Die Patronin der Armen und Kranken

Symbol der Nächstenliebe: Elisabeth von Thüringen, Prinzessin und Heilige

Eine lichtvolle Gestalt aus dem  dunkelsten Mittelalter bzw. aus dem 13. Jahrhundert, einer Epoche der Kreuzzüge, des Fanatismus, der bitteren Armut und Hungersnot sowie der verheerenden Seuchen, ist auch nach sieben Jahrhunderten ein starkes und  lebendiges Sinnbild der Nächstenliebe geblieben: Die Hl. Elisabeth wird sowohl vom Katholizismus als auch vom Protestantismus als große Heilige und Sinnbild der Nächstenliebe verehrt. In den katholischen Ländern wird ihr Todestag, der 17. November, als bedeutender Gedenktag begangen, in den evangelisch und anglikanischen Zonen der Welt wird jährlich am morgigen Tag, dem 19. November, Elisabeths Gedenktag gefeiert.

Elisabeth von Thüringen wurde im Jahr 1207 in Pressburg oder auf Burg Rákóczi in Sárospatak (Ungarn) geboren und starb am 17. November 1231 in Marburg an der Lahn (Deutschland). Sie war eine ungarische Prinzessin, wird auch Elisabeth von Ungarn genannt (ung. Szent Erzsébet), aber auch eine deutsche Landgräfin. Als Heilige der katholischen Kirche galt sie in Deutschland zeitweise auch als Nationalheilige. Der Namenstag der Landespatronin von Thüringen und Hessen fällt auf den 19. November, den Tag ihrer Beisetzung. Elisabeth ist Patronin der Witwen, Waisen, Bettler, Kranken, unschuldig Verfolgten und Notleidenden, der Caritas-Vereinigungen, der Bäcker, Sozialarbeiter und Spitzenklöpplerinnen, des Deutschen Ordens.

Die Landgräfin starb mit nur 24 Jahren in der Nacht vom 16. auf den 17. November 1231 und wurde am 19. November im Franziskushospital aufgebahrt. Es wird erzählt, dass ihre Verehrer während der Aufbahrung Stücke von den Tüchern, die Elisabeths Gesicht bedeckten, abrissen, ihr Haupthaar, Nägel und sogar einen ihrer Finger abschnitten.

Es erfolgte ein langjähriges Kanonisierungsverfahren der katholischen Kirche unter Papst Gregor IX. Der Papst hatte die Witwe schon vor Jahren unter seinen apostolischen Schutz gestellt und sprach sie letztlich durch ein Dekret im Jahr 1234  heilig.

Elisabeth von Thüringen war die Tochter des ungarischen Königs Andreas mit Gertrud von Andechs. die dem mächtigen Adelshaus von Andechs-Meranien angehörte. Wie es damals üblich war, wurde Elisabeth schon als kleines Kind dem Sohn des Landgrafen Hermann von Thüringen versprochen und in der Familie des zukünftigen Ehegatten aufgezogen. 1211 wurde die vierjährige Prinzessin mit reicher Mitgift nach Thüringen gebracht. Sie wuchs überwiegend auf den Schlössern der Landgrafenfamilie auf. Landgraf Ludwig heiratete 1221 mit 17 die 14-jährige Elisabeth. Aus dieser glücklichen Ehe gingen drei Kinder hervor. Die junge Elisabeth begeisterte sich dann immer mehr für die Armutsbewegung. Sie verschenkte ihre kostbaren Kleider und den Schmuck, verrichtete in der Pflege von Kranken und Armen die schwersten Arbeiten. Sie wusch und bekleidete Verstorbene und sorgte für ihre Beerdigung. Sie pflegte auch die aussätzigen, schmutzigen und verkrüppelten Kinder. Sie versuchte im ganz en Land die schwere Hungersnot  zu lindern. 

Der Landgraf starb an einer Infektion 1227 bei der Einschiffung in Otranto für den V. Kreuzzug. Konrad von Marburg wurde zum kirchlichen und rechtlichen Vormund der zwanzigjährigen Elisabeth mit kompletter Verfügungsgewalt über all ihre Belange und ihren Besitz. Dieser isolierte sie völlig von ihrer Familie. Die letzten drei Jahre ihres Lebens verbrachte sie als ärmliche Spitalschwester in Marburg. Im Spital verrichtete sie die niedrigsten Arbeiten. Sie widmete sich Schwangeren, Gebärenden und Kindern besonders  aber der Pflege von Leprakranken.

Marburg wurde Wallfahrtsort. Heute tragen weltweit hunderte von Kirchen und viele Ordens- und Krankenhäuser den Namen Hl. Elisabeth. Auch eine Reihe von Krankenpflegeorden der Neuzeit. Patrozinien der heiligen Elisabeth gibt es auf dem ganzen Gebiet des früheren Königreichs Ungarn, so zum Beispiel im Szeklerland, bei Eliseni.

Der Reliquienkult um die heilige Elisabeth steht in engem Zusammenhang mit dem Fest der feierlichen Translatio ihres Leichnams am 1. Mai 1236, das eine so große Menschenmenge anzog, dass es zu den herausragenden Ereignissen des mittelalterlichen Marburgs zählt. Es wird die Zahl der Anwesenden, allen voran König Friedrich II,  gar mit 1,2 Millionen angeführt. Die im Schrein erhaltenen Gebeine blieben nicht lange vollständig, da sie sehr begehrt waren: Die erste sicher belegte Elisabethreliquie außerhalb von Marburg ist eine Rippe, die sich um 1250 im Besitz der Sophie von Brabant befand. Das Kloster Altenberg besaß eine Armreliquie. In Marburg befinden sich heute keine Elisabethreliquien mehr. Der Verbleib der Gebeine ist unbekannt.]

Das häufigste Bildmotiv vom Mittelalter bis zur frühen Neuzeit zeigt Elisabeth bei der Versorgung von Bedürftigen. Ihre Attribute sind meist ein Laib Brot, eine Kanne, manchmal Obst und häufig ist sie gemeinsam mit Bettlern und Krüppeln dargestellt. So malte sie beispielsweise Hans Holbein der Ältere auf einem um 1530 datierten Tafelbild, das in der Alten Pinakothek in München hängt.

Elisabeths Leben wurde auch Thema von Kompositionen. Dazu gehören unter anderem Werke von Wagner und Liszt. In der Neuzeit wurde Elisabeth gar zu einer Ikone der weltweiten feministischen Bewegung.