Der Schwabenbischof

Kirchliches Leben und Wirken in der Zeit des Oberhirten und Glaubensbekenners Dr. h. c. Augustin Pacha (1)

Bischof Augustin Pacha (Reproduktion)

Der 150. Geburtstag des Schwabenbischofs Dr. h.c. Augustin Pacha, den die Diözese Temeswar im Jahr 2020 begeht, ist für uns Anlass zu einem Überblick auf wesentliche Entwicklungen in der Diözese Temeswar in der Zeit, als Pacha ihr Apostolischer Administrator und später ihr Bischof war. Keiner hat wie er das kirchliche Leben der römisch-katholischen Glaubensgemeinschaft im Banat im 20. Jahrhundert so zielstrebig auf neue Grundlagen gestellt und so nachhaltig geprägt wie er. Sein aufrechtes Eintreten für seine Gemeinde hat er mit schwerem Kerker und Zwangsarbeit am Donau-Schwarzmeer bezahlt; für sein segensreiches Wirken aber hat sich der volksnahe Oberhirte die hohe Wertschätzung und bleibende Anerkennung seiner Gläubigen erworben.

Herkunft und Familie

Am 26. November 1870 in Moritzfeld im heutigen Verwaltungskreis Karasch-Severin in einer banatschwäbischen Familie geboren, kam der junge Augustin Pacha seit Kindertagen in den Genuss einer guten Erziehung, um nach dem Abschluss der Volksschulklassen in seinem Heimatort auf die besten Schulen der damaligen Zeit nach Kecskemét, Temeswar und Szegedin geschickt zu werden. Er war das zwölfte von dreizehn Kindern der Eheleute Marian und Elisabeth Pacha, geborene Halsdorfer. Väterlicherseits stammte die Familie aus Petersdorf in Böhmen, von wo sie im 19. Jahrhundert ins Banat kam; die Vorfahren mütterlicherseits haben ihre Wurzeln in der Umgebung von Trier und sind Ende des 18. Jahrhunderts eingewandert. Von den dreizehn Kindern der Eheleute sind neun im Kindesalter gestorben, zwei Jungen und zwei Mädchen überlebten. Der ältere Sohn, Stefan Pacha (1859-1924), wurde ebenfalls Priester und war u. a. von 1904 bis 1924 als Abt-Pfarrer in der Temeswarer Fabrikstadt tätig.

Die Kinderjahre und das Jugendalter Pachas fielen in eine Zeit, als viele Repräsentanten der banatschwäbischen Elite – aber nicht nur diese – ihre Familiennamen ablegten und ungarische annahmen. Die als Madjarisierung bezeichnete komplexe identitäts- und mentalitätsgebundene Umorientierung, die als Folge des zunehmenden nationalpolitischen Drucks in den Jahrzehnten nach dem österreichisch-ungarischen Ausgleich des Jahres 1867 eintrat (aber nicht nur die Banater Schwaben betraf), traf auf Pacha jedoch nicht zu. Obwohl er in ungarischen Schulen erzogen und ausgebildet wurde und ein guter Kenner der ungarischen Sprache, Kultur und Literatur war, blieb er fest in der Kultur- und Geisteswelt seines deutschsprachigen Umfeldes verwurzelt. Diese Haltung verlieh seinen Äußerungen und Entscheidungen hohe Glaubwürdigkeit, als er 1923 die Funktion des Apostolischen Administrators der jungen Diözese Temeswar annahm und erklärte, allen Gläubigen seines Zuständigkeitsbereiches ein loyaler, verständnisvoller und gerechter Oberhirte zu sein. Pacha wird das nationale Erwachen der Banater Schwaben und die Stärkung ihrer katholisch-deutschen Identität ebenso unterstützen wie den Erhalt der Identität, die Pflege der Muttersprache sowie die geistige und kulturelle Entfaltung der Ungarn, Bulgaren, Kroaten, Tschechen und Slowaken in seinem Kirchensprengel. (Fortsetzung folgt)