Schwarzarbeiter flüchten über den Acker

2014: Arbeitsamt verhängt nahezu 6000 Sanktionen

Das Arbeitsamt kontrolliert vor allem Bereiche, in denen es hohe Personalfluktuationen gibt und die Geschäftsführer es mit den Arbeitsverträgen oft nicht so genau nehmen. Außer der Baubranche sind dabei Dienstleister und die Gastronomie im Fokus, sagt ITM-Chef Kasai (Foto).
Foto: Der Verfasser

Eine schwangere Frau steht an diesem Morgen im Büro von Chefinspektor Pavel Kasai, Leiter des Temescher Arbeitsamtes ITM. Sie will in Mutterschutz, doch ihr Arbeitgeber aus der Schuhindustrie hat nicht all die verpflichtenden Sozialabgaben an den Staat geleistet. Deshalb sucht sie kurz nach Jahresanfang Unterstützung im Arbeitsamt. Diese Reklamation ist wohl Grund genug für eine Kontrolle bei einem Unternehmen im Kreis Temesch. Hinweise von Angestellten oder Nachbarn, aber auch lange Zeit nicht überprüfte Unternehmen geben dem Arbeitsamt Anlass zu Kontrollen, sagt Pavel Kasai. Fast 7500 Überprüfungen waren es im vergangenen Jahr insgesamt, mehr 1500 nachdem ausstehende Zahlungen an das Personal gemeldet worden waren.


Hohe Bußgelder stehen für Schwarzarbeit an, und ab fünf Personen, die der Schwarzarbeit bezichtigt werden, muss der Geschäftsführer des Unternehmens gar mit einem Gerichtsverfahren rechnen – trotzdem ist illegale Beschäftigung noch immer ein Thema für das Arbeitsamt. 430 Mitarbeiter von Firmen – vor allem im Bausektor -  wurden bei der Schwarzarbeit erwischt. In zwölf Fällen wurde eine Strafakte angelegt. In der Baubranche sind Vergehen dieser Art nach wie vor häufig und die Kontrollgänge nicht einfach. „Die illegalen Mitarbeiter versuchen über die Äcker zu entkommen. Um effizient Schwarzarbeit zu bekämpfen, sind wir deshalb gelegentlich auch gezwungen, mit Gendarmen vor Ort aufzutauchen und das Anwesen zu umzingeln“. Fälle wie vor einigen Jahren, dass Firmenchefs den Kontrollgängern den Zutritt verweigern, das gibt es heute nicht mehr, so ITM-Chef Kasai.

Bei den genau 7.426 Kontrollen der Arbeitsbehörde, wurden 5.896 Sanktionen verhängt, in 585 Fällen waren Bußgelder die Folge. Die Gesamtsumme belief sich auf 4,3 Millionen Lei. Nach wie vor hapert es bei der Begleichung des Arbeitgebers von Urlaubsgeld, oder sonstigen Pflichtzuschüssen. „Bis zu drei Monate hinken die Arbeitgeber oft mit ihrer Abgabenpflicht hinterher“, sagt Kasai. Was Arbeitgeber oft versäumen, ist auch die rechtzeitige Eintragung des frisch eingestellten Personals in die Personalakte. Für die Arbeitserlaubnis muss der jeweilige Mitarbeiter bereits einen Tag vor Jobbeginn in die sogenannte Revisal-Akte eingetragen und diese an das Arbeitsamt versendet werden. Dass Mitarbeiter innerhalb der Probezeit ebenfalls einen Arbeitsvertrag benötigen, ist mittlerweile allen Arbeitgebern bekannt, nur da, wo Schwarzarbeit gefördert wird, täuschen die Geschäftsführer Unwissenheit vor.

Das Arbeitsamt ITM ist nicht nur Buhmann. Hinweise auf Unzulänglichkeiten durch fehlendes Wissen oder Flüchtigkeitsfehler gehören ebenfalls zu den Aufgaben der ITM-Inspektoren, sagt der Leiter der Behörde. Die Inspektoren kommen nach einiger Zeit auf die jeweilige Firma zurück, um zu prüfen, ob deren Geschäftsführung die Korrekturen in den Papieren vorgenommen hat.

Ein großes Manko gibt es auch weiterhin: Die Einhaltung der Regeln zur Sicherheit auf dem Arbeitsplatz und adäquate Arbeitskleidung sind noch nicht überall Pflicht: Die 16 Arbeitsunfälle mit Todesfolge im Jahr 2014 im Kreis Temesch sprechen Bände.