Der Josefstädter Wasserturm und die Politik

Kommunalverwaltung hat auch Militärgebäude im Visier

Temeswar  - Wer hätte gedacht, dass eine Geschichtsrelique bzw. der alte Josefstädter Wasserturm einen hitzigen, politischen Disput im Temeswarer Stadtrat auslösen würde? Noch kurz vor dem Start der Wahlkampagne versuchte die neue USL-Stadtverwaltung, einen Beschluss betreffend das zukünftige Schicksal dieses Geschichtsdenkmals durchzusetzen: Es sollte der schon von der Ciuhandu-Verwaltung angestrebte Wechsel des beliebten Stadtsymbols am Bega-Ufer aus dem Besitz der Aquatim-Gesellschaft in den der Stadt Temeswar mittels einer Schenkungsurkunde durchgesetzt werden. Das klappte nicht, denn die derzeitige Opposition im Stadtrat (PDL und PNTCD) enthielten sich bei der Stimmwahl und provozierten geschickt eine Antragsablehnung.

Selbst der sich so dynamisch gebende Bürgermeister Nicolae Robu, der sich letztens noch für einen Verkauf  des Turms stark gemacht hatte, musste einen Fallrückzieher machen. Ein Verkauf wäre sowieso nur die letzte Variante, um den Wasserturm in den touristischen und geschäftlichen Kreislauf zu bringen. Es gäbe noch die Möglichkeit der Konzession, der Vermietung oder einer öffentlich-privaten Partnerschaft: „Der Josefstädter Wasserturm ist und bleibt weiterhin ein Stadtthema, doch erst nach den Wahlen im Dezember!“ Am liebsten hätte es Bürgermeister Robu, dass jemand im alten Turm an der Bega eine schicke Gaststätte einrichten aber auch auf längere Dauer eine ansehnliche Summe Steuern an den Stadthaushalt zahlen würde.

Bevölkerung, Kenner und Beobachter befinden, dass es schwierig sein wird, den Wasserturm auf diese Art an den Mann zu bringen: Der 1914 am rechten Begaufer im historischen Stadtviertel Josefstadt nach einem Entwurf des Stadtarchitekten Laszlo Szekely errichtete zylinderförmige Wasserturm (52 m hoch, 638 Quadratmeter Nutzffläche) ist seit 1940 außer Betrieb.

Eine Sanierung und Umfunktionierung- es gab u.a. schon Projekte für ein Museum, Kaffeestube oder Fitness-Center- wäre nicht nur eine kostspielige Sache sondern auch , weil Geschichtsdenkmal, recht heikel.

Der USL-Kommunalverwaltung geht es nicht nur um den Wasserturm sondern um zahlreiche andere Altbauten der Stadt: Erstens gibt es mehrere Bauten aus dem sogenannten sterilen Stadteigentum, deren Konzession, Vermietung oder Verkauf eine gute Einkommensquelle für die Stadt erschließen könnte. Außer dem Turm wurden da noch zwei Bauten aus seiner Nähe, ein Flügel des alten Rathauses, Alecsandri-Straße, zwei Bauten auf dem Gelände des ehemaligen Militärkommissariats und nicht zuletzt mehrere Bauten, die sich derzeit noch im Besitz des Verteidigungsministeriums befinden, ausgemacht.

Da Temeswar in letzter Zeit mehrere Altbauten, vor allem Schulen und Spitäler, durch die Rückerstattung an die ehemaligen Eigentümer verloren hat, möchte die Verwaltung in nächster Zeit die Rückerstattung mehrerer Bauten aus diesem Militärbereich (u.a. auch das Militärspital) von der Regierung erwirken.