Start frei für die Ballonfarten-Saison

In Rumänien gibt es elf Heißluftballone – und nur einen im Banat

Bei der Pressekonferenz zu Beginn der Ballonfahrtensaison: Andreea Kremm und Nelu Glăvan (links im Bild) Foto: Zoltán Pázmány

Der Balloony-Heißluftballon wartet auf seine ersten Fluggäste. Foto: Raluca Nelepcu

Die Saison der Ballonfahrten hat im Banat begonnen. Der einzige Heißluftballon in diesem Landesteil, Balloony, wartet pünklich zum Frühjahrsbeginn auf seine ersten Fahrgäste. „Unser Chef ist das Wetter. Es darf morgens kein Nebel sein, was in letzter Zeit meistens der Fall war. Der Wind darf nicht zu stark wehen“, sagt Andreea Kremm, die Besitzerin des Heißluftballons. Weht der Wind mit einer Geschwindigkeit von über fünf Kilometern pro Stunde, so kann die Fahrt nicht mehr stattfinden. Denn: „So leid es uns auch für die Fahrgäste, die wir nach Hause schicken müssen, tut: Sicherheit geht vor“, betont Andreea Kremm.

Heißluft- und Gasballone werden zu verschiedenen Zwecken eingesetzt: Beim Transport, als Werbeträger, zur Aufklärung oder als Wetterballone. Es ist ein einzigartiges Gefühl, sich mit einem solchen Flugkörper in die Luft zu begeben und fast lautlos über die Erde zu gleiten. Personen, die Flugangst haben und diese überwinden wollen, haben die Möglichkeit, es zuerst mit einem Flug im Ballon zu versuchen. „Als anfängliches Flugerlebnis ist eine Ballonfahrt ideal. Man hat nicht den Lärm, den das Flugzeug verursacht, und die Beschleunigung fällt auch aus. Der Ballon schwebt einfach, wie eine Feder, so dass man körperlich das Fliegen im Ballon gar nicht spürt“, erklärt Andreea Kremm.

Der höchste Ballon-Aufstieg überhaupt erreichte angeblich 11.300 Meter. Auch für jene, die nicht unbedingt so hoch hinaus wollen, lohnt es sich, eine Ballonfahrt zu erleben. Die Angst vor luftigen Höhen ist im heutigen Zeitalter nur noch Mythos: Das Gefühl der Freiheit steht bei Ballonfahrten längst im Vordergrund. Zu den Personen, die schon mal mit Balloony geflogen sind, zählen Leute, die auf der Suche nach einem besonderen Erlebnis sind, aber auch ausländische Touristen, die sich das Banat von oben ansehen wollen. „Wenn sie aus dem Ballon aussteigen, haben alle ein Grinsen im Gesicht. Bisher waren alle begeistert“, sagt Andreea Kremm. Vier Ballonpiloten stehen für die Fahrten im Banat zur Verfügung, der älteste von ihnen ist Nelu Glăvan, der seit 1992 Ballone lenkt. Glăvan hat auch die Zeiten erlebt, als das Fliegen über Temeswar erlaubt war. „Als wir einmal vom Domplatz gestartet sind, hat der Ballon die Spitze der Pestsäule gestreift und das Metall verbogen. Seitdem ist es untersagt, in der Stadt Ballon zu fahren“, erinnert sich Nelu Glăvan. Heutzutage gibt es aber auch einen anderen Grund, weshalb man nicht mehr über die Stadt fliegen darf. Da der Ballon nicht gelenkt werden kann und dorthin fliegt, wo ihn der Wind führt, müsse der Flughafenverkehr eingestellt werden. Das sei nicht möglich, so Andreea Kremm.

In Rumänien steckt das Ballonfahren noch in den Kinderschuhen. Nur elf Heißluftballone gebe es hierzulande – während im ungarischen Debrezin/Debrecen sage und schreibe 50 solche vorhanden sind. Die Kosten eines derartigen Heißluftballons können sogar 100.000 Euro überschreiten. Andrea Kremm kaufte ihren Ballon vor vier Jahren für 10.000 Euro vom Online-Marktplatz eBay. Der Ballon war nicht neu, sah aber bestens aus. Sein erster Besitzer, aus Hamburg stammend, hatte den Flugkörper offensichtlich sehr gut instand gehalten. Der Preis für eine Ballonfahrt beginnt bei Ballony bei 124 Euro pro Person. Insgesamt vier Personen dürfen neben dem Piloten im Korb mitfahren.


Wenn zu den orthodoxen Ostern wieder schönes Wetter geben wird,  „dann gibt es kaum etwas Schöneres als einen Blick aus tausend Fuß Höhe auf Alexanderhausen/Şandra, Billed, Pesak/Pesac und Perjamosch/Periam. Der Wind allein entscheidet, ob man aus der Luft die Landschaft in den Panoramablick bekommt“,  sagt Andreea Kremm. Für die Fahrgäste gibt es aber auch noch eine weitere Überraschung: Die Taufe zum Schluss der Ballonfahrt. Das Ritual der Taufe nach einer Ballonfahrt geht geschichtlichen Quellen nach auf die Zeit von Ludwig XVI. und Marie-Antoinette zurück. Der französische König gönnte das Erlebnis eines solchen Fluges gewöhnlichen Bürgern nicht und deshalb erhob er die Gebrüder Montgolfier in den Adelsstand. Ludwig der XVI. verfügte auch, dass künftig nur Adelige Ballon fahren dürften. Vor diesem geschichtlichen  Hintergrund werden heute Erstfahrer feierlich getauft, wobei jeder Pilot diesem Ritual seine persönliche Note verleiht. So bleibt es nach einer Ballonfahrt nicht allein bei einem Flugerlebnis, sondern man wird kurz darauf Graf oder Gräfin.