Dakerbesuch bei den Kelten

Eine sehenswerte Ausstellung im „Kelten Römer Museum“ Manching

Der Krieger mit dem Vogelhelm – keltisches Fundstück aus Unterhamroth/Homorodul de Jos, Kreis Sathmar/Satu Mare.

Fundstücke aus dem Gräberfeld bei Ciumeşti/Schamagosch, Kreis Sathmar/Satu Mare
Fotos: Mark Jahr

Sie waren vor den Römern da und vor den Germanen: die Kelten. Woher sie kamen, weiß niemand so genau. Aus der Tiefe der Geschichte. Historiker erwähnen sie zum ersten Mal als sesshaftes Volk zum Ausgang der Bronzezeit (900 – 700 v. Chr.). Ihre Wohnstätten hatten sie im Mittelgebirge, im oberungarischen Bergland, in den Alpen und Voralpen. Im oberbayrischen Manching bewohnten sie ein Oppidum, eine Stadt, die sich 180 v. Chr. auf einer Fläche von 380 Hektar ausdehnte und wahrscheinlich mehr als 10.000 Einwohner hatte.

Sie müssen kein allzu kriegerisches Volk gewesen sein. Was natürlich nicht heißt, dass sie keine Streitmacht hatten. Wer im Altertum zwischen Römer und Germanen zu Hause war, musste stets auf der Hut sein. Archäologische Funde entreißen auch die Keltenzeit dem Vergessen. Waffen, Schmuck und Tongefäße erzählen von ihrem Leben. Aber auch von ihren Begegnungen mit anderen Völkern.

Das Kelten-Römer-Museum in Manching, eine Marktgemeinde neben Ingolstadt, zeigt jetzt eine Ausstellung, die eben diese Nachbarschaft der Kelten mit den Dakern thematisiert. An „Roms unbekannter Grenze“ waren Kelten, Daker, Sarmaten und Vandalen im Norden des Karpatenbeckens vom 4. Jh. v. Chr. bis zum 4. Jh. n. Chr. Nachbarn. Vielleicht nicht im heutigen Sinne dieses Wortes, aber wie die Ausstellung zeigt, muss es Berührungspunkte gegeben haben.

In 23 Museumsvitrinen kann man Objekte sehen, die vom Leben der Kelten im heutigen Nordostungarn künden. Von der Brandbestattung eines Kriegers, im Zeitraum 4. – 2. Jh. v. Chr. kann man zum Beispiel die Reste eines eisernen Schwertes und diverse Tongefäße bewundern, während von der Körperbestattung einer Frau neben Tongefäßen noch bronzene Halsringe, Armringe, Knöchelringe und andere Schmuckstücke erhalten sind. Auch Werkzeuge wurden bei Ausgrabungen gefunden: Mahlstein, Zange und Hammer.

Weitere Vitrineninhalte bezeugen die damalige Anwesenheit der Kelten im jetzigen Nordwestrumänien. Sehr interessant sind die Funde von einem Gräberfeld in Satu Mare / Sathmar sowie weiteren Feldern in Pişcolt und Ciumeşti. Mit dem Nahen der Zeit nach Christus rücken die Daker in den Blickpunkt. Auch ihre Existenz wird anhand von Waffen und Werkzeugen aus Eisen und Bronze veranschaulicht.

Beeindruckend ist der dakische Schatzfund von Lupu. Die Ausstellungsstücke werden dem 1. Jh. v. Chr. und dem 1. Jh. nach Chr. zugeordnet. In den folgenden Jahrhunderten sind auch andere Volksstämme in dem Gebiet nachgewiesen. „Germanische und sarmatische Eliten im Nordosten der Großen Tiefebene“ oder „Germanische Krieger (Vandalen) in Nordwestsiebenbürgen“ kann man als Überschriften lesen. Wir befinden uns in der Zeit vom 2. bis 4. Jh. n. Chr.

Natürlich kommt auch eine solche Ausstellung nicht ohne wahre Blickfänge aus. Der Kriegerhelm mit dem beweglichen Vogel oder das dakische Ehepaar gehören dazu. Auch die berühmte Dakerszene auf der Trajanssäule in Rom ist auf einem Gipsrelief nachgebildet. Dazu kommen zwei große Landkarten mit den Grenzverläufen jener Zeit. Die Beschriftungen der Vitrinen sind kurz, aber informativ. Das Auge wird zum Betrachten der Ausstellungsgegenstände animiert und nicht zum Lesen, wie man es manchmal in Museen erlebt. Man kann sich die Ausstellung auch per Kopfhörer erläutern lassen.

Der DONAUKURIER aus Ingolstadt spricht von einer „sehenswerten Ausstellung über eine Region, die auch bei Geschichtsinteressierten wenig Popularität genießt, aber in der Antike für lange Zeit im Zentrum des politischen Interesses“ stand. Museumsleiter Wolfgang David wird mit der Aussage zitiert, dass es in Dacien „große Goldvorkommen gab, und dass es eine High-Tech-Schmiede der Antike war“. Der Regionalsender Radio IN hat der Ausstellung eine seiner viel gehörten Kultursendungen gewidmet.

Darin bricht Wolfgang David eine Lanze für die rumänischen Kulturverantwortlichen, mit denen er es bei der Verwirklichung dieses wirklich sehenswerten Museumsprojektes zu tun hatte. Das tut, weiß Gott, der in letzter Zeit so arg gebeutelten rumänischen Seele bestimmt gut.
Die Ausstellung „Roms unbekannte Grenze – Kelten, Daker, Sarmaten und Vandalen im Norden des Karpatenbeckens – 4. Jh. v. Chr. bis 4. Jh. n. Chr.“ kann im Kelten-Römer-Museum-Manching bis zum 17. Februar 2013 besichtigt werden. Aktuelle Informationen gibt es unter der Internetanschrift www.museum-manching.de.