Altes Stadtbild in neuem Glanz

Modernisierungsprojekt in Zeiden erfolgreich abgeschlossen

Das renovierte alte Rathaus von Zeiden wird ein Museum beherbergen.

Als eines der nächsten Vorhaben soll das Bürgermeisteramt der Stadt erweitert werden.

Blick in die Marktgasse. Rechts das renovierte Kulturhaus.

Über Geleistetes und Vorhaben sprachen Mihai Veştea, stellvertretender Vorsitzender des Kronstädter Kreisrates, Simion Creţu, Direktor der Entwicklungsagentur Zentrum 7, Cătălin Muntean Bürgermeister von Zeiden (von links nach rechts).

Fachleute des Zeidner Rathauses, die an der Ausarbeitung der Projekte teilnahmen.

Udo Buhn stellvertretender Vorsitzender der HOG Zeiden (im Bild als Gast bei der Sitzung des Vorstandes des Kronstädter Kreisforums) führte ebenfalls Gespräche gemeinsam mit dem HOG-Vorsitzenden Rainer Lehni mit dem Zeidner Bürgermeister.
Fotos: Dieter Drotleff

Als Durchreisender mit dem Wagen auf der Nationalstraße DN 1, die von Kronstadt nach Hermannstadt führt, hat man in den letzten zwei Jahren vielleicht manchmal auch seinen Unmut über die im Stadtzentrum befindlichen Baustellen geäußert. Nun sind nach 29 Monaten emsiger Arbeit die Gerüste von da verschwunden, drei der repräsentativen Gebäude im Stadtzentrum – altes Rathaus, Bibliothek, Kulturhaus - erhielten einen neuen Glanz, ein Teil der Marktgasse wurde umgestaltet und bietet nun mit Recht einen städtischen Anblick. Finanziert wurde das Projekt durch  das regionale Programm  2007 – 2013 bezüglich der nachhaltigen Städteentwicklung. Der im August 2013 abgeschlossene Finanzierungsvertrag wurde zwischen dem Ministerium für regionale Entwicklung mittels der Regionalen Entwicklungsagentur Zentrum 7 mit dem Sitz in Karlsburg und  dem Bürgermeisteramt des Munizipiums Zeiden unterzeichnet.  Die Finanzierung hat 13.064.210 Lei vorgesehen, wobei der Eigenanteil der Stadt  zwei Prozent betragen hat.

Historischer Rückblick

Die erste urkundliche Erwähnung von Zeiden geht auf das Jahr 1377 zurück. Vermutlich wurde die Ortschaft  aber schon zu Beginn des 13. Jahrhunderts gegründet. Neben Kronstadt entwickelte sich diese zu dem wichtigsten Ort im Burzenland. Im Mittelalter war der Marktflecken  vor allem durch Ackerbau, Viehzucht und Forstwirtschaft bekannt. Später, gegen Ende des 19. Jahrhunderts, entwickelte sich Zeiden  wirtschaftlich besonders durch Kleinbetriebe, um in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem  wichtigen  Industriezentrum zu werden, gekennzeichnet durch die Chemie- und Holzverarbeitungsindustrie, aber auch den Treibhäusern die europaweit Blumen und Gemüse exportierten.  Nach der Wende von 1989 sind die Farbstofffabrik Colorom sowie auch die Treibhäuser auch  wort-wörtlich  zusammengebrochen und aus dem Stadtbild gewichen. Hingegen wurden deutsche Unternehmen ansässig, die  rund 4000 Arbeitsplätze geschaffen haben.

Zählte 1941 Zeiden 6214 Einwohner, davon 3293 Sachsen, so sind es heute etwas über 20.000 Stadtbewohner von denen 430 der sächsischen Gemeinschaft noch angehören.   Zeiden wurde 1950 zur Stadt erklärt und wurde 2000 zum Munizipium.

Stadtmuseum als wichtigstes Projekt

Im Zuge der Modernisierungsarbeiten wurde das 1838 errichtete alte Rathaus der Stadt einer Generalüberholung unterzogen.  Das Gebäude musste konsolidiert werden, die Fassade und architektonische Details  wurden restauriert, sämtliche Installationen erneuert.  Die Investition betrug 2.098.639 Lei. In Zukunft soll das Gebäude  als „Museum der Zeidner Traditionen und Lokalverwaltung“ gestaltet werden. Die Einrichtung als Museum soll  zwei Informations- und Dokumentationsräume, fünf Säle für die Ausstellung von Trachten umfassen. Desgleichen werden im Museum alte Dokumente wie Stadtpläne, Haushaltsgeräte, Porträts lokaler Persönlichkeiten ausgestellt. Diesbezüglich hat die Zeidner Heimatortsgemeinschaft in Deutschland ihre Unterstützung angeboten und auch schon verschieden Exponate zur Verfügung gestellt.

