WORT ZUM SONNTAG: Aus Mut und Vertrauen entspringt die Tat

Neulich zeigte das Fernsehen, wie Menschen nördlich des Polarkreises Waghalsiges unternehmen, um sich die notwendigen Lebensmittel zu verschaffen. In den Spalten der steilen Berge an der Eismeerküste nisten große Scharen von Vögeln, die dort ihre Eier legen. Die Bewohner dieser ungastlichen Gegend haben zum zeitweiligen Überleben diese Vogeleier notwendig. Das Fernsehen zeigte nun, wie ein Mann, mit einem Seil umschlungen, das zwei andere Männer festhalten, sich zu den Vogelnestern abgleiten lässt und die Eier einsammelt. Das bringt nur ein Mann fertig, der persönlichen Mut und Vertrauen in seine Helfer hat, die das Seil halten. Ohne Mut und Vertrauen müssten sie Hunger leiden. In Monte Carlo finden jährlich große Zirkusvorführungen statt. Hoch oben in der Luft werden waghalsige Sprünge vollführt. Der Springer muss großen Mut und festes Vertrauen in die Geschicklichkeit seiner Kameraden haben, die ihn auffangen müssen. Ein kleiner Fehler könnte zu großem Unglück führen. Diese Artisten verdienen ihren Lebensunterhalt mit einem Mut, der keine Furcht kennt.  – Das Sprichwort sagt: „Dem Mutigen gehört die Welt!“

Der berühmte ecuadorianische Präsident Garcia Moreno träumte als junger Mann davon, in seinem späteren Leben Großes zu leisten. Dazu musste die Furcht durch Mut überwunden werden. Eines Tages wollte er in eine Grotte eindringen. Da sah er über seinem Haupt einen Felsblock, der ganz lose auflag und jeden Augenblick herabstürzen konnte. Erschreckt lief er davon, doch dann schämte er sich, kehrte zurück und legte sich eine Stunde lang unter den Felsen. Das tat er mehrere Tage hindurch. So überwand er die Furcht. Er wurde ein mutiger Präsident.

Christus erwartet auch von uns Christen Mut. Hier geht es aber nicht um Lebensunterhalt wie bei den Polarkreisbewohnern und den Zirkusartisten. Hier geht es um viel mehr: Es geht um die verheißene ewige Gemeinschaft mit Gott! Christus verlangt, dass wir die Menschenfurcht überwinden und uns durch keinen Menschen, durch keine widergöttliche irdische Macht von unserem Glaubensweg abbringen lassen. Er sagt: „Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können!“ Wer sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen!“ – Die christlichen Blutzeugen haben für diese Forderung Christi heldenhaft den größtmöglichen Preis bezahlt. Wie steht es mit uns? Heute besteht für uns überhaupt keine Gefahr, wenn wir uns zu Christus bekennen. Er verlangt von uns schwachen Menschen keine Heldentaten. Aber wenn es gilt, Farbe zu bekennen, müssen wir alle Menschenfurcht überwinden und mutig unseren Glauben bekennen.

Der französische General Lamoricière verfolgte eben die Truppenbewegungen im Orientkrieg des zweiten Kaiserreiches. Da trat ein Kriegskamerad ein, der schon lange dem Glauben entfremdet war. Sein Auge fiel auf zwei Bücher, mit denen der General die Karte beschwert hatte. Es war die Bibel und die Nachfolge Christi. Spöttelnd wies er auf die Bücher und sagte: „So steht es mit dir!“ Der General erwiderte: „Ja, so steht es mit mir! Ich will nicht leben wie du, mit den Füßen zwischen Himmel und Erde. Ich will wissen, woran ich mich zu halten habe und wohin ich gehe!“ Das war keine Heldentat, aber ein mutiges Bekenntnis. Das können doch auch wir tun. Im ganzen Leben haben wir nur einige Male Gelegenheit, tapfer zu sein; aber die Gelegenheit, nicht feige zu sein, bietet sich uns oft. Dazu haben wir Mut notwendig. „Mut musst du haben, um wahr zu sein. Mut musst du haben, um treu zu sein. Mut musst du haben, um stark zu sein. Mut musst du haben, gilt´s Gott allein“ (G.Maaßen) Die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff ermuntert uns: „Was auch die Welt dagegen spricht und hunderttausend Menschenzungen: wer von des Glaubens Kraft durchdrungen, der wanket nicht und weichet nicht!“ Aus Mut und Vertrauen entspringt die Tat! Dem mutigen Menschen gehört unsere alte Welt: dem mutigen Christen wird sogar Gottes neue Welt gehören!