Zum 70. von Johann Lippet

Johann Lippet wurde 1951 in Österreich geboren, wohin es seine Eltern zum Ende des Zweiten Weltkrieges verschlagen hatte. 1956 kehrte die Familie nach Rumänien zurück. In Vizejdia, dem Heimatdorf seines Vaters im Banat, verbrachte er seine Kindheit und besuchte die Grundschule. Die weiterführende Schule absolvierte er in Großsanktnikolaus, wo er 1970 das Abitur machte. Er studierte Germanistik und Rumänistik an der Universität des Westens Timișoara und arbeitete als Deutschlehrer. Er war Mitbegründer des Literaturkreises Aktionsgruppe Banat, der von 1972 bis 1975 in Timișoara (deutsch Temeswar) bestand. Von 1978 bis 1987 war er als Dramaturg am Deutschen Staatstheater Temeswar tätig.

1987 reiste Lippet aus Rumänien nach Deutschland aus. 1992 arbeitete er zusammen mit dem RegisseurBruno Klimek an einer Inszenierung von MolièresTartuffe für das Nationaltheater Mannheim. In Heidelberg war er für die Akademie für Ältere und die Stadtbücherei tätig. Seit 1998 lebt Lippet als freischaffender Schriftsteller in Sandhausen bei Heidelberg.

(Quelle: Wikipedia)

Horst Samson

ALLEGORIE

Für Johann Lippet

Der Himmel zehn ist uns die Erde wert.

Ossip Mandelstam           

       

Es endet der Tag, die Seele gefüllt

Mit Licht schlendere ich

Durchs Universum

Mit Proust und dir

Auf der Suche nach der verlorenen Zeit

Begleiten uns

Verlassene

Landschaften, einst unerreichbar

Scheinende

Fremde,Sterne, Paris, ein Fluss

Von Bildern

Zwischen Waage und Schwert,

Über uns der Mond,

Justitia im Zugfenster, im Kopf

Gespiegelt bleibt

Die Rückkehr der Farben

Schon unterwegs

Ins Imaginäre, Nürnberg

Im März 1987 – wiedergefundene

Zeit und die Sprache

Verbindet

Die Fäden der Erinnerung

An jenezerfledderte

Epoche. Zur Feier

Des Frühlings trägt die Freiheit

Ein Veilchen im Knopfloch,

Wie einstOssip Mandelstam

Als Anna Achmatowa ihn traf. 

                                        (2021)

Aus „Die Freiheit, die da dämmert“, dt. von Paul Celan.