Deutsches Schülertheater feiert Geburtstag

16 Jahre NiL-Gruppe am Temeswarer Lenau-Lyzeum

Beim langen NiL-Theatertag stellten alle Theatergruppen der Lenauschule ihre Theaterstücke vor. Foto: Zoltán Pázmány

„Liebe – Freundschaft... Wo ist die Grenze? Ich habe mich oft gefragt. Wärme und Kälte, wenn man DEN Menschen sieht. Liebe? Freundschaft? Ich habe auch gefühlt. Jeden Tag, wenn ich an der Bank vorbei gehe, schaue ich mir die Ecke an, in der ich meine erste Umarmung und den ersten Kuss erlebt habe. Obwohl die Bank meistens staubig oder nass ist, ist DIE Ecke immer rein. Als ob man sie täglich polieren würde um irgendwann, in Zukunft, wenn wir keine Kinder mehr sind, dort zusammen zu kommen und vielleicht...“, (Dominique Heidenfelder). Die eigenen Konfessionen aus dem Leben der kleinen Schauspieler eröffneten am Samstag den langen NiL-Theatertag im Haus des Deutschen Staatstheaters Temeswar/Timişoara (DSTT).
 

16 Jahre sind es bereits her, seitdem Christian Bormann, ein deutscher Gastschauspieler in der Temeswarer Lenauschule, den Schülern die Möglichkeit gab, ihre Fantasie umzusetzen und Theater zu spielen. NiL wurde die Theatergruppe genannt - die Abkürzung des Namen Nikolaus-Lenau. Unter diesem Namen konnten bereits Generationen von Schülern spielen – manche wurden mittlerweile Ingenieure oder Architekten, andere Journalisten, viele für eine Karriere als Schauspieler ermuntert, doch alle durften - auch wenn bloß für eine kurze Zeit - wie echte Künstler wirken. Viele ehemaliger NiL-Mitglieder spielen derzeit auf der Bühne des Deutschen Staatstheaters Temeswar (DSTT) oder sind im Ausland als Schauspieler tätig.

Kurz nach der Gründung übernahm die DSTT-Schauspielerin Isolde Cobe] die Leitung der Gruppe. „Ich habe mich zusammen mit den Kindern fortgebildet.

Das was ich zuerst von meinem Vater, dann von meinen Eltern gelernt habe, habe ich durch die Kinder weiterentwickelt“, sagt Isolde Cobeţ. „Wir müssen erstens an Christian Bormann denken, dass er diese Gruppe gegründet hat und wir es weitergeführt haben. Viele der Mitglieder sind mit mir zusammengewachsen. Einige spielen derzeit am DSTT - dafür kann ich nur stolz sein.“, fügt die NiL-Gruppenleiterin hinzu.

Der lange NiL-Theatertag startete am Wochenende im Saal des DSTT mit der eigenen Inszenierung der „Ersten Liebe“. Mit einem vollen Saal traten die kleinen Schauspieler der NiL-Junior-Gruppe auf. Nach einer Idee von Clemens Bechtel, stellten die „Junioren“ die eigenen Konfessionen ihrer ersten Liebe dar. „Sie war nie in mich verliebet. Sie will, dass wir bloß Freunde sind. Ohne Küsse und Umarmungen und ohne Valentine´s Day Geschenke.

Aber ich schenke ihr jedes Jahr etwas. Diese Jahr war es eine Pralinenschachtel in Form eines Herzchens. Ich frage mich, was ich fühlen werde, wenn jemand in ihrem Leben erscheint. Werde ich dann erfahren, was Eifersucht ist?“ (Casian Hălmăjan). Die etwa 20 Mitglieder der NiL-Junior-Theatergruppe schrieben ihre Erfahrungen nieder. Die Texte wurden danach ausgewählt, so dass sie entweder von der eigenen Person oder von jemand anders gespielt wurden. „Ein jeder kann sich in wenigstens einer der Erzählungen wiederfinden“, sagte Dominique Heidenfelder.

Auf dem Programm der diesjährigen Auflage des langen Theatertages standen mehrere Aufführungen: Alle Theatergruppen der Lenauschule stellen hiermit ihre Theaterstücke vor. Die zweite Vorführung im DSTT-Saal brachte das Monodrama  „Nijinski“ - Seiten aus dem Tagebuch (von Vaslav Nijinsky) vor das Temeswarer Publikum.

Harald Weisz schlüpfte in die Gestalt des polnischstämmigen, russischen Balletttänzers und Choreografen. „Ich habe meinen Charakter gut vorrecherchiert, damit ich mich besser in diese Rolle versetzen kann. Das junge Publikum war von meinen Bewegungen beeindruckt, obwohl ich nie Ballett studiert habe“, sagt Harald Weisz, Mitglied der NiL-Gruppe.

Das Programm ging mit dem Stück „Pygmalion“ weiter. Die Collage nach Johann Wolfgang Goethe, Joseph von Eichendorff, Frank Wedekind und Martin Opitz wurde von der NiL-Gruppe gespielt. „Blick zurück im Zorn“, von John Osborne wurde weiter von der NiL-Gruppe vorgeführt. Das Schauspiel des britischen Dramatikers John Osborne wurde von Lucian Pană, Harald Weisz, Dora Proks, Ioana Bugarin und Cristian Munteanu gespielt. Die letzte Aufführung des langen Theatertags brachte mit „Le Petit-Maître“ die After NiL-Gruppe im Vordergrund. Isa Berger, Oana Vidoni, Paul Cebzan, Seline Matei, Richard Hladik, Florina Birta und Astrid Weisz inszenierten das Theaterstück der georgischen Theaterregisseurin und Dramatikerin Nino Haratischwili.

Die NiL-Theatergruppe ist die offizielle Theatergruppe des „Nikolaus Lenau“-Lyzeums Temeswar. Gegründet wurde diese 1996 von Christian Bormann, Gastschauspieler aus Deutschland, zusammen mit Schülern des Lyzeums. 1998 entstand die NiL-Junior Theatergruppe, die auch den Schülern der Gymnasialklassen die Möglichkeit gab Theater zu spielen. Nach demselben Muster entstand 2008 die After NiL-Theatergruppe auf Wunsch einer Studentin, die ihr Hobby für das Theater pflegen wollte. Die Gruppen nehmen an verschiedenen Schülertheaterfestivals in Deutschland, Ungarn, Kroatien und Rumänien teil. „Der lange NiL-Theatertag“ wird jährlich im Frühling veranstaltet.