Letztfasching bei den Temeswarer Deutschen

Alter Faschingsbrauch soll im nächsten Jahr aufgeführt werden

Auf Besen reitend: So präsentierten sich die Mitarbeiter und Bewohner des Adam-Müller-Guttenbrunn-Hauses beim Faschingsfest am Samstag.

Die Mitglieder des Temeswarer Liederkranzes und des Bunten Herbstreigens kamen als Sternzeichen zum Faschingsfest. Fotos: Zoltán Pázmány

Löwen, Hexen und Symbolfiguren aus längst vergangenen Epochen haben sich am Wochenende ein Stelldichein im Temeswarer Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus gegeben. Hier feierte man, wie schon seit Jahren gewohnt, das traditionelle Faschingsfest. Mit Musik und lächelnden Gesichtern kamen die Mitglieder des Demokratischen Forums der Deutschen in Temeswar/Timişoara (DFDT), aber auch jene der Volksuni sowie die Mitarbeiter und Bewohner des AMG-Altenheims zu einem bunten Maskezung zusammen, der alle Blicke auf sich zog. Bis gestern um Mitternacht durfte man noch die fünfte Jahreszeit feiern. Mit dem heutigen Aschermittwoch hat nämlich die 40-tägige vorosterliche Fastenzeit begonnen.

„Für die Banater Schwaben begann früher nach dem Dreikönigsfest die lustige Zeit, denn es war noch Winter und es gab nicht so viel zu tun. Am Wochenende vor Aschermittwoch, an den sogenannten Letztfaschingstagen, wurden verschiedene Faschingsbräuche gefeiert: vom Hänsel-und-Gretel-Spiel bis zum Bänder-Anbringen, Vogelspaziergang oder Kucksiloch“, sagte die DFDT-Vorsitzende Helen Alba, die die Feier im Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus moderierte. Dass man sich auf den Banater Dörfern gerne unterhielt, daran kann sich Helen Alba noch ganz gut erinnern. „Man genoss diese Faschingszeit, denn es war eine ausgelassene Zeit. Es wirkten von Jung bis Alt mit – bloß die ganz alte Generation gehörte zu den Zuschauern bzw. zu den Stalierern, den Kritikern“, sagte Helen Alba.

Bei der Feier im AMG-Haus war das Durchschnittsalter der TeilnehmerInnen eher gehoben. Trotzdem amüsierte sich jeder. Nach dem Faschingszug durch das Foyer und den Festsaal des Forumshauses begann im großen Saal das Faschingsprogramm. Die Mitglieder der Temeswarer Volksuni führten eine lustige Szenette auf: Als Alt-Temeswarer verkleidet hatten sie einen Opernbesuch geplant, allerdings sagte ihnen nichts zu, weswegen sie sich entschlossen, ins AMG-Haus zu gehen und da Fasching zu feiern. Else von Schuster ergriff nach der Vorführung die Gelegenheit, auf die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Abteilungen des Deutschen Forums hinzuweisen.

Auch die Mitglieder des Bunten Herbstreigens und des Temeswarer Liederkranzes führten ein kurzes musikalisches Theaterstück unter dem Motto „Kennen Sie Ihre Sternzeichen?“ vor. Als Sternzeichen verkleidet hatten sie nicht nur Lieder, sondern auch eine eigene Choreographie einstudiert – zum Genuss der Leute im Publikum, die dadurch zum Lachen animiert wurden. Regie führte die Leiterin der DFDT-Kulturgruppe Luise Finta. „Es ist mir ein Vergnügen, zu sehen, wie alte Menschen sich verkleiden und auf der Bühne bewegen. Dafür mal ein besonderes Lob“, sagte Helen Alba.

Zum Schluss traten die Mitarbeiter und einige Bewohner des Adam-Müller-Guttenbrunn-Altenheims auf. Mit riesigen Schlapphüten und schwarz-grauen Lumpengewändern geisterten sie durch die Flure des AMG-Hauses und boten auf der Bühne im Festsaal ein närrisches Programm mit moderner Musik, das für heftigen Beifall sorgte.

Das Faschingsprogramm im Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus soll sich im nächsten Jahr um einen weiteren Programmpunkt bereichern. DFDT-Vorsitzende Helen Alba plant nämlich, einen alten banatschwäbischen Faschingsbrauch wieder aufleben zu lassen. „Ein wirklicher Faschingsbrauch wurde bisher noch nicht vorgezeigt. Dadurch erinnert sich ältere Generation zurück und die junge Generation erfährt, wie das einmal gewesen war“, sagte Helen Alba. Daduch würde das bereits seit Jahren veranstaltete Faschingsprogramm aufgefrischt werden. Masken, die vor ungefähr einhundert Jahren in Bogarosch/Bulgăruş getragen wurden, sollen ebenfalls gezeigt werden, verriet Helen Alba.