Ausflug des Kronstädter Handarbeitskreises nach Măgura

Villa Hermani in Măgura

„Oktober, Oktober“ raunt der kühle, etwas heftige Wind. „Ich weiß!“ antworte ich in Gedanken. „Ich hab am Handy gesehen, dass es Montag, der 5. Oktober 2020 ist. Ich glaub es aber nicht!“ – Wie könnte ich es auch glauben: die Wälder sind noch grün, nur hie und da bunte Fleckchen, die Sonne  brennt richtig auf der Haut, wenn der Wind ruhig ist, die Temperaturen sind entsprechend, mehr denn 20 Grad und dabei sitze ich auf der Terrasse der Villa Hermani in Măgura, also in etwa 1000 m Höhe! Altweibersommer?

Würde passen, denn die nicht mehr so jungen „Weiber“ also Damen des Kronstädter Handarbeitskreises haben es gewagt, an diesem Oktobertag den Ausflug bis hier hinauf zu wagen. Nee, nee, nicht so hirnverbrannt, sondern auf freundliche und herzliche Einladung der Familie Kurmes, Inhaber dieser Villa. Und das war nicht nur eine beiläufige Einladung, sondern von dieser Familie achtsam und tatkräftig organisiert und durchgeführt. Aus Kronstadt bis hinauf wurden wir von Herrn Kurmes und dessen Sohn Leo mit sicherer Hand über nicht ungefährliche gebirgige Wege modern kutschiert. Achtsam, denn trotzdem der Weg ja nicht besonders lang ist, gab es Pausen zum Knochenstrecken und sich leicht bewegen – so wichtig, vor allem wenn die Jahre sich mehren.

Die Pause in Törzburg war besonders angenehm, denn es gab nicht den üblichen Touristenbesuch, nein, da ist man gemütlich auf den Bänken des Parks gesessen und hat den Witzchen und Geschichtchen, die Herr Kurmes mit Nachsichtigkeit erzählte, zugehört.

Wunderbar, für uns! Und oben gab es dann nicht nur einen freundlichen Empfang seitens Frau Katharina mit köstlichem Fruchtsaft, sondern bald darauf ein leckeres Mittagessen. Die gut gefüllten Suppenschüsseln wurden an allen Tischen ganz geleert (war deshalb schön Wetter?!) und das Hauptgericht war nach jedermanns Geschmack, denn – fand ich ganz toll – es gab ein „Speisenbuffet“ – jeder nahm sich, auf was er eben Lust hatte.
Und die Wahl war groß: traditionell Zacusca, Vinete-, Roge- und Kartoffelsalat, saure Gurken und „Tomatenpaprika“ (unsere lieben „gogosari“), gegrilltes Schweine- und Hühnerfleisch und freilich die lieben „mici“. Hab ich da was ausgelassen?

Kann sein, es war ja so vielerlei da. Denn was mich besonders angesprochen hat (da für mich bislang unbekannt): gegrillter eingelegter Speisekürbis! Etwas Besonderes und schmackhaft! Und nun die „siesta“ bei Kaffee und Kuchen, Sonne und gelegentlich heftigem Wind. Letzterer schreckt mich nicht ab, den Anblick der unsagbar zu beschreibenden Gegend zu genießen, sie auf mich wirken zu lassen. Gebirgsgegenden, ob Karpaten oder Alpen, sie waren immer – und sind es noch – ein Balsam für die vom Schicksal zerrüttete Seele.

„Kommt mal! – wird gerufen, und ich humpele durch Räume und Korridore und muss wieder bewundern. Diesmal die Kunst, alte Stickereien zu verwerten.

Alte Stickereien sind nicht einfach zum Bestaunen ausgestellt, nein, da wurden alte Schürzen oder Kissen zu hochmodernen Vorhängen! Wunderbar und zweckmäßig. Die so oft vernachlässigten Sachen können ihren Dienst noch tun! In der Vitrine stehen nicht prunkvolle Porzellanfiguren, sondern ortsentsprechende Steingebilde – sehr interessant.
„Es geht los!“ – also Abschied nehmen, Masken aufsetzen, ein letzter, wehleidiger Blick und einsteigen.
Noch ein wenig die alten Schindelhäuschen und die Neubauten begucken und weiter gehts.

Nein – wir fahren ja nicht direkt heimwärts – da gibt es noch was! Wir halten in der Zeuzoner Schlucht und steigen aus. Ein kleiner Spaziergang durch den Oktober-Sommerwald. Alle sagen zu – mit einer Ausnahme: die bin freilich ich.
Eine „meiner kleinen Sünden“ seit jeher: Auf einem Stein mitten im Gebirgsbach zu sitzen, dem Wald und dem Wasser zu lauschen und die Gedanken frei zu lassen. So lasse ich mir diese (vielleicht letzte) Gelegenheit nicht entgehen: Ich setze mich auf einen Felsbrocken neben ein seichtes Flussbett, lausche dem Wald und die Erinnerungen gewesener Zeiten haben Freilauf. Unglaublich, wie grün der Wald ist, und nein – es ist nicht einmal Mischwald, sondern gänzlich Laubwald! Unglaublich ist für mich auch das nächste Bild: Ein Pkw mit irgendeinem grünen Zeichen (Forstwirtschaftsamt?) hält an und drei Männer sammeln den Müll im Wald! So richtig mit Greifstock und Sack, der gefüllt ins Auto verladen wird. Und keine Schnapsflasche wird herumgereicht und keine dummen, anzüglichen Witze werden gemacht! Das ich auch sowas noch erlebe! Ich bin Gott so dankbar!

Nun geht es aber wirklich heimwärts. Schwieriger oder leichter wird in die Kleinbusse eingestiegen – Masken nicht vergessen – und der Weg führt uns hinaus aus dem Paradies.

Ach Masken – die tollste war Leos Maske: Ein Piratentuch über die untere Gesichtshälfte gebunden – originell und jugendlich! Und passend zum Fahrer wie auch zur Bedienung. Toll!

Toll fanden den Tag auch alle Teilnehmerinnen. Dieser (schon traditionsgemäße) Ausflug des Handarbeitskreises ist trotz Widrigkeiten dieses so komplizierten Jahres mehr denn gelungen.  War uns da jemand gnädig? Wir sind überzeugt und dankbar.

Anna Sylvester