„Tanz liegt dem Rumänen sehr nah“

Interview mit Alina Baciu und Raluca Popa

Alina Baciu, Leiterin de Deutschen Kulturzentrums Temeswar Foto: Zoltán Pázmány

Zeitgenössischer Tanz hat es nach Temeswar geschafft: conTempo heißt das erste Festival, das sich ausschließlich der modernen Tanzkunst annimmt. Das Deutsche Kulturzentrum Temeswar war der Veranstalter der ersten Auflage, die viele neugierige Besucher anlockte. BZ-Redakteur Robert Tari sprach mit der Leiterin des Kulturzentrums, Alina Baciu, sowie mit der Leiterin der Kulturabteilung, Raluca Popa, über das Festival, den zeitgenössischen Tanz und was die Zukunft der beiden bringen mag.

Zum ersten Mal widmet sich ein Festival in Temeswar dem zeitgenössischen Tanz. Eine Premiere für die Stadt, wieso ist sie für Temeswar wichtig?
Alina Baciu: Weil Temeswar in erster Linie keinen Gegenwartstanz hat. Es gibt viel zu wenige Veranstaltungen dieser Art, obwohl das Interesse jedes Mal sehr groß war. Seit etwa zwei Jahren versuche ich dieses Festival zustande zu bringen. Es hat mehrmals aus verschiedenen Gründen nicht geklappt. Hauptsächlich waren es organisatorische und finanzielle Hürden, die wir überwinden mussten. In diesem Jahr haben wir das Herz in beide Hände genommen und uns entschieden, etwas konkret zu machen, auch wenn es kein vollwertiges Festival wird. Dafür haben wir haben Kölner Tanzgruppe IPTanz eingeladen, haben die Fotoausstellung des Goethe Instituts eingeplant sowie eine  Filmvorführung des Wim Wenders Films „Pina“.  Wir sind mit unserem Vorschlag auch an die Stadt herangetreten und sie zeigte sich sehr begeistert und offen. Von der Verwaltung haben wir zusätzliche finanzielle Mittel erhalten, um so daraus ein kleines Festival zu machen. Mit zwei Vorführungen, zwei Filmabenden, einer Ausstellung und einer Werkstatt ist es zwar kein richtiges Festival. Aber ich finde es einen gelungen Start. Besonders weil das Publikum begeistert war.

Das organisatorische Kernteam bestand aus ihnen beiden. Was hat Ihnen bei der Planung und Durchführung am meisten Kopfzerbrechen bereitet?
Raluca Popa: Wir haben uns die Arbeit geteilt. Schwierig war es, die technischen Anforderungen der beiden eingeladenen Truppen zu erfüllen. Wir mussten deshalb zum Beispiel Orte finden, die für eine solche Veranstaltung logisch sind.
Alina Baciu: Wichtig zu erwähnen ist, dass zeitgenössischer Tanz sich auch mit unkonventionellen Orten anfreunden kann.  Wir haben zum Beispiel keine Theatersäle gemietet. Die Mazilu-Vorstellung fand im Multifunktionssaal des Kreisrates statt und die Vorstellung der Tanzgruppe IPTanz im Festsaal des Adam Müller Guttenbrunn Hauses. Die Organisation des Festivals brachte die typischen Herausforderungen mit sich: Es mussten Genehmigungen eingeholt werden, der Transport der Truppen musste gewährleistet, Unterkunft und Verpflegung gesichert werden. Hinzu kommt die Technik und das Personal, das man Vorort braucht. Es steckt sehr viel Arbeit dahinter, aber wenn die Menschen positiv auf das Endergebnis deiner Arbeit reagieren, dann empfindet man auch eine Form von Genugtuung, von Freude, weil man etwas wichtiges zustande gebracht hat. Wenn das Publikum zahlreich und das Feedback positiv ist, dann muss man weitermachen und man will es auch, weil es eine Bestätigung dafür ist, dass Temeswarer so ein Festival brauchen und wollen.

Viele wissen nicht was zeitgenössischer Tanz ist. Füllt man sich da vielleicht als Veranstalter in eine ditaktische Rolle gedrängt?
A.B.: Wir haben tatsächlich festgestellt, dass bei den Veranstaltungen dieser Art das Interesse seitens der Bevölkerung zwar groß ist, viele Menschen jedoch nicht so recht wissen, was sie damit anfangen können. Deswegen haben wir uns dafür entschieden, im Rahmen des Festivals Filmabende zu veranstalten. Wir haben uns für den Domplatz entschieden, weil es ein öffentlicher Platz ist, der gut besucht ist und man so auch diejenigen ansprechen kann, die von unserem Festival gar nichts oder wenig wissen. Wir haben auch zwei Filme ausgesucht, die als Klassiker gelten. Und auch wenn das Wetter nicht immer auf unserer Seite war, so können wir uns über die Publikumszahl nicht beschweren. Zudem hatten wir die Werkstatt von Ioana Ispas, die sich an alle Interessenten widmete, unabhängig davon wie viel oder wie wenig Tanzerfahrung man hat. Jeder konnte sich anmelden. Es war eine Gruppe von rund zehn Teilnehmern und tatsächlich besaßen einige mehr Erfahrung, während andere überhaupt keine hatten. Und sie alle waren sehr begeistert und haben danach gefragt, ob wir etwas regelmäßiges daraus machen würden. Und wir haben ihnen zugesichert, dass wir uns bemühen werden, im Rahmen unserer Möglichkeiten. Natürlich gibt es diese Art von Angebot noch nicht, aber wir behalten es im Hinterkopf und werden schauen was machbar ist.

Sprach- und Tanzkurse...
A.B.: Ja, zum Beispiel. (lacht)

Was haben Sie persönlich über zeitgenössischen Tanz gelernt. Wie verstehen Sie diese Form der Tanzkunst jetzt nach conTempo?
R.P.: Ich finde es interessant, welche Palette an Gefühlen die Darsteller, die Tänzer vermitteln können. Ich finde ihre Körperbeherrschung erstaunlich und was für eine Leistung man bringen kann. Leider kann ich es persönlich nicht machen, darum begeistert es mich umso mehr.
A.B.: Zeitgenössischer Tanz drückt nicht nur Gefühle aus, sondern auch Erfahrungen und Erlebnisse. Es ist ein sehr breites Feld. Ich glaube Tanz allgemein liegt dem Rumänen sehr nah. Im zeitgenössischen Tanz geht es hauptsächlich um die Emotionen, es geht in diesen Vorstellungen weniger um den Inhalt, sondern darum die Gefühle, die auf der Bühne vermittelt werden, aufzunehmen. Um diese dann in sich zu verarbeiten.