Erinnerung an einen Temeswarer Germanisten

Zum Ableben des Germanisten und Hochschullehrers Karl Streit

Temeswar - Der ehemalige, angesehene Temeswarer Germanist und Hochschullehrer Karl Streit ist am 19. Januar 2013 im 83. Lebensjahr nach langem Leiden in Essenbach, Landkreis Landshut, gestorben. Karl Streit  zählte zu der Gruppe junger Deutschlehrer, die in den Fünfzigern als Lehrer an der deutschen Abteilung der Lugoscher Mittelschule Nr. 2 , seit 1956 Deutsche Mittelschule Nr. 4, einen wertvollen Beitrag zur Wiederbelebung des deutschen Unterrichts und der Kulturtätigkeit in der Stadt an der Temesch geleistet hat. Karl Streit unterrichtete hier Deutsch in der Zeitspanne 1957-1961. Wie etliche andere seiner Banater deutschen Landsleute hatte er jedoch in der Nachkriegszeit viele Hürden in der Schul- und fachlichen Ausbildung zu meistern: Der 1930 in Keglewichhausen in einer schwäbischen Bauernfamilie Geborene besuchte die Grundschule im Heimatdorf und dann das deutsche Gymnasium in Perjamosch 1941-1944. Nach seiner Rückkehr aus Österreich- die Familie war 1944 in den Westen geflüchtet- war er vorerst in Großsanktnikolaus in die Lehre gegangen, 1950 erhielt er eine Arbeitsstelle in der Temeswarer Bierfabrik. Nach Abschluss des Gymnasiums in Großwardein besuchte er ein Studium der Germanistik-Rumänistik in Bukarest 1953-1957. 1957- 1960 unterrichtte der junge Deutschlehrer, wie erwähnt, in Lugosch Deutsche Sprache und Literatur an der Mittelschule Nr. 4 und darauf am Lyzeum Nr. 1, heute C.Brediceanu-Lyzeum. 1960 wurde er zum wissenschaftlichen Assistent an den Temeswarer Germanistiklehrstuhl berufen. 1969 wurde Karl Streit zum Dozent und 1962 zum wissenschaftlichen Sekretär der Temeswarer Philologie-Fakultät berufen. 1972 übernahm er als Nachfolger von Prof. Dr. Stefan Binder die Leitung des Germanistiklehrstuhls. An diesem Lehrstuhl sollte er bis zu seiner Aussiedlung nach Deutschland 1979 vornehmlich Deutsche Literatur nach 1945 in der BRD, DDR, der Schweiz und in Österreich unterrichten. Er betreute über vierzig Diplomarbeiten.

Im Rahmen der Forschungstätigkeit befasste er sich erfolgreich mit der Erforschung der Banater Mundarten und als einer der Ersten mit dem Sammeln Banater Mundartliteratur. Gemeinsam mit dem Kollegen Prof. Josef Czirenner brachte er zwei Sammelbände banatschwäbischer Literatur heraus: “die Gedichtanthologie “Schwowische Gsätzle ausm Banat” 1969 und “Schwowisches Volksbuch” 1970 mit Prosa und Stücken in Banater Mundart. Mit Herbert Bockel gab Karl Streit außerdem Adam Müller-Guttenbrunns Lenau-Trilogie im Temeswarer Facla-Verlag (1975-1977) heraus.