Stradivari und Guarneri

Kein Duell, ein Duett der Geigen

Gabriel Croitoru bedankt sich beim Pianisten Horia Mihail. Foto: Zoltán Pázmány

Zwei der größten rumänischen Geigenvirtuosen des Moments, Liviu Prunaru und Gabriel Croitoru, haben am Wochenende in Temeswar gleich zweimal auf der Bühne der hiesigen Philharmonie gestanden. Schon zum vierten Mal teilen sie sich die Bühne in einem sogenannten „Duell“, das aber nicht den Wettkampf sondern eher das schöne Sich-Gegenseitig-Ergänzen zum Vorschein bringt. Das Publikum gewinnt immer, wenn die beiden Virtuosen, denen man eine Stradivari- bzw. eine Guarneri-Geige anvertraut hat, in die Saiten greifen.

Die Markennamen des 16. bis 18. Jahrhunderts, deren Glanz heute nur noch größer ist, sind die Namen dreier Familien: Amati, Guarneri und Stradivari waren Geigenbauer, die das Metier von Generation zu Generation weitergereicht und perfektioniert haben: gutes, goldenes Handwerk, dem sie mit Hingabe und Leidenschaft ihr Leben gewidmet haben. Die Ergebnisse ihrer Handwerkskunst werden heute Kronjuwelen gleichgestellt.

Am ersten Abend ergänzten sich die beiden Solisten in einem von ihnen zusammengestellten Repertoire, in dem sie vom Pianisten Horia Mihail begleitet wurden. Die dramatischen und zugleich warmen Klänge der Guarneri-Geige, die vor über einem halben Jahrhundert in George Enescus Händen vibriert hat und nun in Gabriel Croitorus Händen ihren Glanz weiterentfaltet, haben zuerst erklungen, mit Kompositionen von Rachmaninow, Paganini und Bloch. Dann übernahm Liviu Prunaru und der engelsgleiche Klang der Stradivari-Geige ließ Schuberts „Ave Maria“ zum Himmel ertönen. Im zweiten Teil des Abends folgte ein besonderes Arrangement von Astor Piazzollas „Jahreszeiten in Buenos Aires“, für zwei Geigen und Klavier, wahrscheinlich auf dieser Art eine Premiere in Rumänien.

Der Saal füllte sich auch am Freitagabend, als die beiden Solisten mit den Temeswarer Philharmonikern auftraten. Johann Sebastian Bachs Konzert für zwei Violinen und Streichorchester im D-Moll stand im Programm. Den Dirigentenstab führte Mircea Holiartoc aus Galatz/ Galati. Im Vorspiel jedoch hatten die Temeswarer Philharmoniker den Applaus des Publikums mit Edvard Griegs „Holberg Suite” geerntet.

Die beiden Geigenvirtuosen befinden sich auf einer Landestournee. Mehr und mehr Menschen verlangen Zugang zu den himmlischen Tönen, so dass die Tournee jedes Jahr um einiges wächst. Der erste Teil ist mit dem Konzert am Freitag in Temeswar ausgeklungen, der zweite Teil findet zwischen dem 10. und dem 19. Dezember statt, beginnt in Bukarest und führt dann nach Neumarkt/ Târgu Mures, Câmpia Turzii, Roman, Bârlad und Pitesti. Das „Duell“ wächst aber auch auf Grund der Freundschaft der beiden Virtuosen, die wegen der Verpflichtungen – Croitoru in Bukarest und Prunaru in Amsterdam, nur für wenige Tage zusammenkommen können. Jedesmal aber ist das eine Bereicherung sowohl für die Solisten als auch für das Publikum.