"Ein Leben, das nichts als Kampf war..."

Letzte Briefe eines Russlanddeportierten

Ein  Russlanddeportierter Nikolaus Welter, Nr. 587, am 14. Januar 1945 aus Billed nach Stalino zur Zwangsarbeit verschleppt, schreibt seine ersten von starkem Kummer und Heimweh gezeichneten Briefe  aus Stalino an seine Mutter, Maria Welter, nach Billed. Seine letzten  verzweifelten Briefe schreibt er aus Löbau und St. Michaelis (Ostzone), wohin man ihn 1947 als Arbeitsunfähigen und Schwerkranken transportiert hatte. Offiziell konnte er nicht mehr nach Rumänien zurückkehren. Diese letzten Briefe und Karten in die Heimat dokumentierte Peter Krier. Hier einige Auszüge:

St. Michaelis 07.05.1947

Liebe gute Mutter, einen schönen Gruß aus weiter Ferne. (...)

Ich bin sehr krank. Ob ich noch einmal die Gnade habe aufzukommen? Liebe Mutter, falls mich das Los trifft, fern der Heimat zu sterben, so denke ich, es war Gottes Wille, lasse dann eine Stillmesse lesen. Ich habe mir immer versprochen, wenn ich nach Haus komme, eine Messe lesen zu lassen und nach Radna zu gehen, nur scheinbar hat der liebe Gott es anders bestimmt. Liebe Mutter, nicht traurig sein, ich werde von meinem schweren Leben erlöst, das nichts als Kampf war. Nur eines tut wehe, dass ich die liebe Heimat und Dich, liebe Mutter, nicht mehr sehen konnte und an der Seite meiner geliebten Frau in der Heimat ruhen darf. (...)

Lebe wohl, lebe wohl.

Am 3. Juni 1947 schrieb sein Landsmann und ehemaliger Leidensgenosse  Peter Slavik aus St. Michaelis an die Mutter Maria Welter in Billed, dass ihr Sohn am 31. Mai gestorben wäre. "Es ist nicht der Erste und nicht der Letzte, der stirbt," schreibt er, " solange wir nicht alle zu Hause sind, sterben noch." (bz)