Ein großer Meister der Grafik

Retrospektivausstellung Julius Podlipny im Kunstmuseum

Bei der Vernissage der Julius-Podlipny-Retrospektivausstellung (v.l.n.r.): Annemarie Podlipny-Hehn, Victor Neumann, Constantin Flondor, Ioan Szekernyes und Cornel Ungureanu.

25 Jahre seit dem Ableben von Julius Podlipny (1898, Pressburg - 1991, Temeswar), eines der repräsentativsten Banater Maler und Grafiker des XX. Jahrhunderts, 90 Jahre seit seiner Übersiedlung nach Temeswar 1926, 60 Jahre seit der Gründung des Verbands der Bildenden Künstler (UAP) Temeswar: Unter diese Zeichen setzte der UAP-Vorsitzende Ioan Szekernyes die diesem Künstler gewidmete Retrospektivausstellung, die am Wochenende im Temeswarer Kunstmuseum eröffnet wurde. Mit 120 Arbeiten kann die Schau als eine der wohl größten Ausstellungen dieser Art, teils aus dem Bestand des Museums, teils aus der Privatsammlung der Witwe Annemarie Podlipny-Hehn (Sie kündigte an, 60 Arbeiten dem Kunstmuseum als Schenkung zu übergeben), betrachtet werden. Zu sehen ein gut belegter Querschnitt durch das Werk des Künstlers, beginnend mit den 30er Jahren und den Nachklängen des deutschen Expressionismus und durch verschiedene Kunstrichtungen des XX. Jahrhunderts führend, mit seinen ein Leben lang bevorzugten Themen: der einfache Mensch, religiöse Themen, Erinnerung an die Heimat Slowakei, das Dorf und das Banater Dorfleben.

Im Vordergrund steht die Grafik des Altmeisters. Julius Podlipny gilt als Meister der Kohlezeichnung- mit zahlreichen Porträts von einfachen, alten Menschen, von Bettlern, Bauern und Straßenmusikanten, Menschen aus den Randzonen der Gesellschaft (z.B. Lehrlingsporträt, Porträt eines alten Menschen, Blinder Musikant), mit etlichen Selbstporträts (ab 1925 bis kurz vor Lebensende), daneben seine Landschaftsbilder (etliche aus Wolfsberg oder aus der Slowakei) und Stillleben. Ausgestellt sind auch einige Fotos des Künstlers aus verschiedenen Lebensabschnitten sowie Publikationen über den Künstler und sein Werk.

Wie Cornel Ungureanu, Vorsitzender des Rumänischen Schriftstellerverbands Temeswar, einleitend unterstrich, hat der Künstler nachweisbar in seinem langjährigen Schaffen keinerlei Konzessionen an den sozialistischen Realismus gemacht. Auch die folgenden Redner, Museumsdirektor Victor Neumann sowie Constantin Flondor, Künstler und ehemaliger Schüler von Podlipny, wiesen einstimmig auf dessen bedeutende und nachhaltige Doppelrolle in der Temeswarer und Banater Kunstszene, als Künstler und als Kunstpädagoge, hin. Podlipny eröffnete vorerst eine private Malschule in Temeswar und war darauf jahrzehntelang, bis zum Eintritt in den Ruhestand, als Kunstlehrer tätig. Zu seinen Schülern zählten u.a. Diet Sayler, Paul Neagu, Roman Cotoşman, Stefan Câlţea. Julius Podlipny- er wurde posthum mit dem Titel eines Temeswarer Ehrebürgers bedacht, auch eine Temeswarer Straße trägt heute seinen Namen- war auch der erste Vorsitzende des vor 60 Jahren gegründeten Verbands der Bildenden Künstler Temeswar.

Die Ausstellung ist bis zum 15. Februar 2017, von Dienstag bis Sonntag, 10-18 Uhr, zu besichtigen.