Eine Initiative bringt Früchte

Erstes Treffen zwischen Deutschen aus der Untersteiermark (Slowenien), aus dem Banater Bergland (Rumänien) und aus der Branau (Ungarn)

Delegationen aus drei Ländern im Hof des Lenau-Hauses in Fünfkirchen Foto: der Verfasser

Erstmalig fand im Mai 2018 eine trilaterale Begegnung im ungarischen Fünfkirchen / Pécs, wo Banater Berglanddeutsche, Ungarndeutsche aus der Branau und Untersteirer aus Slowenien zusammenkamen, statt. Initiator dieser Begegnung war der Vorsitzende des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen (DFBB), Erwin Josef Țigla, der die Idee 2017 hatte, die Begegnung jedes Jahr in einem der drei teilnehmenden Länder stattfinden zu lassen.

Eingeladen wurden die Gäste aus Slowenien (Marburg an der Drau/ Maribor) und Rumänien (Reschitza im Banater Bergland und Temeswar) im Komitat Branau/ Baranya vom Verband der Branauer Deutschen Selbstverwaltungen und dessen Vizevorsitzenden Zoltan Schmidt. Er hat auch das gesamte Programm so gestaltet, dass die Gäste in diesen drei Tagen vielseitige Informationen betreffend Leben und Wirken der Ungarndeutschen in der Branau bekommen hatten.

Am Ankunftsabend konnte man kurz an einer Volkstanzprobe der „Tanzgruppe Fünfkirchen“ unter der Leitung von Helmut Heil teilnehmen, danach am Hauptplatz von Fünfkirchen die jugendliche Atmosphäre des Freitagabends im Restaurant „Bazár“ miterleben. Der Abend endete mit einer Stadtführung in der Abenddämmerung, die die vielseitige Geschichte dieser Stadt unterstrich.

Die trilaterale Begegnung, der offizielle Teil, begann am Samstag-Morgen im „Valeria Koch“-Schülerwohnheim mit der Begrüßung durch Zoltan Schmidt. Ihm zur Seite standen der Vorsitzende des Verbandes der Branauer Deutschen Selbstverwaltungen, Josef Szugfil und Katharina Meiszter Győri, Lehrerin und Mitglied des Bildungsausschusses der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen. Aus Rumänien kamen nach Fünfkirchen Erwin Josef Țigla, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen (DFBB) und stellvertretender Vorsitzender des Regionalforums Banat, Lehrerin Elvira Theresia Szlovig, Mitglied des Vorstandes des DFBB und des Regionalforums Banat, und Dipl.-Ing. Dan Stănescu, alle Reschitza, sowie die Heimatdichterin Banater Berglanddeutscher Abstammung, Edith Guip-Cobilanschi, heute in Temeswar wohnend. Aus Slowenien nahmen teil Veronika Haring, die Obfrau des Kulturvereins deutschsprachiger Frauen „Brücken” aus Marburg an der Drau, und ihr Kollege Uroš Parhaltinger aus Cilli an der Sann / Celje.

Erwin Josef Țigla sprach als Erster über die Banater Berglanddeutschen, über ihre Ansiedlung, Werdegang in der Geschichte und die jetzige Entwicklung. Auch erläuterte er die Struktur des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, von der Landesorganisation bis zu den einzelnen Ortsforen.

Veronika Haring aus der Untersteiermark unterstrich die Tatsache, dass die deutsche Minderheit in ihrem Lande noch immer nicht als solche vom slowenischen Staat anerkannt sei, übrigens als einzige in der Europäischen Union. Sie unterstrich die Schwierigkeiten, die daraus entstehen, aber auch die Bemühungen trotz der nicht leichten Lage, sich für deutsche Sprache und Kultur in Slowenien einzusetzen.

Lehrerin Katharina Meiszter Győri sprach über das ungarndeutsche Lehrwesen früher und heute und erzählte über die Erfolge der letzten Jahre, wo man sich bemüht hat, interessante und anziehende Lehrmittelmaterialien herauszugeben, von besonderer Bedeutung für die Zukunft des Unterrichts in Deutsch-als-Muttersprache in Ungarn.

