„Zehn-Prozent-Mann“: Ghiorghioni-Prozess beginnt

Schriftliche Urteilsfassung über U-Haft immer noch nicht in Reschitza

Reschitza – Obzwar die schriftliche Fassung des Urteils über die 30tägige Untersuchungshaft durch das Temeswarer Berufungsgericht immer noch nicht bei der Präfektur in Reschitza/Reşiţa angelangt ist, beginnt am Donnerstag vor dem Reschitzaer Kreisgericht der Prozess gegen den der Korruption und der multiplen Rechtsbeugung bezichtigten Ex-Vizepräsident der Kreisverwaltung Karasch-Severin, Ionesie Ghiorghioni. Den Prozessbeginn verkündete Ghiorghionis Anwalt Cosmin Bolosin.

Bei Ghiorghioni wurden Vermögenswerte von 200.000 Lei sowie diverse Geldsummen „zur Sicherung“ mit Beschlag belegt, letztere zum Teil, weil sie in seinem Panzerschrank in einer seiner Wohnungen, in Ferdinandsberg/Oţelu Roşu, gefunden wurden und ihre Seriennummern den registrierten Geldscheinen entsprachen, die vom Anzeigeerstatter, einem Bauunternehmer, gemeinsam mit der Antikorruptionsstaatsanwaltschaft DNA vor der Aushändigung an Ghiorghioni aufgezeichnet wurden.

Ghiorghioni wird heute mit einem der üblichen Sicherheitstransporte für Häftlinge aus dem Temeswarer Gefängnis in der Popa-Şapcă-Straße nach Reschitza transferiert und dem Gericht vorgestellt. Er wurde am 12. Mai bei der Annahme (durch seinen Neffen Cosmin Ghiorghioni) von 20.000 Lei Schmiergeld in flagranti von der DNA erwischt und gilt seither als der „Zehn-Prozent-Mann“, gelegentlich auch „der Papst“ (als Pendant zur mittelalterlichen Regel der Zehntenabgabe an die Kirche), weil er von jeder Investition des Kreisrats für sich selber zehn Prozent zu fordern pflegte. Ghiorghioni verantwortete   den Bau und die Instandhaltung der Kreisstraßen sowie  deren Schnee- und Eisfreihaltung im Winter.

Überraschenderweise ist Ghiorghioni zwar von seinen Parteiämtern in der PNL abgesetzt oder suspendiert worden, nicht aber aus seinem Amt im Kreisrat – sein Lohn als Vize des Kreisrats wird also weiterhin ausgezahlt, als sei nichts geschehen und als hätte er nicht die vergangenen drei Wochen im Gefängnis gesessen. Dies, weil die Präfektur immer noch nicht die schriftliche Urteilsfassung aus Temeswar/Timi{oara bezüglich der U-Haft erhalten hat, der Präfekt Nicolae Miu-Ciobanu also über keine Handhabe für Ghiorghionis Entlassung verfügt.