Teodora Borghoff leitet Temeswarer Förderverein

Altersvorurteile machen es jungen, starken Frauen schwer

Teodora Borghoff lebt und erlebt Kultur. Foto: privat

Teodora Borghoff (35), Geschäftsführerin des Fördervereins „Temeswar -Europäische Kulturhauptstadt 2020“, hilft bei der Vorbereitung der Kandidatur der Stadt Temeswar/Timişoara für den Titel der europäischen Kulturhauptstadt 2020. Die berufliche Erfahrung als Spezialistin für das Erstellen von Förderanträgen für EU-Projekte im sozialen und im Infrastrukturbereich verhalfen ihr dazu, den Job als Geschäftsführerin des Fördervereins zu bekommen. Doch wenn Frauen eine Leitungsfunktion einnehmen, müssen sie sich mit vielen Vorurteilen konfrontieren.
 

Was bedeutet heutzutage in Rumänien eine Frau zu sein, die versucht, aus ihrem Leben mehr zu machen, anstatt nur hinterm Herd zu bleiben? Die 35-jährige „Adoptiv-Temeswarerin“ oder „Moldauerin-Undercover“ ist froh, einen verständnisvollen Ehemann neben sich zu haben. „Wir verteilen uns die Aufgaben im Haushalt sehr demokratisch. Das hilft mir sehr viel. Daher glaube ich auch, dass sowohl Frauen, als auch Männer die gleichen Chancen haben, in einer Führungsposition erfolgreich zu sein, aber nur, wenn man auch zu Hause ein Gleichgewicht findet“, sagt Teodora Borghoff.
 

In ihrer Ansicht gilt die Aussage „it´s a mens world“ gar nicht mehr, vor allem, wenn von einer leitenden Funktion die Rede ist. Frauen sind dafür geeignet, Sachen zu organisieren und zu verwalten – „besser als Männer“, meint Teodora Borghoff. „Man weiß, dass Frauen bessere Fähigkeiten im Bereich der Kommunikation und Mediation haben. Das heißt aber nicht, dass Männer nicht gut in diesem Bereich sein können“, sagt sie. Die Geschäftsführerin des Fördervereins muss aber auch zugeben, dass es in ihrem Leben nicht immer leicht war, sich in einer „Männerwelt“ zu behaupten, jedoch musste sie sich mehr mit dem „Altersvorurteil“ konfrontieren. „Wenn du als Frau mehr aus deinem Leben machen willst, betrachten dich die Leute skeptisch, vor allem dann, wenn du dabei auch noch jung bist“, sagt Borghoff. Um diese Vorurteile abzubauen, hilft sie jungen Personen, als freiberufliche Trainerin und Beraterin.
 

In der rumänischen Sprache gibt es ein weiteres Kriterium, das die Frauen diskreditiert: die männliche Bezeichnung einer Funktion oder eines Berufes. „In Rumänien stelle ich mich immer noch als ´Geschäftsführer´ und nicht als ´Geschäftsführerin´ vor“, sagt die junge Frau. Doch das entmutigt sie nicht, aus ihrem Beruf das beste zu machen. Die Kämpfernatur wurde im Ausland geschliffen, wo Teodora Borghoff im Laufe der Jahre ihre Ausbildung erweitert hat. Nachdem sie im Jahr 2000 ihr Diplom in Sozialarbeit an der Westuniversität in Temeswar erhielt, besuchte sie zwei Jahre einen Aufbaustudiengang „Social Development Practice“, an der London North University in Großbritannien und zwischen 2003-2009 einen Europäischen Masterstudiengang in Erwachsenenbildung - ein Partnerschaftsprogramm verschiedener Universitäten, Hauptkoordinator die Universität Duisburg-Essen. „Das erste, das ich im Ausland bemerken konnte, waren die Unterschiede zu der rumänischen Mentalität. Es gibt diese beiden Extremen: Entweder bist du ein Leader oder es fehlt dir an Initiativen“, sagt die Geschäftsführerin. „Dies war für mich ein wahrer Kulturschock – aber ich passte mich schnell an.“
 

Die größte Herausforderung derzeit bleibt für sie, die Stadt tatsächlich zum Titel der Europäischen Kulturhauptstadt zu fördern. Und sie lebt derzeit ein „Doppelleben“ – indem sie abends bei den kulturellen Ereignissen der Stadt als Leiterin des Fördervereins dabei ist und das Kulturleben von Temeswar selbst erleben kann.