Kundenfreundlich, aber nur für treue Fahrgäste

Nahverkehrsbetrieb RATT plant Änderungen und Modernisierungsarbeiten

Die Doppelfahrkarten wurden abgeschafft - Kartenautomaten sollen nun in den Verkehrsmitteln montiert werden. Foto: Zoltán Pázmány

Neue Straßenbahnen, Kartenautomaten in den Verkehrsmitteln und die Abschaffung der Tickets für zwei Fahrten – das alles sieht der Nahverkehrsbetrieb (RATT) in  Temeswar/Timişoara für das Jahr 2012 vor. Über die Änderungsvorschläge seitens des RATT stimmte die Kommunalverwaltung Anfang des Jahres ab. Diese sollen im Laufe dieses Jahres umgesetzt werden. Die erste Änderung ist bereits Anfang dieses Monats in Kraft getreten.
 

Ab dem 1. März heißt es offiziell „Tschüss“ für die Doppelkarten des Nahverkehrsbetriebs. Die Karten für zwei Fahrten wurden Anfang des Monats abgeschafft. Grund dafür sei laut der RATT-Verwaltung die Förderung der Dauerkarten. Dazu habe ein Rückblick auf das vergangene Jahr beigetragen – denn laut RATT wurden allein im Jahr 2011 rund 100 Millionen Entwertungen durch  Fahrkarten registriert, 90 Millionen davon nur durch elektronische Dauerkarten. Somit wurde durch eine Kommunalabstimmung beschlossen, dass die Abonnenten gefördert werden sollen. Anfang des Jahres wurde darüber abgestimmt, dass die doppelten Fahrkarten abgeschafft werden. „Unsere treuen Fahrgäste werden von dieser Entscheidung nicht betroffen sein und die gelegentlichen Passagiere werden nun nur Einzelfahrkarten kaufen können – der Preis eines Einzelfahrscheins bleibt unverändert”, sagt Cosmin Bradu, Pressesprecher des öffentlichen Nahverkehrsbetriebs in Temeswar.

 

Kartenautomaten in den Verkehrsmitteln

 

Eine weitere Neuigkeit für das Jahr 2012, die RATT einführen möchte, bezieht sich auf die Option, Karten in den Verkehrsmitteln kaufen zu können. Dafür müssen Fahrkartenautomaten erworben werden. Die Automaten werden gelegentlichen Fahrgästen entgegenkommen – meint Cosmin Bradu. Die Fahrkarten sollen einen einheitlichen Preis sowohl für allgemeine - als auch für Expressfahrten haben: 5 Lei. Der Preis überschreitet knapp das Doppelte einer Einzelfahrt, die derzeit 2 Lei kostet, wobei eine Expressfahrt 2,5 Lei kostet. „Für den Preis der Fahrkarten, die aus den Verkehrsmitteln gekauft werden, haben wir auch die zusätzlichen Aufwendungen für den Vertrieb in Betracht gezogen“, meinte der RATT-Direktor Ioan Goia bei der Abstimmung im Kommunalrat.

Eine Doppelfahrt hat bisher 3,5 Lei gekostet. Die Abschaffung der Doppelfahrkarte soll die Fahrgäste vor allem dazu bewegen, mehr Dauerkarten zu kaufen – sieht die Strategie des RATT vor. Die abgesetzten Doppelticktes, können jedoch auch in den kommenden Tagen genutzt und entwertet werden. Die Variante, Karten aus den Verkehrsmitteln zu kaufen, wurde nach dem Modell der rumänischen EisenbahngesellschaftCFReingeführt. „Wenn zum Beispiel ein Fahrgast zu spät ankommt und keine Zeit mehr hat, sich eine Fahrkarte vom Bahnhofschalter zu kaufen, gab es bei derCFRimmer die Möglichkeit, eine Karte vom Schaffner zu kaufen – diese war natürlich auch etwas teurer. Nun möchten wir das Gleiche für gelegentliche oder verspätete Fahrgäste des RATT einführen”, sagt Pressesprecher Cosmin Bradu. Obwohl dies eigentlich den Fahrgästen entgegen kommen sollte, gibt es Kritik aus der Bevölkerung. „Es ist nicht meine Schuld, dass ich an vielen Haltestellen keine Möglichkeit habe, mir eine Fahrkarte zu kaufen. So habe ich nur zwei Möglichkeiten, entweder ein Stück zu Fuß zu laufen, um mir vom nächsten RATT- oder Zeitungskiosk bei normalem Preis eine Karte zu kaufen oder eine aus dem Verkehrsmittel zu kaufen, jedoch das Doppelte dafür zu bezahlen. Da muss ich sagen, das ist gar nicht gerecht uns gegenüber“, sagt Maria Mihăiescu, eine gelegentliche Kundin.

