Auswanderungen aus dem Veischedetal ins österreichische Banat 1763 - 1788 (III)

Banat-schwäbisches Dorf. (Gemälde von Stefan Jäger)

Im Rahmen der „Karolinischen Banatbesiedlung“ kamen im sogenannten „1. Schwabenzug“ 1722 – 1726 rund 15.000 deutsche Siedler aus den Kleinstaaten West- und Südwestdeutschlands in das Banat. Man holte sich aber auch Bulgaren, Spanier und Italiener. Einen empfindlichen Rückschlag erhielt das Aufbauwerk durch den Türkeneinfall von 1737/39 und den gleichzeitigen Ausbruch einer Pestepidemie. Soweit die Siedler nicht umkamen, räumten sie fluchtartig ihre Dörfer. Die Thronbesteigung Maria Theresias 1740 leitete die zweite, die sogenannte „Theresianische Banatbesiedlung“ (1740 –1778) ein. Ihren Höhepunkt erreichte die Einwanderung dieser Periode im „2. oder Großen Schwabenzug“ (1763 – 1772), durch den rund 40.000 Deutsche ins Banat gelangten.

Nach der Rückgliederung des Banats in den ungarischen Staatsverband 1778 erfolgte im Zuge der „Josefinischen Ansiedlung“ der „3. Schwabenzug“. Die Zuwanderung von Deutschen fiel aber zahlenmäßig nicht mehr so stark ins Gewicht. Der Begriff „Schwabenzüge“ für die umfangreichen Siedlerströme in das Banat hat sich eingebürgert, obwohl nur sehr wenige Aussiedler wirklich aus Schwaben kamen. Die Bezeichnung wurde von dem Schriftsteller Adam Müller-Guttenbrunn geprägt und hat sich seitdem im allgemeinen Sprachgebrauch durchgesetzt. Die Bezeichnung „Schwabe“ für einen Deutschen ist auch heute noch auf dem Balkan sehr verbreitet.

Literatur und Dokumente

Den zentralen Registrierungen aller Auswanderer in das Banat ist es zu verdanken, dass mit ziemlicher Sicherheit die Namen des größten Teiles der Einwanderungswilligen des zweiten theresianischen Siedlungsabschnittes im Jahre 1763 erhalten geblieben sind. Ab 1764 wurde gemäß Hofkammerbefehl zudem noch der frühere Wohnort des Einwanderers festgehalten. Eine weitere wichtige Zugabe erfuhren die Listen, als seit dem 1. Mai 1768 dem Namen des auswandernden Familienvaters dessen Beruf und die Kopfzahl aller mitauswandernden Mitglieder der Familie hinzugesetzt wurden. Eine Auswertung dieser „Wiener Listen“ nahmen im Auftrage der Deutschen Akademie und des Gesamtvereines der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine im Jahr 1936 Dr. Franz Wilhelm und Dr. Josef Kallbrunner vor; die Auswertung wurde unter dem Titel „Quellen zur deutschen Siedlungsgeschichte in Südosteuropa“ veröffentlicht. Dieses Buch ist das Standardwerk der Banatforschung. Die in diesem Werk erfassten deutschen Siedler haben alle eine separate Kenn-Nummer. Diese besteht aus der Seitenzahl des Buches und der lfd. Nummer, davorgesetzt „WK“ (für: Wilhelm u. Kallbrunner).