Nachts schlafen die Ratten doch

Saubere Nager sind keine Krankheitsüberträger

Ein Haustier, das sich die meisten Menschen nie im Leben anschaffen würden: Die Wiener Studentin Diana kaufte sich eine Ratte. Foto: Privat

Als ich sie in dem Tierladen zum ersten Mal sah, wusste ich auf der Stelle, dass sie für mich bestimmt war.  Ich steckte meine Hand in den Rattenkäfig und sie war die einzige von allen, die tapfer genug war, um an meinen Fingern zu  schnüffeln. Als ich sie nach Hause brachte, dauerte es eine Weile, bis ich einen Namen für fand. Ich ließ sie zuerst in meinem Zimmer frei und beobachtete sie die ganze Zeit. Schnell wurde mir klar, dass sie sehr neugierig war und die neue Umwelt mit ihrem kleinen Schnurrbärtchen inspektieren wollte. Dann dachte ich mir: Neugier bedeutet Intelligenz und Intelligenz ist der Weg zur Weisheit. Sofort dachte ich an Minerva – das ist ein passender Name. Minerva aus der römischen Mythologie, die Göttin der Weisheit, der Künste und Wissenschaften.

Eine Ratte als Haustier zu haben, ist nicht etwas Gewöhnliches, doch es wurde in letzter Zeit immer beliebter. Viele Menschen fürchten sich vor Ratten, finden sie sind eklig oder behaupten, dass sie stinken und beißen. Natürlich stinken Ratten, wenn man sie nicht pflegt und wäscht.  Weil viele Ratten in den Kanälen und im Schmutz leben, sind sie Krankheitsüberträger, aber eine Ratte, die im Haushalt lebt, kommt eher weniger mit Bakterien in Berührung. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich Minerva mit einer Krankheit anstecke, ist daher viel größer. Was die Nahrung angeht, so fressen Ratten fast alles, von Süßigkeiten bis zu Schweinefleisch. Nicht alles ist für Ratten aber auch gesund. Für eine gesunde Ernährung brauchen Ratten erstens eine optimale Versorgung mit Wasser. Ratten trinken viel Wasser im Gegensatz zu anderen Nagetieren wie Kaninchen und Meerschweinchen. Ich möchte aber schon zu Beginn etwas klarstellen: Minerwa ist keine Müllfresserin. Es ist wichtig, wenn sie Gemüse und Obst frisst, und dass diese gründlich gewaschen werden, um all die Giftstoffe zu entfernen. Straßenratten sind immer so ausgewachsen, weil sie alles fressen, was sie finden können, und große Mengen an Zucker machen Ratten dick. Wenn man Ratten nicht richtig ernährt, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass sie Krebs bekommen. Auf Tierfutter sollte man eigentlich verzichten. Obwohl sie Allesfresser sind, sind sie in Wirklichkeit stark auf pflanzliches Futter, insbesondere auf Samen angewiesen. Deshalb haben sie einen langen Darm und einen riesigen Blinddarm, der mit Bakterien angereichert ist, welche auf Zelluloseabbau spezialisiert sind. Ratten können auch Fleisch fressen (insbesondere Aas), der Fleischkonsum ist aber nicht unbedingt notwendig.

Ratten sollten nicht am Schwanz hoch gehoben oder gezogen werden. Dieser ist sehr empfindlich und kann leicht brechen. Minerva wohnt zur Zeit in einem kleinen Käfig, was nicht empfehlenswert ist. Ratten brauchen einen großen Käfig, um Platz zu haben alles zu inspektieren. Damit sich Minerva nicht wie in einem Gefängnis fühlt, lasse ich sie einmal am Tag durch mein Zimmer laufen, damit sie wenigstens 30 Minuten am Tag aktiv ist.  Ratten sind sehr aktive Tiere. Sie wollen überall klettern und herumspielen. Sie suchen die engsten und dunkelsten Plätze, da fühlen sie sich am wohlsten. Immer, wenn Minerva durch mein Zimmer herumläuft, muss ich aufpassen, dass sie nicht an meine Sachen herumknabbert. Ich kann Minerva nicht so lange im Freien lassen, denn sie schnappt sich das Fressen von ihrem Käfig und versteckt es in den engsten Plätzen meines Zimmers oder sie hinterlässt kleine Kot-Geschenke.

Ich hatte noch keine Probleme mit dem Piepsen. Sie gibt nur dann Laute von sich, wenn ich sie zu hart anfasse, wenn es ihr weh tut.

Obwohl ich sie nicht vor Langem gekauft habe, spüre ich, wie sie mir immer näher und näher kommt. Sie hat noch Angst vor mir, aber sie passt sich schnell an die neuen Lebensbedingungen an. Sie fühlt sich wohl, wenn sie jemand streichelt, oder wenn sie unter den Pullover herumlaufen kann, genau wie in einem Labyrinth. Weil ich und Minerva in einem Zimmer wohnen, muss ich wenigstens ein Mal in 4 Tagen den Käfig putzen und sie waschen. Wenn man eine Ratte waschen möchte, sollte man aufpassen, das kein Wasser in ihre Ohren hineindringt oder auf den Kopf. Als ich sie zum ersten Mal mit Shampoo wusch, wurde sie sehr aggressiv, weil sie erschrocken war. Ich hoffe, sie wird sich mit der Zeit daran gewöhnen.

Nachts schlafen die Ratten doch. Minerva hat mich noch nie aufgeweckt. Sie war ganz ruhig in ihrem Käfig. Obwohl Ratten nachts aktiver sind, hat sie sich irgenwie an meinen Lebensstil angepasst.

Einen Ratte als Haustier zu haben, macht dich zu einem besseren Menschen. Man erkennt, wie materialistisch man ist. Als Minerva an meinen Ohrringen herumgeknabbert hat, war ich sauer auf sie. Aber danach dachte ich: Wieso sollte ich böse auf sie sein? Sie wollte ja nur herumspielen. Es ist sehr schönes Gefühl, eine Ratte zu sehen, wie sie die Umwelt genießt. Aus diesem Grund empfehle ich sehr eine Ratte als Haustier.