Schriftverkehr im Wechselschritt

Fratelia-Babylon

Das „Blank“ in Fratelia B lag zwar für Jugendliche aus der Mehala, der Innenstadt oder für jene vom Land weit draußen. Trotzdem zog es viele in den 1970er und 1980er Jahren in dieses Tanzlokal. Heute bietet es ein trauriges Bild der Verwahrlosung. Foto: Zoltán Pázmány

In Fratelia, der Temeswarer Vorstadt der Kontraste, war im Maienschein die Hölle los, die Tanzhölle. Ins „Blank“, famose Vorstadtball-Institution für Stadt- und Landler, unternahmen wir unsere ersten Ausgehversuche in leuchtenden Jerseykleidern, nach der letzten oder vorletzten Kollektion aus dem Neckermann-Katalog geschneidert. Das spielte keine Rolle, die düsteren Staubfänger de alta data ließen wir im Bega-Kaufhaus links hängen. Unsere Verbündete, die winzige Schneiderin aus Altfreidorf, hatte ein kreatives Ohr für Extravaganzen bzw. flexible Saumlängen, die Mütter immer wieder zensierten. Wir nervten mit Leidenschaft. Nach Nähstress und überstandener Zensur schlugen wir samstags abends die Glastür zu, dass die Scheiben nur so schepperten. In  Stöckelschuhen aus der Temeswarer Guban Manufaktur- schwarze, weiße & Modell Pipatschlack für die Sommernacht, hefteten wir uns an die Fersen der Elektrischen. Die Nr. 7 donnerte mit aufgedonnerter Fracht nach Fratelia zum Abtanzen. Wir schnatterten ohne Verschnaufpause. Wo genau die Trasse verlief, weiß ich nicht mehr, ich war wohl zu verliebt.

Lesen Sie darüber in der gedruckten Ausgabe der BZ von dieser Woche.