Ballonfahrt für Heiratswillige

Balloony: Neue Werbungskampagne

Einer der zwei Balloony-Heißluftballons
Foto: Zoltán Pázmány

„Einzigartig, sensationell und magisch“, so die ehemalige Passagierin Simona Gollent sichtlich bewegt über ihre Ballonfahrt mit dem Heißluftballon des Temeswarer Unternehmens Balloony. „Den tieferen Sinn dieser Worte kann man nur dort oben wahrnehmen. Nach einer Fahrt mit dem Heißluftballon gibt es großen Enthusiasmus, schwer in Worte zu fassen. Es besteht überhaupt kein Vergleich und es hat nichts mit einem Adrenalinstoß zu tun“, ergänzt Simona Gollent, die „Gräfin von Pesak/Pesac“. Dies, da die Passagiere nach einer Fahrt, je nach dem Landungsplatz des Heißluftballons, benannt und in den Adelsstand gehoben werden.

Die Tradition der Taufe und der Erhebung in den Adelsstand nach einer Ballonfahrt besteht schon seit der Zeit Ludwigs XVI. und Marie Antoinette. Da der König diese Erfahrung dem Volk enthalten wollte, ließ er die Brüder Montgolfier, die Erfinder des Heißluftballons, in den Adelstand heben und veranlasste, dass nur Adelige Ballonfahrten unternehmen durften. Die Balloony-Passagiere können nicht nur eine einfache Ballonfahrt genießen, sondern auch mit einem Adelstitel heimkehren, so die Veranstalter.

Simona Gollent war bei der Ballonfahrt mit einer Freundin unterwegs, schlägt die Fahrt aber mit Begeisterung Brautpaaren vor. An die letzteren richtet sich auch die jüngste Promotionskampagne „Komm, flieg mit mir bis ins hohe Alter“ von Balloony. Falls ein Mann seiner Zukünftigen einen Heiratsantrag in luftiger Höhe machen will, muss er dafür mehr als 200 Euro bezahlen, da eine Fahrt pro Person 100 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer kostet. Sieht nach kleinem Luxus aus, ist aber bei den Kosten eines Heißluftballons verständlich. Allein die Hülle kostet zwischen 20.000 bis 45.000 Euro, je nach Form, Größe und Gestaltung, im Falle von Sonderformen können sich die Preise bis auf 100.000 Euro belaufen. Außerdem muss eine Hülle nach 400-600 Betriebsstunden gewechselt werden. Korb, Brenner und Gasflaschen kosten etwa 30.000 Euro, dazu sind u.a. noch ein paar Tausend Euro für Gas, Versicherungen und Pilotenschein zu begleichen.

Kniefall nicht mehr in?

„Die Idee der Romantik wird perfekt über eine Ballonfahrt vermittelt. Der Ballon fliegt sehr langsam, man hat währenddessen Zeit, nachzudenken und am Ende Ja-zu-sagen“, so Andreea Kremm, die Inhaberin des Temeswarer Unternehmens Balloony, beim Start zur Promotionskampagne ihrer Firma. Auch verewigt eine im Ballon montierte Kamera das Lächeln der Braut beim Anblick des Verlobungsrings. Es dauert keine Sekunde, bis die Bräute unter solchen Umständen Ja sagen, erzählt die Unternehmerin.

PR-Managerin Angela Drăghia vertritt dieselbe romantische Haltung: „Wir haben diese Kampagne gestartet, denn was könnte romantischer sein als ein Heiratsantrag in einem Heißluftballon. Nicht alle Paare möchten für diesen Anlass nach Prag oder Budapest reisen müssen.“

Nur die Psychologin und Hochschullehrerin Ramona Răducan zeigt sich dem „Zusammen-Alt-Werden“ gegenüber eher skeptisch: „Ich glaube, dass die Idee des Zusammen-Alt-Werdens heutzutage nicht mehr existiert, da wir in einer Welt voller Veränderungen leben.“ Aber die Idee des Abenteuers mit einem Ballon soll stimulieren und die Eintönigkeit des Alltag sprengen, Auch könne der Ballon als Ersatz für eine außereheliche Beziehung fungieren, meint die Psychologin.

Außer Braut, Bräutigam und dem Piloten kann sich nur noch ein Mitfahrer im Korb einfinden, denn die Kapazität eines bei Balloony üblichen Heißluftballons während einer Fahrt ist auf vier Personen beschränkt. Auch wenn Kniefall bei einem Heiratsantrag nicht mehr in zu sein scheint, so ist laut Fachleuten „ein in die Knie gehen“ bei der Landung eines Heißluftballons eine Notwendigkeit.

Um einen Heißluftballon zu lenken ist ein Pilotenschein ein Muss. Alin Militaru ist einer der Balloony-Piloten, der mittlerweile etwa 20 Heiratsanträge bei den von ihm gelenkten Fahrten erlebt hat. Eine richtige Pilotenschule gibt es in Temeswar nicht, jedoch zwei Trainer. Einer davon ist für die Fahrtstunden zuständig. Die „Fahrschule“ dauert ungefähr einen Monat, eine Zeitspanne, die aber – weil wetterbedingt - nie eingehalten werden kann, erläutert Militaru. Mit dem zweiten Trainer bestreitet man dann die Prüfung für den Pilotenschein.

Banater Dörfer als Flugziel für Balloony

„Fünf phantastische Jahre mit interessanten Passagieren“, äußert sich Andreea Kremm zur bisher durchgeführten Tätigkeit von Ballony. Zum ersten Mal ist die Unternehmerin vor sechs Jahren in den Korb eines Heißluftballons gestiegen. Inzwischen besitzt sie zwei Heißluftballons und ihre einzige Konkurrenz befindet sich in Bukarest. „Wir sind die einzigen Unternehmer in dieser Region und auch landesweit, bis auf Bukarest“, so die Inhaberin von Balloony.

„Der Landesrekord liegt bei 11.000 Meter Höhe, wir fahren aber bei 300 Höhenmetern“, sagt Andreea Kremm. Denn ihr geht es darum, dass die Passagiere aus dieser Höhe die Banater Landschaft, die Dörfer, Häuser, Haushalte, Tiere und Felder besser sehen können. Bei den Flügen wird die Gegend Billed/Biled – Alexanderhausen/Șandra – Pesak, deutsche Ortschaften oder mit früher vorwiegend deutscher Bevölkerung, bevorzugt. Ein Heißluftballon fliegt nur, wenn der Wind weht, und bei einer Geschwindigkeit von maximal fünf Metern pro Sekunde. Bei einer größeren Geschwindigkeit kann der Heißluftballon nicht starten. Somit kann auch die Landschaft in Ruhe bewundert werden.

Ballonfahrten setzten bestimmte Wetterbedingungen voraus und deshalb finden sie im Zeitraum zwischen Mai und September statt. Dann gibt es die größten Chancen für eine Fahrt mit dem Heißluftballon, so Andreea Kremm und erinnert an das häufig regnerische Wetter von letztem Jahr, die diese Touren verhindert haben. Obwohl die Fahrten vorprogrammiert sind, meldet sich das Balloony-Team erst bei schönem Wetter bei den vorgemerkten Personen.

Nur über Temeswar können keine Ballonfahrten organisiert werden, und dies wegen des Traian Vuia-Flughafens. Ausnahme dabei war nur eine Woche im August 2014, als die Piste neu betoniert wurde und infolgedessen der Temeswarer Flughafen gesperrt war. Dann konnten die Balloony-Piloten auch über die Hauptstadt des Banats fliegen.