„Der Messias“: Eine etwas andere Aufführung im Rahmen der Kirche

Orgelmusik, Schattenspiele, choreografische Bewegungen, eine hallartige Stimme aus dem Nichts, eine Schubkarre, eine Leiter, Schauspieler Groß und Klein: das alles konnte am 6. November in dem musikalisch choreografischen Rezitativ „Der Messias”, in der evangelischen Kirche Bartholomä, gesehen und gehört werden.

Im Anschluss zum Gottesdienst, gestaltet von Dr. Peter Klein, setzte das Jugendensemble Interludium, unter der Leitung von Dr. Carmen Elisabeth Puchianu, den biblischen Mythos der Geburt und der Kreuzigung Jesus Christus in Szene. In musikalischer Begleitung, mit Paul Cristian an der Orgel und Dr. Peter Klein an der Posaune, wurden Teile des Oratoriums „Der Messias” von Georg Friedrich Händel, in der Nachdichtung von J. G. Herder aufgeführt.

Das Jugendensemble Interludium wurde im Jahre 2010 gegründet und hatte als erste Vorführung das Krippenspiel zu Weihnachten 2010, ebenfalls in der Evangelischen Kirche Bartholomä. Es folgte das Passionspiel zu Ostern und nach einem dreitägigen Workshop und mehreren Proben wurde das Rezitativ „Der Messias” aufgeführt. Das Ensemble ist sehr heterogen, denn es umfasst Spieler unterschiedlicher Altersgruppen: Alin Anghel, Diana und Otilia Istok (sechste Klasse), Iulia Silbernagel (achte Klasse), Cynthia Puşcoi und Ioana Boldi (zwölfte Klasse), Roxana Târziu (Studentin an der Philologischen Fakultät im zweiten Jahr), Alexandra Greavu (Masterandin an der Philologischen Fakultät im ersten Jahr), Robert Gabriel Elekes (Doktorand an der Philologischen Fakultät in Hermannstadt, im dritten Jahr) und Marius Roth (Hausmeister der evangelischen Kirche Bartholomä).

Der Gedanke einer Gesamtinszenierung ist laut Dr. Carmen Elisabeth Puchianu zustande gekommen, erstens weil sie gemerkt hat, dass es den Jugendlichen sehr viel bedeutet hat zusammen zu arbeiten und zweitens weil sie zeigen wollte, dass das Theater in der Kirche seinen Ursprung hat und dass die bildliche Darstellung und die szenische Umsetzung bekannter Situationen, im Umgang mit der Bibel und mit dem Glauben sehr wichtig sein können.

In der Aufführung wird etwas längst Vergangenes, für einige Abstraktes und Unverständliches in die Gegenwart zurückgeholt und mit Mitteln des Laientheaters dargestellt. Jeder Schauspieler hat sich so eingebracht wie er ist. Sie hatten ihre Straßenkleidung an, Schminke und andere theatralische Aufbereitungen waren nicht nötig. Man verspürte nicht das Bedürfnis nach theatralischer Verfremdung und Illusionsbildung. Die Schauspieler haben sich selbst in eine Situation gestellt, die vor über 2000 Jahren so hätte passieren können. Es gab keinen Anspruch auf schauspielerische Perfektion, weil es wahrscheinlich genau so gewesen sein muss, als sich die ersten Darsteller Gedanken gemacht haben in der Kirche ein Krippenspiel oder ein Passionsspiel zu zeigen.

Damals, wie auch jetzt, sind verschiedene Menschen zusammengekommen, mit verschiedenen Berufen und aus verschiedenen Altersgruppen, um die Bibelgeschichte in der Kirche nachzustellen. In der Interludium-Inszenierung wurden auch neue Elemente eingebracht, die auf einige Zuschauer möglicherweise schockierend gewirkt haben. Die Geburt und die Kreuzigung Jesu werden als Schattenspiel dargestellt, der gekreuzigte Jesus wird mit einer Schubkarre hinter dem Altar hervorgeschoben und die Tendenz zu einer choreografischen Gruppenbewegung, die aus dem Schauspiel hervorging, blieb nicht ohne Wirkung auf das Publikum.

Die Musik spielt eine sehr wichtige Rolle, sie ist nicht nur Hintergrund, sondern Teil des Geschehens; aus ihr wird das Geschehen abgeleitet.
Dr. Puchianu hat den Versuch gemacht, die Aufführung auf die Erwartungen der heutigen Jugend anzupassen und der Versuch war, laut der Jugendlichen aus dem Publikum, erfolgreich. Die Schauspieler hatten, ihrer Aussagen nach, viel Spaß; sie haben sich angefreundet und verspüren nun eine stärkere Verbindung zu der Kirche und der Kirchengemeinschaft.

Es folgt eine weitere Aufführung und zwar eine erneuerte Fassung des Weihnachtsspieles, die am 24. Dezember, ab 16 Uhr, in der evangelischen Kirche Bartholomä zu sehen sein wird.