Holländer sollen Molkerei retten

Besuch und Expertise in der Orawitzaer Milchbearbeitungsanlage

Das außergewöhnlich gute Geschmack der Milchprodukte könnte, gutes Marketing vorausgesetzt, verkauft werden – sagte ein holländischer Unternehmer, der vor Kurzem einen Besuch in der Orawitzaer Molkerei machte.

Orawitza – Da in Reschitza weder der Kreisrat Karasch-Severin noch der Stadtrat vor Ende Juni gegründet waren, weil die Parteien sich gegenseitig blockierten, waltete der Chirurg Romeo Dumitrescu weiter seines Amtes als Kreisratspräses, das ihm vor knapp anderthalb Monaten anvertraut wurde. Als eine seiner letzten Amtshandlungen besuchte er neuerlich Orawitza und die dortige Molkerei, die mehrheitlich dem Kreisrat Karasch-Severin gehört. Diesmal brachte er in die insolvente Milchverarbeitungsanlage die holländischen Unternehmer Klaas und Cor Struiksma von der Firma „Cownexxion” mit, deren Expertise Dumitrescu angefordert hatte.

„Cownexxion” hatte vor einiger Zeit seine Absicht bekanntgegeben, mit Partnern auf dem rumänischen Markt der Milchverarbeitung und des -Absatzes aktiv zu werden. „Wir wollen auch versuchen, die Molkerei Orawitza vor der Pleite zu retten. Seit 2014 in Insolvenz, haben sie endlich ihr Personal reorganisiert. Ich habe nun an die Stadt Orawitza appelliert und an meine Freunde aus Holland, von denen ich die entscheidende Unterstützung erhoffe. Es geht in erster Linie um den Absatz von Käsesorten, Schmelzkäse und Rahm bester Qualität”, sagte Romeo Dumitrescu.

Zusammen mit dem wiedergewählten Bürgermeister von Orawitza, Dumitru Ursu besprach man Mittel und Wege, um das Hauptproblem der kleinen Molkerei zu lösen: den Absatz. Sowohl die Holländer als auch die Kommunalpolitiker gaben zu, dass hier erstklassige Produkte, vorwiegend aus Bergmilch, erzeugt werden, die zudem durchschnittlich, vom Preis her, zweieinhalbmal günstiger als Vergleichbares anderer Milchverarbeitungen angeboten werden. Aber schon in Orawitza fehlt es an dem nötigen Marketing, um Ortsspezifisches bester Qualität abzusetzen. „Ich werde mal mit allen Unternehmern sprechen, die hier, im Raum Orawitza, mit Lebensmitteln handeln. Sie sollen doch Mal, wenigstens probeweise, dieses Orawitzaer Spitzenprodukt in ihre Angebotspalette aufnehmen. Ich komme aus der Privatwirtschaft und verfüge über einiges an Managementerfahrung, diese werde ich hier mit einbringen”, sagte Bürgermeister Ursu.

Der holländische Unternehmer Klaas Struiksma zeigte sich vor allem vom Geschmack der Milch und der Fertigprodukte aus Orawitza angetan. „Der Absatz der Milchprodukte scheint nur augenblicklich als ein Problem auf - ist aber kein unlösbares. Denn mit diesem außergewöhnlich guten Geschmack der Produkte können sie ohne weiteres, mit gutem Marketing, verkauft werden. In Rumänien wie im Ausland. Dazu müssen wir die entsprechende Struktur ausfindig machen, die per Vertrag sich der Sache annimmt. Dann regelt sich der gesamte Prozess dieses Geschäfts wie von selber”, sagte Klaas Struiksma beim Besuch der Orawitzaer Molkerei.

Konkret wurde bei diesem Besuch nichts festgelegt. Man wolle sich noch einmal zum Thema treffen. Immerhin ist zu diesem Anlass auch die neue Sonderverwalterin der „Fabrica de Produse Lactate” Orawitza dabeigewesen, Laura-Maria Adil, die auf der jüngsten Generalversammlung der Aktionäre und Gläubiger einstimmig gewählt wurde.

Die Anlage für Milchverarbeitung in Orawitza ist nach langjährigen Verzögerungen 2003 auf dem Grundstock einer Spende schwedischer Rotarier gegründet worden. Diese hatten in den 1990er Jahren in Schweden eine aufgegebene Anlage dem Intellektuellenclub Orawitza überantwortet. Der Orawitzaer Club wusste damit nichts anzufangen, vor allem, als es um die nötigen Investitionen ging. Somit schenkte er die Anlage an den Kreisrat weiter, der sie in einem entsprechenden Gebäude in Betieb setzte, sich aber nie ernsthaft darum gekümmert hat. 2014 musste die Orawitzaer Molkerei Insolvenz anmelden.