Tiri-tiri

Wer durch Rumänien reist, dem können unmöglich die Grafitti entgehen, die Marschall Antonescu oder die Eiserne Garde verherrlichen, oder die zahlreichen Büsten und Statuen des mittelmäßigen Dichters Octavian Goga, der als Regierungschef in der Zwischenkriegszeit eine Art ethnische Säuberung à la Roumanie durchführen wollte. Außerdem können kaum die Manifestationen der pensionierten hohen Offiziere der Securitate ignoriert werden, die auf ihre Art und aus ihrer chauvinistisch-indoktrinierten Sicht, selbstverständlich rechthaberisch, die jüngste Geschichte dieses Landes „analysieren“ und ihre Sicht – ohne einen Einspruch seitens autorisierter Vertreter des Staates, ja sogar mit stillschweigender Absegnung seitens von Akademiemitgliedern (die einschließlich in Redaktionskollegien von Publikationen dieser Sorte Menschen sitzen) und konsekrierten Historikern (über deren Konsekriertheit wäre ausführlicher zu diskutieren) veröffentlicht werden.

Zu diesem Kontext gehört natürlich auch die Ehrung mittels Büste des Kommunismusbarden und Ceau{escu-Arschleckers Adrian P²unescu, der sich zeitlebens als abendlandfeindicher Nationalist gebärdet hatte.

Mit einem solchen Hintergrund müsste die Umbettung der irdischen Überreste des ungarisch-szeklerischen Revanchisten und faschistischen Poeten Nyíró József (ein treuer Parteigänger des magyarischen Pfeilkreuzlerführers Szálási Ferenc) gesehen werden. Und auch die unterschwellig betriebenen Bemühungen zur Rehabilitierung und neuerlichen Salonfähigmachung des Festlandadmirals Miklós Horthy, die unter Viktor Orbán hart am Offiziellen betrieben werden.

Die ungarisch-rumänischen Beziehungen sind auf einem ihrer Tiefpunkte angelangt, nachdem sowohl Budapest als auch Bukarest Muskeln spielen und sich zu vehementen bis endgültigen Erklärungen hinreißen lassen – statt erst mal den eigenen Stall sauberzumachen. Die Atmosphäre des „Wir haben es ja schon immer gewusst“ wird von halbgebildeten Kommentatoren und Medienleuten geschürt und unser sich konstant jugendlich gebender Premierminister tummelt sich lächelnd in einem Sumpf, dessen Gefährlichkeit er überhaupt nicht zu ahnen scheint.

Aus dem Szeklerland kommt ebenfalls einiges an Säbelgerassel und die Besuche des Pfarrers und Vizepräsidenten des Europarats László Tökés  haben auch nicht grad die Rolle eines interethnischen Beruhigungsmittels. Dass Rumänien und Ungarn auf der selben Seite der Barrikade in Bukarest gegen gewisse Tendenzen in der EU zur Kürzung der Mittel für die strukturschwachen Mitglieder aufgetreten sind, das ist eher die Ausnahme zur Regel. Obwohl: B²sescu und die von ihm gegängelte PDL haben auf der internationalen Bühne (fast) immer die Exzesse der Orbán-Regierung in Schutz genommen. Vielleicht auch in der Hoffnung auf Gegenleistungen.

Im Banater Rumänisch gibt es dafür eine plastische Formel: „tiri unu, tiri altu“ (etwa: wie der eine, so der andere) oder : „tăt un drac“ (der selbe Teufel).