Hoffnung auf Linderung bei Jucken und Heuschnupfen

„Oncogen“-Forscher haben Ambrosia den Kampf angesagt

Blühende Allergiebombe am Wegrand, auf Brachland und Feldern und manchmal auch im Garten: die Ambrosia.
Symbolfoto

Das „Oncogen“-Zentrum in Temeswar verspricht Warnung durch Technologie und Heilung durch Impfung.
Foto: Zoltán Pázmány

Sie ist nordamerikanischer Abstammung, bis zu 1,80 groß, steht vorwiegend am Straßenrand oder auf Feldern und kann im Jahr zwischen 3000 und 60.000 Samen abwerfen und bis zu eine Milliarde Pollen in die Luft entlassen: Ambrosia heißt die Pflanze, auch Beifußblättriges Traubenkraut.

Mit Ambrosia haben die Medien in den letzten Jahren ein weiteres Sorgenkind entdeckt. Doch die Warnung ist ernst, denn die Anzahl der Allergiker ist europaweit auf steigendem Kurs; weltweit wird jeder fünfte Erdenbewohner von einer Allergie geplagt. Im Banat ist die Pflanze die Hauptquelle für Allergien. Die Ambrosia-Allergie zählt zu den großen Gesundheitsproblemen hierzulande, wie das Spezialisten erkannt haben. Zu dem Krankheitsbild gehören Heuschnupfen und Asthma, auch Juckreiz, so wird zum Beispiel davor gewarnt, die Pflanze direkt anzufassen; will man das Unkraut aus dem Garten entfernen, empfiehlt sich, Gummihandschuhe zu tragen und notfalls auch eine Maske. Entsorgen sollte man sie in den Müll.

Warnung über App

Rumänien zähle zu den wenigen EU-Staaten, die über keine Webseite mit Warnungen für die Bevölkerung bei Pollenflug verfügt, erklärte Virgil Păunescu, der Leiter des Forschungszentrums „Oncogen“ am Temescher Kreiskrankenhaus: „Diese Webseiten sehen den Wetternachrichten-Seiten ähnlich, mit einem Farbencode: Gelb, Orange und Rot, je nach Konzentration der Pollenwelle, so dass sich Allergiker darauf einstellen können. Eine App müsste auf den Smartphones installiert werden und den Nutzer warnen. Wir werden uns in die Realisierung der Webseite einbringen und diese mit Unterstützung der Kreiskrankenhausleitung entwickeln“. Bereits in einem Jahr soll dies verwirklicht werden.

Die Mitarbeiter von „Oncogen“ wissen sehr wohl, wie es um die Ambrosia-Allergie steht, denn vor kurzem haben sie erst bekannt gemacht, dass ihre Arbeit an einer Impfung gegen die von der Ambrosia ausgelösten Allergie sehr bald wohl erfolgreich sein wird. Das würde sicherlich ein Durchbruch bedeuten und vielen, vielen leidenden Menschen Linderung bringen. Drei Allergene aus der Ambrosia-Pflanze hat dieses Forschungszentrum in landesweiter Premiere geklont. Dies war im Rahmen des Projektes „Inspired“ möglich, das von „Oncogen“ mit der Universität Wien abgewickelt wurde. Das Projekt wurde mit zwei Millionen Euro von der EU finanziert. „Inspired“ ist das dritte Forschungsprojekt, das von „Oncogen“ in den vergangenen paar Jahren gewonnen wurde, wie Marius Craina, der Manager des Temescher Kreiskrankenhauses bekannt gegeben hat.

Schon im frühen Kindesalter

Auf den Ernst der Situation machte die Allergologin Carmen Bunu Panaitescu vom „Oncogen“-Zentrum für Gen- und Zell-Therapien aufmerksam: „In diesem Jahr wurden sogar zweijährige Kinder, die von der Allergie betroffen sind, diagnostiziert. Das kann nur daraufhin deuten, dass bereits im intrauterinen Leben Änderungen vorkommen. Vorwiegend sind jedoch die Erwachsenen von der Allergie betroffen“. Am schlimmsten steht es dabei um die Bewohner, die in den Randvierteln wohnen, wo Pollenflug und die Effekte der Luftverschmutzung zusammentreffen, hat die Allergologin bekannt gemacht. Dabei geht es weit mehr um ein Nasenkribbeln und das darauffolgende Niesen: „In diesem Jahr gab es extrem ernsthafte Fälle, bei denen eine Notfallbehandlung nötig war“, so Carmen Bunu Panaitescu.

Marius Craina, der Manager des Kreiskrankenhauses, erklärte auch, dass im Rahmen von „Oncogen“ möglicherweise in den kommenden Jahren ein Exzellenzzentrum für die Bekämpfung von Allergien eingerichtet werden soll, das eine landesweite Premiere darstellen würde: „Es ist zwingend erforderlich, dass wir in diesem Forschungsfeld arbeiten, weil das Team hier mit der existierenden Apparatur schon ein Exzellenzzentrum darstellt. Wir müssen nur an der gesetzlichen Anerkennung arbeiten sowie an der Einführung des Zentrums in das europäische und weltweite Netz der Allergiezentren“.

Dass Rumänien trotz des Einsatzes des Temeswarer Ärzteteams anderen EU-Ländern hinterherhinkt, sieht man auch daran, dass die Ambrosia-Pflanze bei uns noch nicht als Quarantäne-Pflanze offiziell angesehen wird. „Zwei Parlamentarier wollen den Vorschlag unterbreiten“, erklärte die Allergologin Carmen Bunu Panaitescu in einer Pressekonferenz. Und: „Sollte die Ambrosia wirklich zu einer Quarantäne-Pflanze erklärt werden, können Maßnahmen getroffen werden, beispielweise Fonds für die Ausrottung der Pflanze in einem kleinen Stadium ausgegeben werden und nicht erst, nachdem sie sich entwickelt hat und die Pollen verbreitet“. Die Allergologin hält an der Idee fest, dass die Pflanze nicht durch chemische Mittel bekämpft werden sollte. Jedenfalls muss auf mehreren Ebenen für die Bekämpfung der Pflanze und der Allergie gearbeitet werden.