Neuarader feierten 187. Kirchweih

Brauchtumspflege bleibt Hauptaufgabe

Die Kirchweipaare bei der Messe in der Neuarader Kirche. Zelebriert wurde sie von Pfarrer Mathäs Dirschl.

Josef Drommer: Erneut aus Australien angereist. Diesmal war auch seine Gattin Mandy dabei.

Adrian Niţu (rechts im Bild) und Manfred Engelmann im Gespräch. Es ging um Traditionsbewahrung in Arad.
Fotos: Siegfried Thiel

Michael Szellner richtet „den Sound“ ein, zwischen Batteriewechseln am Mikrophon empfängt er die Ehrengäste und findet Zeit, zu erklären, dass man nicht etwa versucht habe, dem Wettergott einen Streich zu spielen, als das Kirchweihfest in Neuarad diesmal eine Woche früher als sonst veranstaltet wurde.

„Normalerweise müsste das Fest immer am Sonntag um den 12. September stattfinden“, sagt Szellner, der als stellvertretender Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat für den Verwaltungskreis Arad zuständig ist. In den letzten Jahren war die Veranstaltung jedoch um den 20. September angesetzt worden.

Wenig später sollte Szellner auch die Moderation des Festes übernehmen. Neu war diesmal auch der Ort, im geräumigen Schulhof des Gebäudes, das sich das Adam-Müller-Guttenbrunn-Lyzeum und das Arader Forstlyzeum seit Mitte vergangenen Schuljahres teilen. Veranstalter waren das Arader Deutsche Forum, das AMG-Lyzeum, die römisch-katholische Kirche, der AK Banat-JA und die Arader Stadtverwaltung. Unterstützung kam vom Departement für Interethnische Beziehungen innerhalb der Rumänischen Regierung.

Kirchweih: Das Modell für andere Feste

An mehr als der Hälfte aller Kirchweihen in den letzten einhundert Jahren hat es in Neuarad geregnet, deshalb auch die Vermutung, man habe das Fest vorverlegt, um auch Mal strahlenden Sonnenschein zur Kirchweih zu haben. Auch wenn die Terminänderung keine Absicht in dieser Richtung war, hatten die Teilnehmer das Schönwetter mit seinen hochsommerlichen Temperaturen auf jeden Fall genutzt – die Zeit ihres Aufzugs durch die Straßen der Stadt wurde bei Weitem überzogen. „Nach dem Modell dieser Kirchweih wollen wir Feste in den einzelnen Stadtvierteln von Arad veranstalten“, sagte der Abgeordnete Adrian Ni]u, dessen Wahlkreis in Neuarad liegt.

Egal, ob es nun Kirchweihvater Michael Szellner, der Abgeordnete Niţu oder die Kirchweihteilnehmer Ioana Guzan und Camil Şofrag waren, alle finden, dass eine Kirchweih vor allem Tradition und Brauchtumspflege ist. Auf einer Werteskala folgen die sozialen Werte und nicht zuletzt auch ein Stückchen Erziehung. „Kirchweih setzt auch Selbstdisziplin voraus“, sinniert Ioana Guzan und setzt fort: „Im Arbeitskreis Banat-JA wird die soziale Komponente gefördert, aber auch die Kreativität“. Wohl deshalb gibt es bei den Jugendlichen, wenn die Geschäftsführerin des Arbeitskreises, Adelheid Simon, genannt wird, Jauchzer und tosenden Beifall.

Der Vorsitzende von Banat-JA Deutschland, Manfred Engelmann, sprach ebenfalls über die Komponente deutsch-schwäbischer Tradition, wenn Brauchtum von Jugendlichen über Kirchweihfeste überliefert wird und der Parlamentarier Adrian Niţu bestätigt: „Kirchweih ist Zivilisation im Bereich der Traditionen“.

Schüler mit tragender Rolle

Es war die 187. Kirchweih in Neuarad und „seit wir uns zurückerinnern können, ist das deutsche Lyzeum der Veranstaltungsort“ und für die Schulleiterin Lavinia Chiş (Fachausrichtung Deutsch) ist es völlig normal, dass die Schule zum zentralen Punkt der Veranstaltung wird, „wenn unsere Schüler doch die sind, die an der Kirchweih mitmachen“. Kein Wunder also, dass die Tochter der Schulleiterin selbst mit dabei ist.

Besonders angetan vom Fest ist auch der aus Neurarad nach Australien ausgewanderte Josef Drommer. 2010 war er nach Jahrzehnten zum ersten Mal zur Kirchweih angereist, diesmal hatte er auch seine Frau Mandy mitgebracht. Drommer wollte ihr zeigen, „wie in meiner Heimat das größte Fest der Banater Schwaben gefeiert wird“.

Der stellvertretende Bürgermeister von Arad, Levente Bognar, ist ein ständiger Gast der Neuarader Kirchweih: „Werte werden hier überliefert“, sagte er und findet, durch das Fest und die Trachten würde „die Stadt zusätzlich an Farbe gewinnen“. Mehr Farbe geht eigentlich nicht: Es gibt nämlich in Neuarad nur 40 Trachten.