Cui bono?

Charlie Chaplin hätte seine Freude gehabt am rumänischen Goldrausch von Roşia Montană, mehr aber am Durcheinander des Drumherum und an der Verwirrung der rumänischen Spitzenpolitiker. Das Ganze begann zu Zeiten des schlechtesten Regierungschefs, den Rumänien nach der Wende hatte, Ceauşescus Staatsplanungschef Nicolae Văcăroiu, dem damals wie heute (er ist Chef des Rechnungshofs und tut sich mit nichts hervor) nachgesagt wird, dass erdas meiste vom Fusel versteht.

Direkt hatte Văcăroiu nichts mit dem umstrittenen Vertrag zwischen dem Autonomen Regiebetrieb des Kupfers Deva und der eiligst von einem rumänischen Emigranten gegründeten kanadischen börsennotierten Gabriel Ressources zu tun, zu der die Roşia Montană Gold Corporation (RMGC) gehört. Doch sofort waren Umweltschutzorganisationen hellhörig geworden. Denn nicht nur, dass RMGC die überholte und gefährliche Methode der Goldgewinnung mittels Zyanid bzw.

Salzen des Zyans anzuwenden gedachte – wobei die hochgiftigen Rückstände das Problem sind – sie wollte Gold und Silber auch noch im Tagebau abbauen und dabei die Weltkulturerbe-Ortschaft Roşia Montană wegbaggern. Außerdem waren Dutzende von Klärteichen in Erinnerung gebracht worden, die mit hochgiftigen Stoffen gefüllt sind und nur mit wackligen Dämmen gefestigt, die jederzeit bei Regen überlaufen und die sternförmig die Karpaten entwässernden Flüsse vergiften können.

Distant betrachtet ist der politisch hochstilisierte Wirtschaftsaufschwung Rumäniens mittels Gold (oder Schiefergas, oder Erdöl aus dem Schwarzmeerbecken, oder noch zu entdeckenden Ressourcen) ein Blödsinn. Die Gegenwartsgeschichte hat gezeigt, dass alle Staaten, die einseitig abhängen von endlichen Ressourcen, genau gesehen Diktaturen sind – Russland, Saudiarabien, Nigerien, Venezuela. Wollen wir das auch werden bzw. hat Ceauşescus Nationalkommunismus Rumänien nicht genügt? Die Hai-Instikte von Politikern wie Băsescu, Ponta oder Antonescu tendieren in diese Richtung. Daher ihr skrupelloses Herumpendeln zwischen Befürwortung und Ablehnung und ihr populistisches Vorgehen. Dass das Departement des holocaustverneinenden Dan Şova das Goldbusiness von RMGC für gut findet, sagt noch gar nichts über das Wirtschaftsmodell. Und auch die weinend aus den Gruben kriechenden Bergleute kann man nur bedauern, wie sie in die Falle der RMGC tappen. Dass wieder mal auch das „Wir verkaufen unser Ländchen nicht!“ mitklingt war zu erwarten.

Die Versicherungen von RMGC, man werde eine neue Technologie anwenden und die Risiken besser unter Kontrolle halten - Augenauswischerei. Wer (unvollständigen) Einblick hat in die Arbeit der Umweltschutzagenturen und –ämter und wer mitgehört hat, wie die dämliche Umweltministerin behauptete, sie werde ihre Genehmigungsentscheidung treffen, nachdem das Parlament entschieden hat über RMGC, dem dürfte ein Licht aufgehen. Im Falle Certej hat sie ja entschieden. Positiv.

Mag sein, dass RMGC Arbeitsplätze schaffen würde im bergwärtigen Hügelland des Siebenbürgischen Erzgebirges. Aber der Preis deutet sich als zu hoch an. Das sind Arbeitsplätze für Frühtote. In einer abgewürgten Landschaft.

Wer hat was davon?