Mann zu seinem Glück notwendig!“ 

Vom Kaiserreich Karls V. (1500-1558) hieß es, in seinem Reich gehe die Sonne nicht unter, Süd- und Mittelamerika gehörten dazu. Natürlich war das eine Aufschneiderei der Hofhistoriker. Es gibt aber ein Reich, das tatsächlich keinen Sonnenuntergang kennt: Das Reich der gelungenen Ehe! Wo Mann und Frau miteinander in Liebe und Treue durchs Leben gehen, wird die Sonne des Glücks immer scheinen. Es mögen sich manchmal Wolken vor die Sonne schieben, sie ziehen aber immer weiter, doch die Sonne selbst wird nicht untergehen. Die gute Ehe ist also der Ort „wo die Sonne nicht untergeht“!