Zwei- oder Dreikampf in Aussicht

Wahl des Temescher Kreisrats: PSD und PNL hoffen jeweils auf über 50 Prozent der Wählerstimmen

PSD-Kandidat Sorin Grindeanu in der Wahlkampagne: „Ich werde einen Pakt mit den Jugendlichen für die Zukunft schließen!“
Foto: Zolztán Pázmány

Das kuriose neue Wahlreglement will es so und nicht anders: Nicht die 600.000 wahlberechtigten Temescher Bürger werden am 5. Juni, bei den Wahlen für den Temescher Kreisrat, durch Direktwahl entscheiden, wer das Amt des Kreisratsvorsitzenden übernehmen wird. Die Wähler können nur ihre Stimmzettel für die Listen der Parteien abgeben, nach den Wahlen werden die neuen Kreisräte auch den neuen Vorsitzenden wählen. Und so wird es, laut den Experten, erst nach den Wahlen zu einem harten Kampf zwischen den führenden Parteien, mit langwierigen Verhandlungen, letztlich aber, wie vorauszusehen, zu einem Zweikampf mit harten Bandagen zwischen den favorisierten Kandidaten von PSD und PNL kommen.

Bei den Wahlen von 2012, den einzigen übrigens mit vorgenanntem Reglement, wurde Titu Bojin (PSD) als USL-Kandidat durch Direktwahl zum Vorsitzenden des Temescher Kreisrats für die Amtszeit 2012-2016 gewählt.

Wenn sich zwei streiten, gewinnt der Dritte, heißt es im Volksmund. Dieses Szenario- aus dem Zweikampf wird ein Dreikampf- könnte heuer im Kreis Temesch auf die politische Bühne kommen: Der noch amtierende Kreisratsvorsitzende Titu Bojin, 2015 von DNA wegen Amtsmissbrauchs angeklagt, wurde wohl von der PSD-Kandidatenliste gestrichen, aus der PSD-Grundorganisation ausgeschlossen, hängt aber hartnäckig und mit großer Zuneigung an diesem Amt. Er wird als UNPR-Kandidat ins Rennen gehen. Die Beobachter räumen Bojin, der weiterhin die Unterstützung etlicher alter PSD-Getreuen von Gewicht im Kreis genießt, gar gewiße Erfolgschancen ein.

Als haushohe Favoriten im Wahlrennen, gleichzeitig Zugpferde der tonangebenden Parteien im Temescher Kreisrat, PSD und PNL, gelten jedoch Sorin Grindeanu (PSD) und Alin Popoviciu (PNL).

Die PMP-Liste führt die Temeswarer Rechtsanwältin Roxana Iliescu, Vorsitzender der Kreisfiliale, an. Eine weitere Kandidatin stellt PPU, die Partei der Europarlamentarierin Maria Grapini, mit der quasi unbekannten Lidia Laction. Für ALDE kandidiert das ehemalige PNL-Mitglied Traian Stancu. Im Rennen befinden sich, wohl mit geringen Chancen, noch Andrei Molnar (UDMR), Adrian Claudiu Chelu (PRU), Cosmin Cionca (USDR) und Alexandru Botici (PND).

Sowohl die Sozialdemokraten als auch die Nationalliberalen geben sich im Endspurt höchst optimistisch und peilen gar jeweils mehr als 50 Prozent der Wählerstimmen im Kreis Temesch an. Beide Parteien haben jedoch, trotz großer Parolen und Siegesposen, offensichtlich große Probleme in den eigenen Reihen. Sorin Grindeanu, derzeit PSD-Abgeordneter, ehemaliger Temeswarer Vizebürgermeister und auch Minister der Ponta-Regierung, Leiter der PSD-Kreisfiliale, kann wegen dem Einfluss von Titu Bojin nicht sicher auf die eingeplanten Wählerstimmen bauen. Bojin könnte gar einen Bruch der Temescher Parteiorganisation verursachen. Auf der PSD-Liste mit insgesamt 37 Kandidaten stehen noch die bekannten PSD-Politiker Călin Dobra und Dan Poenaru.

Mit einem ähnlichen internen Problem ist auch der PNL-Spitzenkandidat Alin Popoviciu konfrontiert. Der umstrittene PNL-Abgeordnete, früher PDL-Abgeordneter, wurde von der PNL-Landesleitung in diese Position gehievt, hat jedoch seit 2015 eine schwerwiegende DNA-Anklage wegen Korruption am Hals, und ist gar nicht DER Wunschkandidat der alten PNL-Politikern des Kreises. PNL Temesch hofft auf 19 Mandate von Kreisräten. Auf der PNL-Liste (47 Kandidaten) befinden sich ein paar angesehene Lokalpolitiker dieser Partei wie Alin Nica (Bürgermeister von Dudestii Noi), Viorel Coifan, ehemaliger Kreisratsvorsitzender, oder Marian Vasile, Berater des Temeswarer Bürgermeisters Nicolae Robu.

Voraussichtlich werden die beiden führenden Parteien nach den Wahlen zu harten, aufreibenden Verhandlungen, auch über die strategisch wichtigen Ämter der beiden Vizevorsitzenden, untereinander und mit den anderen kleinen Parteien treten.