Aha-Effekt im Trachtenkleid und mit Kirchweihbaum

Russberger werden mit banatschwäbischem Brauchtum verwöhnt

Beim Festgottesdienst. Links vorne: Bürgermeister Sergiu Toma und DFDB-Geschäftsführerin Daniela Bărbulescu (vorne rechts). Foto: Siegfried Thiel

Mit der Krone voraus geht es für die Trachtenpaare mit dem Tannenbaum die befahrene Dorfstraße inRussberg/ Rusca Montan²vom Rathaus in Richtung Kirche. Es bedarf keinesPolizisten, der den Verkehr regelt, die Autos warten geduldig, die nahezu 70 Trachtenträger, die Offiziellen und die Banater Musikanten am Ende des Kirchweihzuges machen ebenfalls nach Möglichkeit den Wagen aller Größenordnungen Platz. Am Straßenrand stehen fast vor jedem Haus Bewohner des Bergdorfes und betrachten das bunte Treiben. Einen Kirchweihzug mit Trachten, verziertem Baum und Kirchweihstrauß, dass kannte man bis 2022 in Russberg nicht. Hier wurde das Kirchweihfest nicht wiedergegründet, sondern ganz einfach neu definiert und Recherchen zufolge im vergangenen Jahr in Premiere mit Trachtenumzug, Kirchweihbaum und Kirchweihball abgehalten.

Idyll, Blasmusik und Trachtenschau

 

Der Rusca-Gebirgsfluss rauscht etwas träge für ein Gebirgsgewässer dahin, ein Angler versucht seine Chance und die viele minutenlang anhaltende Stille wird nur durch ein über die Landstraße rasendesATV-Geländefahrzeug unterbrochen. Und dann wieder die idyllische Stille. Die schmale, asphaltierte Kreisstraße,die sich aus den Bergen schlängelt, ist am frühen Samstagmorgen menschenleer, dafür aber gefüllt von geschichtsträchtigem Umfeld. Sie führt hier hinab aus den Steinbrüchen, die meist stillgelegt sind, aus dem nahegelegenen Marmorsteinbruch im eingemeindeten Ruschi]a, in dem nach Einführung moderner Technologie nur noch wenig Personal gebraucht wird. Der Weg führt vorbei am Kulturheim, untergebracht in einemhistorischenGebäude, das seit 1868 an gleicher Stelle steht. Parallel dazu säumt auf der anderen Straßenseite das Haus des KarolyMaderspach die Straße, das zwar imposant geblieben ist, jedoch vom Glanz verstrichenerZeiteneingebüßt hat. In dem Gebäude hat er laut angebrachter Marmortafel mit seiner „Frau Fransicka Buchwald“ gelebt. Maderspachist als „Persönlichkeit der industriellen Entwicklung und des bürgerlichen Fortschritts im 19. Jahrhundert“ bekannt. Heute steht das Haus meist leer, manchmal übernachten hier Waldarbeiter, heißt es im Ort. Die Zeit nach 1990 hat schon auch Positives bewirkt in der Region. So steht nahe der katholischen Kirche auch das ehemalige Pfarrhaus im neuen Glanz. Das nach der Wende vom katholischen Kolping-Verein übernommene Gebäude wurde 2020 saniert und bietet Unterkunfts-, und Seminargelegenheiten, aber auch Verpflegung. Und ein solches Seminar hatte es in sich, dass es zu einem Kirchweihfest in dem Bergdorf kam, wie es die Gemeinde Russberg noch nie gesehen hat und auch sonst im gesamten Banater Bergland nur hier und da zu sehen ist.

(Meht dazu: Lesen Sie in dieser Woche in der gedruckten Ausgabe der Banater Zeitung)