„Alte Musik“ klingt selten so jung

Schwungvolles Barockkonzert in Bartholomae

Die Violinisten Hunyadi Koppány (links) und Gábor Elöd, Paul Cristian am Spinett und Lázár Zsombor am Cello im Bartholomäer Pfarrhaus.
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Wie sehr Barockmusik zu den siebenbürgischen Kirchenburgen passt, bewiesen noch einmal am vergangenen Dienstag vier gute Freunde und begabte Instrumentalisten mit einem erstklassigen Kammerkonzert im Bartholomäer Pfarrhaus. Auf dem Programm standen Triosonaten von Händel (c-Moll HWV 386a) und Bach (d-Moll BWV 526), umrahmt von Vivaldi-Werken (g-Moll RV73, C-Dur RV 61, d-Moll RV64) – kurzum, eine Kostprobe aus dem europäischen Spätbarock.

Schon die ersten Klänge ließen die jahrelange Erfahrung der Interpreten auf dem Gebiet der Generalbasszeitalters erahnen, zudem übertrugen diese ihren Enthusiasmus und die helle Freude am Barock auch auf das Publikum, das nach jeder Sonate voller Begeisterung Beifall schenkte und zum Schluss auch auf Zugabe bestand. Kristallklare musikalische Intentionen waren bei den Musikern mit jugendlicher Energie gefüllt, die Koordination blieb in sehr schnellen Sätzen wie in langsamen Tempi einwandfrei. Das Ensemble gab den Eindruck, ein einziges Instrument zu sein, denn nicht nur die präzise Rhythmik war beispielhaft, sondern die gesamte Kommunikation – ob in den köstlichen Synkopen, bei den unterstrichenen Dissonanzen (die schönen Sekunden!) oder den mit Sinn für musikalische Architektur aufgebauten Sequenzen. Sogar in der schwierigen Partitur von Bach (im Original ein Orgelwerk) zeigten die Musiker souveräne Virtuosität. Es fehlte auch das nicht, was leider in vielen Barock-Interpretationen vergessen wird: das Tänzerische, der Schwung, die Eleganz, kurzum die klaren Charakterunterschiede von einem Satz zum anderen. Hier war alles an seinem Platze: das große „Grave“, die Lebhaftigkeit der schnellen Sätze, das kapriziöse ...„Capriccio“, die kokette „Gavotte“, das kantable „Largo“ mit generösen melodischen Linien.

Drei der vier Musiker kommen aus Szeklerburg/Miercurea Ciuc. Die erste Violine, Hunyadi Koppány, studiert Barockgeige in Palermo – die gezielte Auseinandersetzung mit dem Barock merkt man ihm an, wenn er das Ensemble diskret leitet und den „Ton“ (oder passender, den Charakter) angibt. Sein Kollege, der begabte und temperamentvolle Violinist Gábor Elöd, studiert in Kronstadt – zu unserer Überraschung, erst im zweiten Semester. Mit sehr angenehmem, „fließendem“ Klang spielte der Cellist Lázár Zsombor, der in Sanktgeorgen unterrichtet und Mitglied mehrerer Barockensembles ist. Der „Gastgeber“ Paul Cristian war am Spinett diskret und präzise. Ihn kennen die Kronstädter schon längst: Er ist seit 2004 als Organist der Kirchengemeinden A. B. Kronstadt-Bartholomae und Rosenau tätig und unterrichtet an der Kronstädter Musikhochschule. Ihm ist es zu verdanken, dass Bartholomae langsam aber sicher zu einer Burg der Barockmusik wächst.
 
Wieso diese Werke von vier Musikern gespielt werden und doch „Trio“-Sonaten heißen? Entgegen dem Namen der Gattung waren bei der Aufführung der Triosonaten meistens mehr als drei Musiker beteiligt, die Melodie-Stimmen oder der Bass wurden gerne mehrfach besetzt – so ebneten diese Stücke als „Experimentierfeld“ den Weg für die späteren „Concerti grossi“. Ein Concerto grosso in Bartholomae, das wäre noch eine Freude.