Treffen der jungen Komponisten

Festival „Timsonia“ bringt zeitgenössische Musik im Vordergrund

Luca Piovesan (links) und Matthias Kranebitter (rechts): In „96 bit music“ wurde das Akkordeon von elektronischer Musik mit alltäglichen Geräuschen begleitet. „Ich bin sehr an heterogener Musik interessiert“ (Matthias Kranebitter).

Als Komponist zeitgenössischer Musik ist man in Temeswar so ziemlich alleine und wer da noch sein Studium in diesem Bereich fortsetzen möchte, hat keine andere Wahl, als in eine andere Stadt umzuziehen: An der Musikfakultät Temeswar gibt es keine Kompositions- und Musikologie-Abteilung. Dem Komponisten Gabriel Almasi ist es genauso gegangen. Nachdem er die Pädagogik-Abteilung der Musikfakultät Temeswar abgeschlossen hatte, zog er nach Bukarest, um seine Kenntnisse im Kompositionsbereich an der Nationalakademie für Musik zu vertiefen. Nun ist er Lektor an der Fakultät, die er einst selbst abgeschlossen hat. „Bei meinem Kurs, der sich ‘Kontrapunkt‘ nennt, machen wir stilistische Übungen – das ist auch eine Art von Komposition. Ich ziehe die Studenten damit an, in dem ich ihnen sage, dass sie hier ihre eigenen Lieder machen können. Es gibt viele, die daran interessiert sind“, so Gabriel Almasi. Um diese zu fördern und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich mit anderen Komponisten aus dem In- und Ausland auszutauschen hat die West-Universität Temeswar zusammen mit der Philharmonie „Banatul“ und dem Verein „Pro Philharmonia“ das Festival für zeitgenössische Musik „Timsonia“ organisiert. Solch eine Veranstaltung ist in der Bega-Stadt eine Premiere.

An vier Tagen trafen sich Komponisten und Interpreten aus Rumänien, Österreich, Italien, Schweden, Ungarn und Deutschland an der Musikfakultät und führten ihre eigenen Musikstücke vor. Neun davon konnte man hier zum ersten Mal hören. Es war ihre Urpremiere. Am letzten Tag des Festivals trat der italienische Akkordeonist Luca Piovesan mit fünf neuen Musikstücken auf und beendete seinen Auftritt mit „96bit music for accordion“, das vom österreichischen Komponisten Matthias Kranebitter speziell für ihn geschrieben wurde. „Ich versuche so, was mich interessiert, was mich bewegt, wie ich mir Musik im 21. Jahrhundert vorstelle, künstlerisch darzubieten. Aber natürlich wünsche ich mir auch, dass es die Leute interessiert, dass es in ihnen etwas auslöst“, so Matthias Kranebitter. Der zweite Teil der Veranstaltung wurde von den Mitgliedern des Temeswarer Ensembles Atem vorgeführt. Dieses spielte Werke der Komponisten Remus Georgescu, Luigi Pizzaleo, Serban Marcu, Ciprian Ion und Gabriel Almasi.

Die Veranstalter hoffen, dass es auch in Zukunft solche Treffen in Temeswar geben wird, weil der Austausch zwischen den Musikern sehr wichtig für deren Entwicklung ist. „Als Komponist hat man ein bisschen das Problem, dass man (wenn man jetzt nur die Schreibarbeit macht) Instrumentisten braucht, die das auch aufführen. Diese Brücke, um ans Publikum zu kommen, muss man irgendwie schlagen“ so Matthias Kranebitter. Deswegen sind solche Veranstaltungen auch so wichtig. „Uns hat es sehr gefreut, dass ‘Timsonia‘ Publikum hatte – es waren nicht nur Studenten der Musikfakultät dabei, sondern auch andere Leute, die einfach an der Musik, die man heute macht, interessiert sind“, so Gabriel Almasi. Das Interesse an dieser Veranstaltung zeigt, dass mehr solche Treffen, sowie auch das Einführen einer Kompositions- und Musikologie-Abteilung an der Musikfakultät der West-Universität Temeswar notwendig sind. „Dafür werden wir uns weiterhin einsetzen“, schließt der Temeswarer Komponist.