Dem Frieden eine Chance geben

Pro Musica bot ein Konzert in der Temeswarer Haftanstalt

„Auch zwischen den Mauern gibt es Herzen“ – unter diesem Slogan bot die Temeswarer Band Pro Musica ein Sonderkonzert.
Foto: Constantin Duma

„Auch zwischen den Mauern gibt es Herzen“ so heißt der Slogan eines besonderen Konzertes, das die Temeswarer Band Pro Musica in der Temeswarer Haftanstalt „Popa Sapca“ geboten hat.

Für gutes Benehmen kommt nun die Belohnung: Insgesamt 200 Inhaftierten haben das Recht bekommen, gemeinsam mit ihren Familien und Freunden im Publikum zu sitzen. Kurz vor Sonnenuntergang sammeln sie sich im Hof der Temeswarer Haftanstalt. Eine imposante Bühne, mit Lichtern, Leinwänden und hohen Lautsprechern warteten da auf sie. Im Hintergrund hört man schon Musik: bekannte Lieder von Eric Clapton, Joe Cocker oder The Beatles ertönen leise. Von Gefängniswärter überwacht nehmen sie Platz im Publikum und warten. Die Stimmung ist locker und angenehm und kurz bevor es wirklich dunkel wird: Pro Musica ist da. Die Band betritt die Bühne auf Musik von John Lennon. „Give Peace a Chance“ ist das Lied, das die Künstler als Leitmotiv bei ihren Konzerten, immer zu Beginn und zum Abschluss des Auftrittes von nun an erklingen lassen wollen.

„Wir gehören der Woodstock-Generation an und sind Fürsprecher für Gewaltlosigkeit und für die positive Energie der Musik“, sagt Musiker und Komponist Ilie Stepan. „John Lennon war ein Banner in diesem Kampf für Freiheit, so dass dies ein Aufruf an alle Musiker ist, ihre Konzerte mit diesem Lied zu beginnen und abzuschließen“, fährt Stepan fort. „Wir sind lebendig, und so seid ihr!“ ruft er und lässt seine Band zum Auftakt des Konzertes das Lied „Zarile gri“ ertönen.

Während des anderthalbstündigen Auftrittes kann man auf der Bühne bekannte Gesichter der legendären Temeswarer Band erkennen: Ilie Stepan, Dixie Krauser, Grigore Bujor Hariga, Lica Dolga, Doru Apreotesei, Doru Eugen Iosif, Horea Crisovan, George Gaina und Dana Borteanu. Etwas schüchtern am Anfang, doch immer fröhlicher mit jedem Lied, begleiten auch die Zuschauer die Temeswarer Musiker, mache singend, andere brummend oder Beifall klatschend. Lieder wie „Logica timpului“, „Poarta de foc“, „Pasarea P“, „Timisoara“ odr „Circe si PAunul“ ertönen eins nach dem anderen und lassen so die Vielfältigkeit der Band ins Rampenlicht treten; eine Vielfältigkeit, die bereits seit 42 Jahren musikalisch bewiesen wird.

Für die heutigen Inhaftierten aus dem „Popa Sapca“ ist das Konzert an diesem Abend wahrscheinlich ein Novum, für die Leitung der Haftanstalt aber nicht, denn hier haben im Laufe der Jahre auch andere Künstler die Mauern mit ihrer Musik durchbrochen: Tamango, Rona Hartner oder verschiedene Banater Folkloremusiker.

Am folgenden Tag wurde in der Begastadt auch die DVD „41 Pro Musica live in Timisoara“ vorgestellt.