Zweites Objekt  des Projektes war die Stadtbibliothek die modernisiert wurde. Es handelt sich um einen Bau aus dem Jahre 1928, in dem sich das ehemalige Gericht befand. Dieser wird als Informations- und Dokumentationszentrum  der Stadt gestaltet und wird somit ein weiterer wichtiger Anlaufpunkt für die Stadtbewohner werden. Die in die Mauern eingedrungene Feuchtigkeit hat den Bauleuten besonderes viele Probleme geschaffen, doch konnten diese schließlich gelöst werden. Die Investition hat 1.118.377 Lei betragen.

Drittes Objekt des Vorhabens war  das Kulturhaus, ein Gebäude das 1910 als Gesellschaftshaus errichtet worden war. Im Zuge der abgeschlossenen Arbeiten wurde dieses völlig restauriert. Der große Saal  erhielt eine Kassettendecke, die Bühne wurde neu gestaltet, Fußbodenbelag und Sessel wurden erneuert, sämtliche Installationen wurden ausgewechselt. Dafür wurden 2.157.976 Lei verausgabt. Die im Umfeld der drei Gebäude benötigten Neugestaltungen bezüglich Verkehr, Grünanlagen, Beleuchtung, Einrichtung von Gehsteigen  und Pflastern  eines Teil der Marktgasse haben weitere 3.298.923 Lei benötigt.

Fach-  und Bauleute haben gute Arbeit geleistet

Das Projekt hat besondere Ansprüche an Fachleute des Rathauses aber auch an die Bauleute gestellt, da es sich um eine sehr komplexe Arbeit gehandelt hat, wie der Direktor der Entwicklungsagentur Zentrum 7, Simion Cre]u, aber auch der stellvertretende Vorsitzende des Kronstädter Kreisrates Mihai Ve{tea bei der am 4. Dezember einberufenen Pressekonferenz betonten.  Erste Erfolge sind in der Stadt, die am Fuße des Zeidner Berges, 561 m über dem Meeresspielgel, liegt, schon verzeichnet.  Allein in diesem Sommer ist die Zahl der Touristen um das Zehnfache gegenüber gleicher Periode aus dem Vorjahr gestiegen. Doch, wie Cre]u betonte, müssen in der Stadt mehr Hotels und Pensionen errichtet werden, da die Zahl der Besucher im Steigen begriffen ist.

Die erste öffentliche Veranstaltung, die diese Tage im Kulturhaus nach dessen Restaurierung und Modernisierung stattgefunden hat, erfreute sich eines großen Anklanges. Dazu eingeladen hatte Bürgermeister Cătălin Muntean auch Rainer Lehni, Vorsitzender, und Udo Buhn, stellvertretender Vorsitzender der Heimatortsgemeinschaft Zeiden in Deutschland. Dabei kam es, wie auch bei anderen Anlässen, wie die Begegnungsfeste der Sachsen in Zeiden, zu Meinungsaustausch bezüglich weiterer Zusammenarbeit.

Weitere Projekte in Sicht

Cătălin Muntean  betonte, für Zeiden seien weitere 15 Projekte in Sicht. Vorgesehen u.a. ist der Bau von zwei Blocks mit Sozialwohnungen; das gegenwärtige Gebäude des Zeidner Rathauses soll erweitert werden; die Schwarzburg soll wiederaufgebaut werden. Der evangelischen Kirchengemeinde A.B. wurde die Reparatur der Treppen im Glockenturm zugesagt. Natürlich beabsichtigt man dafür europäische Finanzierungen heranzuziehen.  Laut Simion Cre]u hat die Entwicklungsagentur Zentrum  weitere 499 Projekte auf Lager,  die rund 570 Millionen Euro benötigen. Sind die eingereichten Projekte gut dokumentiert, so haben diese alle Chancen in die Finanzierung aufgenommen zu werden. Für die nun abgeschlossene Aktion hat auch der Kronstädter Kreisrat die Stadt unterstützt, wie Mihai Ve{tea betonte.  Als Koordinator des Wachstumspols des Kreises betonte er, dass  für Zeiden in einer weiteren Finanzierung 14 Millionen  Euro  für die Umgehungsstraße der Stadt und weitere Straßenreparaturen vorgesehen werden.

Natürlich gibt es auch kritische Meinungen seitens der Bewohner, die unzufrieden sind, dass noch nicht alle Straßen, in denen neuen Leitungen gelegt worden sind, auch repariert und asphaltiert wurden, dass es im Stadtzentrum durch die Neugestaltungen zu wenige Parkplätze gibt. Bürgermeister Cătălin Muntean fordert daher  die Einwohner auf, Verständnis zu zeigen, da auch diese Arbeiten in Kürze abgeschlossen werden. Er rief auf, geeint die Stadtverwaltung  bei solchen großen Vorhaben zu unterstützen.