Mircea Roman – die Faszination der Pyramiden

Ein Werk des Bildhauers im Skulpturenpark der Interart-Triade-Stiftung

Mircea Roman und sein Kater Cheluşă. Im Hintergrund sind Werke des Plastikers zu sehen. Foto: privat

Temeswar - „Eine horizontale Monumentalskulptur scheinbar um sich zu befreien kämpfend, eine auf einen Pier an der Themse befestigte Arbeit, so dass sie je nach Flut und Ebbe ertrinkt und wiederaufersteht“, so beschreibt der englische Kunstkritiker John McEwen die Arbeit „Boot-Mensch“ („Omul Barcă“) des Bildhauers Mircea Roman, der etwa 15 Jahre in London gelebt und geschaffen hat.

Der „Boot-Mensch“ ist wahrscheinlich sein bekanntestes Werk in England. Das rumänische Publikum kann ihn anhand öffentlicher Werke wie „Gedenkstätte” („Memorial”) in Schag (Kreis Temesch), „Ovids Becher” („Cupa lui Ovidiu”) in Kostanza oder „Die auf die Nase gefallene Pyramide” („Piramida căzută în nas”) im Skulpturenpark der Triade-Stiftung in Temeswar/Timişoara entdecken.


Gleich mehrerer Arbeiten widerspiegelt auch Romans „Die auf die Nase gefallene Pyramide“ dessen Vorliebe für die Kunst der Alten Ägypter. Die fast drei Meter hohe, aus geschweißtem Metall angefertigte Skulptur gehört zu den „Pyramiden-Körpern“ – Werke des Plastikers, die dieselbe Morphologie aufweisen. Sich großzügig dem Publikum entfaltend, zeigt die umgestürzte Form, die an die ägyptische Grabmalarchitektur erinnert, die Treppen in ihrem Inneren. Trotz der abstrakten Gestaltung seiner Skulpturen sind die menschliche Figur oder ihre Körperteile unverkennbar. „Sie ist auch als eine Gartenskulptur konzipiert“, so der 54-jährige Künstler, denn die Treppen können sich in eine bequeme Sitzgelegenheit verwandeln.

Der Rand der Pyramidenmündung wurde nicht zufällig rot angestrichen. Rot gehört zur spärlichen Farbenpalette der Alten Ägypter und ist in den meisten Werken von Mircea Roman wiederzufinden. Für den Bildhauer bedeutet Rot Leidenschaft.

Geboren ist Mircea Roman 1958 in Târgu Lăpuş (Kreis Marmarosch/Maramureş). Er besuchte das Kunstlyzeum in Neustadt/Baia Mare und studierte anschließend Plastik an der Ion-Andreescu-Kunstakademie in Klausenburg/Cluj-Napoca. Ursprünglich wollte sich Roman der Malerei widmen.

Nach der Aufnahme ins Neustädter Kunstlyzeum „klappte es jedoch nicht so richtig damit“, wie er selbst zugibt. Da er aber von seinem Bildhauerlehrer unterstützt wurde, entschloss er sich für die Bildhauerei. „Damit lief es auch nicht so gut, aber ich wechselte nicht mehr”, behauptet der Künstler.

Obwohl ihm im Laufe der Jahre viele Arbeiten verloren gegangen sind, hat Roman seine allererste Skulptur auch heute noch.

Als Neuntklässler am Kunstlyzeum erhielt er die Aufgabe, eine stehende Figur darzustellen. „Ich lernte, wie man die Rüstung, die Proportionen macht, wie ein Guss zustande kommt”, erzählt der Künstler. „Da ich das Negativ zu dick in Gips gegossen hatte, schlug mir Professor Carol Kadar vor, sie in Blei zu gießen. So kommt es, dass ich sie auch jetzt noch habe.“

Lehrer wie die Künstler, Natalia Grigore Sigărteu, Carol Kadar im Lyzeum und Egon Korondi an der Kunstakademie in Klausenburg formten den werdenden Bildhauer. Nach Hochschulabschluss 1984 kam er nach Bukarest, wo er „eine Menge sehr guter Künstler fand und auch einen Platz einzunehmen versuchte“.

Als „eine Zeit des Schaffens und der Suche“ bezeichnet Roman diese Zeitspanne, die im Mai 1989 mit einer Personalausstellung gipfelten.

Der Durchbruch kam 1992 mit dem Großen Preis der Bildhauerei-Triennale in Osaka. Diese Auszeichnung „brachte mir etwas mehr Selbstvertrauen und erlaubte mir, nach London zu gelangen, in Residenz bei den Delfina Studios“. Roman ist bisher der einzige rumänische Künstler, dem diese Auszeichnung verliehen wurde. Die britische Hauptstadt erwies sich als fruchtbarer Ort für seine künstlerische Tätigkeit. „Ich arbeitete viel.

Ich glaube nicht, dass ich in Rumänien so viel hätte leisten können und dies half mir, weiterzukommen. Ich sah auch viel Kunst und viel Gegenwartskunst“, so der Plastiker.

Wenn London geeignet für die Schaffenszeit war, erzielte er hier das Gegenteil mit den Ausstellungsmöglichkeiten. Da er gern ausstellt und dies in Rumänien eher zustande kam, entschloss er sich, zurückzukehren. 2005 lieferte er die ersten Arbeiten nach Rumänien. Daraufhin kam die Ausstellung „Dezorient Expres” im Museum des Rumänischen Bauers zustande. 2007 erfolgte der letzte Transport mit Werken und zugleich Romans endgültige Rückkehr in die alte Heimat.

Seine neueste Personalausstellung „Körper und Gesichter“ („Trupuri şi chipuri“) fand im Herbst 2011 in der „AnnArt“-Galerie in Bukarest statt. Die ausgestellten Arbeiten präsentieren die Vorliebe des Künstlers für die Wiedergabe der menschlichen Figur und für das Holz – ein Material, das ihm die besten Ausdrucksmöglichkeiten bot.

Mircea Romans bisher einzige Personalausstellung in Temeswar ereignete sich 2006 in der Galerie der Interart-Triade-Stiftung. Jederzeit würde er erneut in der Stadt an der Bega ausstellen, sobald „ernsthafte Einladungen“ kämen, schließt der Plastiker.