Orschowa zurück zum Banat

Karansebescher Bürgermeister will „kommunistische Ungerechtigkeiten” beseitigen

Foto: Zoltán Pázmány

Karansebesch/Temeswar – Auf einer Veranstaltung in Temeswar, die sich mit Fragen der anstehenden Regionalisierung beschäftigte und an der sich auch der mit der Ausarbeitung des entsprechenden Gesetzentwurfs beauftragte stellvertretende Regierungschef Liviu Dragnea beteiligt hat, sprach der Karansebescher Bürgermeister Ion Marcel Vela die „Frage der Rückgängigmachung von kommunistischen Ungerechtigkeiten in der Verwaltungsreform von 1968” an.

Vela bezog sich auf die Frage von Orschowa und den Bereich der Cazane im Donauengpass beim Eisernen Tor, donauaufwärts bis zu den Tschechenortschaften im Raum Eibenthal, die bei der territorialen Neuorganisierung Rumäniens Mitte der 1960er Jahre dem Banat „weggenommen” und dem Verwaltungskreis Mehedinţi bzw. Oltenien angegliedert, im Nostalgikerton: „einverleibt”, wurden. Das hat man im Banat nie vergessen und jeder Banater, der etwas auf sich hält – und deren Zahl nimmt in den letzten Jahren wieder zu – rechnet Orschowa heute noch zum Banat. Im Originalton Vela klingt das so: „Orschowa und der Raum des Donaudurchbruchs beim Eisernen Tor – die Klissura – gehörten geografisch, topografisch und traditionsmäßig immer zum Banat. Dort leben Banater und sie sprechen dieselben Dilekte und verwenden alle Regionalismen der Montangegend des Banats, des Banater Berglands.”

Aus diesen Voraussetzungen zieht der Karansebescher Bürgermeister und Vizepräsident der Ko-Regierungspartei PNL die Schlussfolgerung: „Die Regionalisierung, wie wir sie anstreben sollten, muss neben Dezentralisierung und Entwicklung auch Anomalien zurechtrücken und möglichst alle Ungerechtigkeiten der Kommunisten beseitigen, die vom kommunistischen Staat bei der Verwaltungs- und Territorialreform von 1968 begangen wurden. Aus diesen Gründen plädiere ich für die Rückführung von Orschowa und der gesamten Donauklamm mit dem Bereich der Cazane der Donau in die Grenzen des traditionellen Banats, für eine gerechte Rückerstattung ans Banat, woraus sowohl die Bewohner des betreffenden Raums zu gewinnen hätten, als auch die gesamte Westregion, durch ein Plus an Wirtschaftspotenzial, Fluss- und Schiffbarkeitssouveränität und kultureller Zusammengehörigkeit.”

Auf den blogs im Internet, die auf solche Veröffentlichungen immer sehr prompt reagieren, wird Vela bescheinigt; „Du bist gut!”. Auch wird leicht ironisch auf Velas neueste Ambition angespielt, den westrumänischen Standort des SMURD-Rettungsdienstes des Innenministeriums auf den aufgelassenen Flughafen von Karansebsch zu holen und damit Arad den Rang abzulaufen. Nicht zuletzt wird aber auch in nahezu allen Blogs auf ein Problem angespielt, das anscheinend Karansebesch plagt: die Gelsen/Stechmücken. Fast kein Blogger verpasst die Gelegenheit, den Bürgermeister – der den Ruf hat, dass er sehr aufmerksam die Internetforen verfolgt und fast immer und mit Regelmäßigkeit auf die Gesprächsthemen reagiert – aufzufordern, endlich Hubschrauber oder sonstige Flugzeuge hochsteigen zu lassen – „notfalls von SMURD”, meint einer mit großzügigem Egoismus - und sprühen zu lassen gegen die Stechmückenplage im am Zusammenfluss von zwei wasserreichen Flüssen (Sebesch/Sebeş und Temesch/Timiş) liegenden Karansebesch.

Ein lapidarer Diskussionsbeitrag im Internet stimmt aber bedenklich: „Die Orschowaer wollen wohl zurück zum Banat, davon darf man mal ausgehen, nach fünfzigjähriger Erfahrung mit den Olteniern aus Mehedin]i, aber wollen das auch all die ehemaligen Securisten, die sich in Turnu Severin eingenistet haben und zeitweilig `Funktionen´ in Bukarest erfüllen?”