Girlanden und Tannen aus Gottlob

Zu Besuch in der Fabrik des Weihnachtsmannes

Künstliche Tannenbäume sind immer beliebter. Sie hinterlassen keine Nadeln im Zimmer und können mehrere Jahre lang benutzt werden.
Foto: Zoltán Pázmány

Den alten Herrn mit weißem Bart, der einen roten Anzug trägt und an Weihnachtsabend in seinem Rentierschlitten dahergerollt kommt, kennt wohl jedes Kind. In der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember soll er angeblich in alle Häuser, wo Kinder sind, eindrigen, meist durch den Kamin, und insgeheim Geschenke für die Braven hinterlassen. Was jedoch die wenigsten wissen, ist, dass der Weihnachtsmann auch im Banat eine Fabrik besitzt. Diese befindet sich in der Temescher Gemeinde Gottlob, etwa 50 Kilometer von Temeswar/Timi{oara entfernt.

Ein eisiger Wind weht in Gottlob, als wir in der Fabrik des Weihnachtsmannes eintreffen. Hier herrscht eine eher ruhige Stimmung, denn der Weihnachtsmann hat die letzten Vorbereitungen auf das große Geschenke-Austeilen bereits vor einigen Wochen getroffen. Ein paar letzte Bestellungen für künstliche Weihnachtsbäume und bunte Weihnachtskugeln werden noch entgegengenommen, so dass bei unserem Besuch nur noch zwei von drei Hallen in Betrieb sind.  Die Fabrik des Weihnachtsmannes erstreckt sich auf einem Grundstück von fünf Hektar an der Ausfahrt nach Hatzfeld/Jimbolia.

Im Jahr 1997 beschloss der Weihnachtsmann, eine Fabrik in Gottlob zur eröffnen. Das italienische Unternehmen Moranduzzo fand es für angebracht, nach Rumänien zu expandieren und fand als Niederlassungsort die ehemalige deutsche Gemeinde Gottlob als geeignet. Zu Beginn wurden in Gottlob ausschließlich Weihnachtskugeln hergestellt, danach kamen etappenweise die Girlanden, Krippenfiguren und Weihnachtsbäume hinzu. „Während des Produktionshochs damals haben wir sogar in zwei-drei Schichten gearbeitet“, erinnert sich Produktionsleiter Lucian Bartalics, ein Mann der ersten Stunde in der Fabrik des Weihnachtsmannes in Gottlob. Die Produkte, die in Gottlob hergestellt werden, kommen auf den rumänischen Markt, werden aber auch nach Italien, Frankreich, Belgien und in andere europäische Länder exportiert – je nachdem, woher die Bestellung kommt. In den ersten Monaten im Jahr wird für Italien produziert, ab August fokussieren sich die etwa 30 Mitarbeiter, die aus Gottlob und den naheliegenden Dörfern und Städten kommen, auf die Produktion für den rumänischen Markt. Dabei hat die italienische Fabrik Verträge mit den größten Supermärkten in Rumänien abgeschlossen. „Ungefähr 70 Prozent unserer Produktion dient dem rumänischen Markt. Am Anfang gingen 60 Prozent unserer Ware nach Italien und der Rest von 40 Prozent blieb in Rumänien, um hier verkauft zu werden“, erklärt Lucian Bartalics. Für die Herstellung des Weihnachtsschmuckes wird Rohstoff aus Rumänien erworben, allein der Kunststoff für die Tannenbäume stammt aus Italien. Am besten werden aktuell die Girlanden und die künstlichen Tannebäume verkauft. „Wegen der Konkurrenz aus China mussten wir mit einem rasanten Rückgang beim Verkauf der Weihnachtskugeln rechnen“, sagt der Produktionsleiter.

Die wohl lustigste Zeit im Jahr ist für die Mitarbeiter des Weihnachtsmannes im November und Dezember. Dann müssen sie nicht nur die letzten Bestellungen entgegennehmen und bearbeiten, sondern auch die neugierigen Kindergruppen empfangen. Kindergartenkinder und Schüler aus dem gesamten Banat melden ihren Besuch in der Fabrik des Weihnachtsmannes an. Sie alle wollen sich überzeugen, dass der Weihnachtsmann tatsächlich fleißig alle Geschenke vorbereitet. Und obwohl sich die Fabrik des Weihnachtsmannes mit internen Problemen auseinandersetzt, einer der Firmenbesitzer will die Fabrik aufkaufen, geht die Produktion weiter: In diesem Jahr wurden ungefähr 15.000 künstliche Tannenbäume, 500.000 Meter Girlanden und 800.000 Weihnachtskugeln hergestellt. Dafür muss der Weihnachtsmann an Heiligabend ganz viel Platz in seinem Schlitten bereithalten.