Cătălin Dorian Florescu auf Lesereise durch fünf Städte

Der Schriftsteller stellte „Jakob beschließt zu lieben“ in Temeswar vor

Vor zwei Jahren besuchte Catalin Dorian Florescu (vorne) das letzte Mal Temeswar. Damals stellte er die rumänische Fassung seines Romans „Zaira“ vor. Foto: Ana Sălişte

Der fünfte Roman Cătălin Dorian Florescus steht seit November auch auf den rumänischen Bücherregalen in einer übersetzten Fassung von Mariana Barbulescu. Der Schweizer Autor mit rumänischen Wurzeln wurde für sein jüngstes Buch „Jakob beschließt zu lieben“  von der deutschsprachigen Presse und Kritik mit Lob überschüttet. Für ihn selbst stellt es einen Wendepunkt in seiner inzwischen zehnjährigen Karriere als Schriftsteller dar. Der Roman wurde unter anderem mit dem Schweizer Buchpreis für 2011 geehrt und verkaufte sich über 40.000 mal.

Mit dem Erscheinen der rumänischen Ausgabe, möchte Florescu den Roman auch in Rumänien promoten. Dafür nimmt er eine strapaziöse Reise durch das Land in Kauf: Fast zwei Wochen lang fährt Cătălin Dorian Florescu mit einem Mietwagen durch fünf Städte, um sein Buch vorzustellen. Seine alte Heimatstadt Temeswar, die er zusammen mit seinen Eltern als 15-Jähriger verließ, besuchte der Autor Ende November.

Hier hielt er eine Lesung vor Studentinnen und Studenten von der Hochschule für Sprach- und Literaturwissenschaften sowie vor dem Temeswarer Lesepublikum in dem Lokal Jazzissimo Lounge.

Die Lesung an der West-Universtität Temeswar dauerte fast zwei Stunden in denen Florescu nicht nur über „Jakob beschließt zu lieben“ erzählte, sondern auch über die anderen vier Bücher, die ebenfalls auf Rumänisch erhältlich sind. Die Literaturkritikerin Adriana Babe]i stellte in einem 20-minütigen Vortrag, Leben und Werk des Schweizer Autors vor. Florescu selbst las zwei kurze Passagen aus dem neuen Roman vor, sprach über den Schaffensprozess, die persönlichen Hürden, die man überwinden muss und die Ängste, die Schriftsteller meist belasten und er selten spürt. Rumänien ist und bleibt seine Inspirationsquelle, obwohl er in der Schweiz lebt und auf Deutsch schreibt. Die Geschichten, die er in seinen Büchern erzählt, sucht er im Banat. Bisher fing er meist bei einer realen Begebenheit an und ließ sich dann von der Handlung treiben, die nicht selten seine Romanfiguren um die halbe Welt brachten.

Mit „Jakob beschließt zu lieben“ liefert Cătălin Dorian Florescu seinen ersten rein fiktiven Roman, der zwar von dem Schicksal der Rumäniendeutschen aus dem Banater Dorf Triebswetter/Tomnatic inspiriert wurde, sich jedoch von der Biografie realer Personen distanziert. Durch seine Figur Jakob Obertin erzählt Florescu von der Einwanderung der Deutschen im Banat sowie von den harten Jahren während, zwischen und nach den beiden Weltkriegen. Die Deportation der Deutschen nach Russland greift Florescu ebenso auf, wie die harten Jahre der Kolonisierung, als viele Deutsche im Banat den Tod fanden.

Weitere Stationen seiner Lesereise durch Rumänien waren Bukarest, Klausenburg/Cluj-Napoca und Oradea/Großwardein. Am Freitag liest Florescu in Iassy/Iaşi und schließlich vor seiner Abreise noch einmal in der Hauptstadt am Wochenende.