Nach dem Mittagessen im Restaurant „Fiáker“ folgte eine Fahrt in einige der schwäbischen Dörfer der Branau, um somit auch einen Einblick ins ländliche Leben der hiesigen Schwaben zu bekommen. Erster Halt war im Dorf Lak/ Geresdlak, auch als Dorf der donauschwäbischen Museen bekannt. Hier erwartete die Teilnehmer Teresia Gratz, die diese in vier Museen führte. Insgesamt gibt es hier 8 Museen. Man besuchte das Puppenmuseum, die Alte Schule mit dem Musik- und  Alte-Handwerk-Museum, das „Dorf aus Lebzelten“, das Museum der Wandschoner und Frauentücher und nicht zuletzt das Bauernhausmuseum, in einem alten schwäbischen Haus untergebracht.

Es folgte ein Besuch der Blaufärberwerkstatt in Großnarad/ Nagynyárád, wo der traditionelle blaue Stoff der Donauschwaben hergestellt wird. Unser Gastgeber Zoltan Schmidt erzählte uns über die Technik der Stofferzeugung und über den alten Meister János Sárdi, vor einigen Jahren verstorben, dessen Kunst aber von seinem Sohn weitergeführt wird.

Den Abschluss der Fahrt machte der Besuch der einzigartigen runden Elisabeth-Kirche und des Weinkellerdorfs Palkan/ Palkonya. Im „Röder“-Keller konnten die Teilnehmer auch den guten Tropfen eines schwäbischen Weines verkosten, der besonders gut in diesem von der UNESCO geschützten Kellerdorf schmeckte.

Der Sonntag-Morgen begann ebenfalls im „Valeria Koch“-Schülerwohnheim. Zoltan Schmidt sprach über die Struktur der Ungarndeutschen, früher und jetzt. Er erläuterte das ungarndeutsche Selbstverwaltungs-System und gab auch Informationen zum Aufbau der ungarndeutschen Nicht-Regierungsorganisationen (meistens Kulturgruppen-Vereine, aber nicht nur).

Es folgte seitens der Gemeinschaft Junger Ungarndeutscher (GJU) ein Vorstellungsvortrag, dargeboten von Blanka Jórdan, Vorsitzende des Vereins, der seit dem Anfang der 90 Jahre des vergangenen Jahrhunderts positiv in Ungarn funktioniert.

Nicht so alt, aber trotzdem sehr aktiv und erfolgreich kann auch der Verein für Ungarndeutsche Kinder (VUK) eingestuft werden, der sich mit Kindern vom Baby bis zum Erreichen der 14-Jahre-Grenze bemüht. Über dessen Tätigkeit sprach Krisztina Csordás.

Als  Abschluss des Vormittags galt der Besuch im Fünfkirchner Studio der Sendung in deutscher Sprache von Ungarn. Nach dem live-Mithören der letzten 15 Minuten auf Sendung, wurden die Teilnehmer von der Redakteurin Christina Arnold herzlichst willkommen geheißen. Sie erzählte über die Minderheitensendungen in Ungarn und lud die Teilnehmer zu einem Kurzinterview ein. Die Schriftstellerin Edith Guip-Cobilanschi trug vor dem Mikrophon aus dem eigenen poetischen Schaffen vor.

Es folgte ein Besuch des berühmten Fünfkirchner Domes und danach, nach dem Mittagsessen in der ehemaligen Bierbrauerei von Fünfkirchen, heute Restaurant „Maláta“, folgte der letzte Programmpunkt der Begegnung, die Teilnahme am Blaskapellentreffen der Branau im Dorf Bawaz/ Babarc, wo die Teilnehmer die gute Musik der Schwaben aus der Branau mitverfolgen konnten.

Die erste trilaterale Begegnung deutscher Minderheiten aus Slowenien / Rumänien / Ungarn war erfolgreich und alle waren der Meinung, dass es auch weitere Treffen geben sollte. So beschloss man, dass im nächsten Jahr diese Begegnung in der Zeitspanne 10. - 12. Mai 2019 in Reschitza im Banater Bergland stattfinden soll. Erwin Josef Țigla schlug vor, dass an dieser Begegnung auch eine Vertretung seitens der Buchenlanddeutschen in der Ukraine teilnehmen soll, also eine „Trilaterale-Plus-1-Begegnung“.