Eine Ausschreibung für den Erwerb der Fahrkartenautomaten soll demnächst stattfinden. Zuerst sollen aber nur einige Geräte gekauft und experimentell in einigen Verkehrsmitteln montiert werden. Wenn das Experiment erfolgreich sein wird, dann werden die Apparate in allen Verkehrsmitteln der Stadt angebracht, d.h. in 85 Bussen, 50 Trolleybussen und knapp über 50 Straßenbahnen.

 

15 neue Straßenbahnen

 

Eine weitere Priorität, wenn es um Investitionen im Jahr 2012 geht, ist der Kauf neuer Straßenbahnen in Temeswar. Insgesamt 15 sollen in einer ersten Etappe in diesem Jahr gekauft werden. Dafür sind etwa 50 Millionen Euro notwendig. Die Summe wurde vom Kommunalrat Ende des vergangenen Jahres genehmigt und soll von der Europäischen Investitionsbank fließen. Laut Cosmin Bradu würde eine einzige Straßenbahn etwa zwei Millionen Euro kosten. Insgesamt sollen es um die 40 Straßenbahnen gekauft werden. Der Kredit wird dann in 20 Jahren zurückgezahlt. Derzeit verkehren in Temeswar rund 55 Straßenbahnen. Die meisten davon wurden infolge der Städtepartnerschaft von der Stadt Karlsruhe Mitte der 90er Jahre gespendet. „Viele dieser Straßenbahnen hatten große Probleme, vor allem in der Winterzeit – die Notwendigkeit neuer Straßenbahnen in der Stadt ist größer als je zuvor geworden“, sagt der RATT-Pressesprecher. Auch das Straßenbahndepot im Dâmboviţa-Viertel soll modernisiert werden. Dafür sind etwa zwei Millionen Euro notwendig. Sowohl die Halle, als auch die sonstige technische Ausstattung soll erneuert werden.

Die Infrastruktur der Linien muss auch an machen Stellen noch saniert werden. Die Arbeiten an der Ardealul-Straße haben die Fahrt der Straßenbahn Nr. 3 beeinflusst. Auf dieser Strecke wurden ein Bus und ein Expressbus eingeführt. Nachdem die Sanierungsarbeiten abgeschlossen werden, wird die Straßenbahnfahrt erneut aufgenommen. Die meisten Straßenbahngleise der Stadt wurden in den letzen Jahren ersetzt. Sanierungsbedürftig bleiben noch drei wichtige Strecken der Stadt: die Linie der Straßenbahn Nr. 5 zwischen der Balta-Verde-Haltestelle und der Endhaltestelle im Ronatz-Viertel, die Strecke der Straßenbahn Nr. 4 von der Balta-Verde-Station bis auf der Torontler-Straße und die Strecke der Straßenbahn Nr. 7 im Fratelia-Viertel. Auch hier fehlt das Geld und die Kosten für die Modernisierung der Infrastruktur sind sehr hoch: Ein Kilometer neue Linie kostet etwa eine Millionen Euro. Für die Finanzierung der Arbeiten wird die Kommunalverwaltung ein neues Darlehen von der Europäischen Investitionsbank beantragen.

 

Verkehrsnetz-Karte nur im Internet

 

Vor einem Jahr schenkte der junge Temeswarer Diplomarchitekt Şerban Gherga dem Nahverkehrsbetrieb RATT eine neue, moderne Karte des Temeswarer Verkehrsnetzes. Als Inspiration diente ihm die Karte des Münchner Verkehrsnetzes, aber auch jene anderer europäischer Großstädte. Trotzdem kann die neue Karte immer noch nur auf der RATT-Webseite (www.ratt.ro) oder auf den LCD-Bildschirmen in den neuen Bussen gesehen werden. Die Leitung des RATT versprach, dass die Karte auch in den Haltestellen zu sehen sein wird, sobald alle Routen und Linien in Funktion gesetzt werden. Wann das passieren soll, ist laut Cosmin Bradu noch ungewiss, denn es sollen noch die Metropolitan-Strecken festgelegt werden. Für die Zukunft ist die Verlängerung der Straßenbahnlinie bis nach Neumoschnitza/Moşniţa Nouă vorgesehen, aber auch die Erweiterung der Trolleybuslinie Nr. 14 bis nach Dumbrăviţa. Auch für diese Arbeiten müssen EU-Fonds beantragt werden.