Korbatsche und Dirigentenstab

Es gibt doch tatsächlich auch in (West-)Europa Kommentatoren, denen der Holzfällerton des internationalen Frondeurs Traian Băsescu imponiert. Seine Tiraden gegen die (real Europa schadende) Unentschlossenheit – oder ist es ganz einfach Unsicherheit? – der Bundeskanzlerin und des sie sekondierenden Sarkozy kamen mal wieder in einem Augenblick, wo Rumänien das grade nötig hatte.

 

Das Schlusslicht EU-Europas betreffs Absorption von EU-Mitteln, erstickt von Korruption und blockiert von einer nach politischen Kriterien selektierten, inkompetenten und faulen Beamtenschaft, Europa gegenüber in einer schwerwiegenden Glaubhaftigkeitskrise, bellt plötzlich zähnefletschend diejenigen an, die mit Leib und Seele (und mit wenig überzeugenden Beratern) immerhin versuchen, den Karren aus dem Schuldenschlamm zu ziehen – und gleichzeitig politisch ihren Wählen gegenüber je weniger Vertrauen zu verlieren.

 

„Rumänien kann nicht unendlich lange die Unentschiedenheit der europäischen Leader bezahlen (...)“, knurrte der ehemalige Schiffskapitän in Richtung Spitzen Europas. „Rumänien bezahlt leider bereits für die Konsolidierung des europäischen Bankensystems, durch sehr hohe Zinsen, die schon auf einem unakzeptierbaren Niveau angekommen sind. (...) Die Leader der Euro-Zone, die eine Entscheidung für Griechenland unendlich lang hinausschieben, schaden nicht nur Griechenland sehr (...).“

 

Solche Aussagen kamen in gewissen Medien, auch in Deutschland und Frankreich, gut an. Wieder Mal punktete „der Freund klarer Worte“ und lenkte mit seinem hunnischen Vorpreschen von den wahren Problemen Rumäniens ab.

Seinen Rundumschlag setzte Băsescu dann in der Woche des Gipfeltreffens gegen Finnland und Holland fort, denen er „Nichtrespektierung eines politischen Engagements“ bezüglich des Schengen-Beitritts Rumäniens und Bulgariens vorwarf. Wohlweislich bezog er sich bei der „Erfüllung der Beitrittskriterien“ der beiden Länder nur auf die „technischen Kriterien“ (selbstverständlich ohne zu erwähnen, dass sich diese zu mehr als der Hälfte auf Dinge beziehen, die mittels EU-Finanzierungen problemlos zu erfüllen waren), ohrfeigte aber auch öffentlich, entgegen elementarster Diplomatie, den Premierminister Hollands, indem er diesem vorwarf, mit ihm, Băsescu, etwas Klares abgesprochen zu haben, und dann habe „der Premier Hollands diese Dinge vergessen, als er nach Hause reiste.“ Das war mehr als schrill.

 

In beiden Fällen mag Präsident Băsescu über weite Strecken recht haben. Und doch geht es auf dem internationalen Parkett nicht an, seine Korbatsche zu schwingen, als ob man der oberste Schweinehirt wäre. Es kommt auf den Ton an. Auch Ex-Kanzler Heltmut Schmidt und dessen Wunschkandidat als künftiger Bundeskanzler, Peer Steinbrück („Er kann es“), haben unlängst im „Spiegel“ ihre Keulen gegen das Management der Bundeskanzlerin in der EU-Schuldenkrise geschwungen.

 

Aber ihre Keulen sahen wie Dirigentenstäbe aus.