„Esse un Trinke halt Leib un Seel zamm“

Was aßen unsere Ahnen: Von „Herrgottsbrot“, „Attich“ bis zu gebackenen Holunderblüten (Teil I)

Triebswetter heute: Die Triebswetterer Schwaben hatten die “Leckmersch“ gern. Foto: Zoltán Pázmány

Wie jedes Volk seine nationalen Eigenheiten aufweist, so hat es auch seine besonderen Speisen, sein Küchenbrauchtum. Die in der Hauswirtschaft zubereiteten Nahrungsmittel bilden die Volksnahrung. Der Banater Schwabe bringt die wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Nahrung (Nährstoffe Eiweiß, Fette und Kohlenhydrate sowie Schutzstoffe, Vitamine und Mineralsalze) auf seine Art unter einen Hut .So auch in der Redensart  “Esse undTrinke halt Leib un Seel zamm“.

Als unsere Vorfahren, die ersten deutschen Ansiedler ins Banat kamen, fanden sie stellenweise eine Naturlandschaft vor. Im Westen, der späteren Banater Heide, weite Ebenen mit Gräsern und allerlei Gestrüpp. Dazwischen, entlang der Flüsse, zahlreiche Sümpfe. Der Boden (Humusschichten, kastanienbrauner Tonboden, sandiger Steppenboden) war sehr fruchtbar. Das wegen dem gemäßigt kontinentalen Klima, mit ozeanischem Einschlag und Mittelmeereinfluss. Im Banat blüht z.B. der Holunder, dessen Früchte, der Attich, früher ein willkommenes Mus lieferten. Seither heißen alle Marmeladensorten in Warjasch Attich, in Orawitza Sulzen, in Triebswetter Leckmersch und in Glogowatz Quetschemus. Die Ansiedler fanden auf dem Feld „Brumble“ (Brombeeren), die ergaben ein gutes Mus. In den Waldlichtungen fanden sie Himbeersträucher, die sie ausgruben und in ihre Hausgärten verpflanzten. Der weiße Blütenstand des Holunders er gab einen Hustentee ,wurde aber auch in Fett ausgebacken. Das „Herrgottsbrot“ ,die Früchte einer wildwachsenden Malve, heute Heilpflanze, wurde schon von den Kindern der Ansiedler gesammelt und gegessen. Aus den Früchten der später eingeführten Johannisbeeren stellte man Wein her, aus denBlüten einen „Holundersekt“ genanntes Erfrischungsgetränk.

Pilze wurden in Billed, Hopsenitz, Lenauheim usw. zu Paprikasch oder Saurem verarbeitet. Die anfängliche Kost der ersten Ansiedler war vermutlich längere Zeit eine überwiegend pflanzliche und bestand aus Gemüsesuppen, Zuspeisen, gekochten und gebackenen Mehlspeisen und Mus. Es ist anzunehmen , dass schon die Ansiedlergeneration die Früchte der Obstbäume roh verzehrte oder als Mus und gekochtes Obst aß. Erst im 20.Jahrhundert kam die Bezeichnung Kompott auf.

Die Speisen sind bedingt von den natürlichen Gegebenheiten des Bodens. So gedeihen im Hügelland des Ostbanats alle Getreidearten, Gemüse und Früchte, auch gute Weine. Hier lernten die deutschen Ansiedler von der einheimischen Bevölkerung Melonen, Aprikosen, Pfirsiche kennen. Die Wälder des Hügellandes waren von Hasen, Rehen und Wildschweinen bevölkert .Inder Ebene lebte die Trappe und der Fasan, die Wachtel und das Rebhuhn. In den stehenden und fließenden Gewässern tummelten sich Karpfen, Hecht, Barsch, Wels und andere Fische.

Welche Nahrungsmittel haben die Ansiedler von den Rumänen und den Serben übernommen? Die Siebenbürger Rumänen ersetzten bereits im 14. Und 15.Jahrhundert die Hirse mit dem Weizen und dem Roggen. Sie begannen Gemüsearten und Hülsenfrüchte anzupflanzen. Aus Mais, der im16. Jahrhundert aus Südamerika nach Europa kam, kochten die eingewanderten Serben im Banat um die Wende des 16.-17. Jahrhunderts den “Mamaliga“ genannten Maisbrei. Ins Banat wurde die Kartoffel im 18. Jahrhundert von deutschen Einwanderern verpflanzt.

In den ersten Jahrzehnten nach der deutschen Ansiedlung war die Ernährung noch allgemein problematisch. In der dritten Ansiedlungsperiode wurde besser für die Ansiedler gesorgt: So erhielt in Orzidorf jede Familie 1775 Getreide und Verpflegung für ein Jahr, eine Kuh, ein Schwein, sowie Küchengeräte (Backmolter, Mehlsieb, Brotschießer, Melkübel, Butterfass) Mit dem mitgebrachten Samen bepflanzten die Frauen den Garten mit Salat und Küchengemüse.

Fortsetzung folgt

(Von Karl Eugen Reb, aus „Schwäbische Familie“, Facla Verlag Temeswar 1981)