Das Stück vom Unveränderlichen

Neue Premiere: „Vor dem Ruhestand“ von Thomas Bernhard

Doru Iosif wird im März in die Rolle des Gerichtspräsidenten Höller schlüpfen. Foto: Privat

Temeswar – „Vor dem Ruhestand“ von Thomas Bernhard heißt die neue Aufführung des Temeswarer Nationaltheaters in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Kulturforum. Die Vorstellung, unter der Spielleitung des österreichischen Regisseurs Christian Papke wird am Samstag, den 10. März, um 19 Uhr im Studiosaal 5 des Nationaltheaters Premiere feiern. Das Stück wurde von Ciprian Marinescu übersetzt. Es spielen: Ana Maria Cojocaru, Doru Iosif und Sabina Bijan. Für Bühnenbild und Kostüme zeichnet Alois Gallé.

„Vor dem Ruhestand“ handelt vom Gerichtspräsidenten Höller, ein ehemaliger SS-Offizier, der auch vierzig Jahre nach dem Krieg, verbissen an seiner faschistischen Überzeugung festhält.

Der österreichische Schriftsteller Thomas Bernhard zeigt in familiären Ritualen das Unveränderliche, die Monotonie des ständig Gleichen. Eine Familienwelt mit ihren persönlichen Verstrickungen und Geheimnissen: Drei alternde Geschwister, Vera, Clara und Rudolf Höller wohnen zusammen in einer alten Villa. Die „Familie“ scheint auf unheilvolle Weise an diesen Ort und an dessen Geschichte gebunden.

Der Jurist Rudolf Höller war SS-Obersturmbannführer und unter Himmler Kommandant eines Konzentrationslagers. Nach Kriegsende wurde er von Vera zehn Jahre lang im Keller des Hauses versteckt, um danach noch einmal Karriere zu machen: er wird Gerichtspräsident und Landtagsabgeordneter und steht kurz vor dem Ruhestand. Bernhard setzt mit diesem Stück nicht, wie in den meisten seiner Werke, auf gesellschaftliche Verhältnisse, Thema ist dieses Mal das Fortbestehen der faschistischen Denkweisen und Strukturen, veranschaulicht an der Familie eines Richters.

Die für Bernhard typischen Monologe kommen in diesem Stück weniger zum Vorschein, die Gespräche zwischen den Beteiligten weiten sich aber immer wieder zu ungezügelten, wortreichen Hasstiraden aus.