Deutsche Buchdruck- und Verlagstradition in Rumänien wird fortgesetzt

Da der Hora-Verlag aus Hermannstadt in diesem Jahr sein fünfzehnjähriges Bestehen feiert, lohnt es sich zunächst einen Blick auf den Buchdruck und die Verlagstradition deutschsprachiger Publikationen auf dem heutigen Gebiet Rumäniens zu werfen,  die  Jahrhunderte zurück reicht.

Zu den Pionieren der Buchdruckkunst gehörten Lukas Trapoldner in Hermannstadt und Johannes Honterus in Kronstadt, die bald nach Gutenbergs großartiger Erfindung (um 1440) neben deutschen Büchern auch in Latein, Griechisch oder Rumänisch (mit Hilfe von Coresi) druckten. So wurde 1539 die erste Kronstädter Druckerei gegründet, in Hermannstadt bereits 1525. In Kronstadt wurde die Arbeit Honters erfolgreich von Valentin Wagner fortgesetzt. Im Laufe der Jahrhunderte machten sich auch andere Druckereien einen Namen, wie  die in Mühlbach, Broos und Weißenburg (Rafael Hoffhalter). In Klausenburg wirkten Kaspar Helth und Georg Hoffgreff, die auch das erste Buch in ungarischer Sprache druckten (um 1550).

Diese erhebliche Entfaltung des Buchdrucks im 16. Jahrhundert konnte trotz Kriegen, Verwüstungen, Belagerungen und Pestepidemien im 17. Jahrhundert nicht gänzlich gestoppt werden, wenn auch in dieser Zeitspanne weniger Drucke zu verzeichnen sind.

Mitte des 18. Jahrhunderts kam es zu einem erneuten Aufschwung, als auch in kleineren Städten die Buchdruckerkunst erprobt wurde. Zu erwähnen wären da Emrich Gall und Johann Sifft in Bistritz bzw. Mediasch.

Die Kronstädter Honterusdruckerei und die Hermannstädter Stadtdruckereien setzten mit wechselhaften Besitzern bzw. Pächtern ihre Arbeit fort und druckten hauptsächlich Schulbücher, Andachts- und Gesangbücher, Gelegenheitsschriften etc.

Im 19. Jahrhundert hatte Johann Gött in Kronstadt seine fruchtbare Tätigkeit aufgenommen, der mit der Übernahme der Honterus-Druckerei nun auch das Presse- und Publizistikwesen vorantrieb (z. B. erschienen hier ab 1849 die „Kronstädter Zeitung“, die Schriften Stephan Ludwig Roths, Teutschs Sachsengeschichte , Müllers siebenbürgische Sagen, Trauschs Schriftsteller-Lexikon etc.). Daneben gründete er die erste rumänische Zeitung „Gazeta de Transylvania“(unter Mithilfe von Bariţiu), die er jahrzehntelang herausgab und die auch in den Rumänischen Fürstentümern vertrieben wurde sowie die ungarische Zeitschrift „Erdélyi Hirlap“. Später übernahmen seine Söhne die Firma und führten sie erfolgreich ins 20. Jahrhundert. Daneben gab es noch kleinere Druckereien, die durchaus erfolgreich waren und sich kürzer oder länger behaupten konnten.

Ähnlich verhielt es sich in Hermannstadt. Neben etlichen kleineren Druckereien, Verlagen und Buchhandlungen etablierten sich größere Firmen wie Drottleff und Krafft. Die letzteren fusionierten dann 1926 und es entstand hier eines der größten und leistungsfähigsten Unternehmen Südosteuropas. Vorher (1904) konnte sogar  eine Filiale des Unternehmens Krafft in Schäßburg gegründet  werden.

Die Zwischenkriegszeit brachte einige Veränderungen mit sich, die Verlagstätigkeit wurde – wenn auch teilweise mit anderen Inhabern – erfolgreich fortgesetzt und kam erst 1948 durch die Verstaatlichung sämtlicher Druckereien zum Erliegen.

In der Folge übernahmen rumänische Staatsverlage die Veröffentlichung deutschsprachiger Publikationen (Lehrbücher, Zeitungen, Zeitschriften etc.). Den literarischen Bedürfnissen konnte ab 1969 der neue Kriterion-Verlag in Bukarest teilweise nachkommen, ebenfalls ein staatlicher Verlag, der auch Bücher für die anderen ethnischen Minderheiten (Ungarn, Juden, Serben u. a.) druckte.

Während hier bis zur erneuten Wende (1989/90) Hedi Hauser die deutsche Sektion leitete und Lektoren wie Roth, Bürger, Marmont u.a. sich einen Namen machten, wurde Franz Hodjak  Verantwortlicher des 1973 gegründeten Dacia-Verlags in Klausenburg. Der Facla-Verlag in Temeswar, der Albatros-Verlag (Lektorat Herta Spuhn) in Bukarest und andere rumänische Staatsverlage veröffentlichen sporadisch auch deutschsprachige Literatur zumeist einheimischer Schriftsteller.

Insgesamt konnte jedoch dem Leserbedürfnis durch das totale Importverbot ausländischer Publikations- Produkte (mit wenigen Ausnahmen aus DDR-Produktionen) nicht entsprochen werden.

Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs wanderte ein Großteil der Deutschkundigen aus und es schien sich ein Vakuum zu ergeben. Dieser Zustand wurde aber bald überwunden, die neue „Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien“ gründete den ADZ Verlag, in dem neben der Tageszeitung und dem „Deutschen Jahrbuch für Rumänien“ auch Sachbücher und schöngeistige Literatur erscheinen.

In guter alter Tradition befinden sich weitere Verlagsgründer, die nun privatwirtschaftlich ihr Glück versuchten. So wie einst Marcus Pistorius 1629 aus Linz kommend, die Hermannstädter Stadtdruckerei aufkaufte, oder Johann Herfurth aus Pirna in Sachsen ein Jahrhundert später ebenfalls in Hermannstadt tätig wurde, oder Johann Gött aus dem Taunus zuwanderte und ein imposantes Verlagswesen (später seine Söhne) in Kronstadt auf- und ausbaute, sind auch heute wieder Zuwanderer diejenigen, die die Stafette des Buchdrucks und Verlagswesens weiter tragen.

Erwähnen möchte ich hier Wolfgang Höppner aus Hamburg, der mit seiner Ehefrau Maria Luise 1997 den Hora-Verlag  in Hermannstadt aus der Taufe hob, eine Erfolgsgeschichte die mit der Gründung einer Satz-Firma begonnen hatte oder eine ebensolche Erfolgsgeschichte von Jens Kielhorn mit Ehefrau Liana aus Bonn, die von der Gründung des Büchercafés Erasmus 2006 ebenfalls in Hermannstadt ein Jahr später zur Gründung des Schiller-Verlags führte. Hier hat sich auch Anselm Roth als Verleger einen Namen gemacht.

Im Hora-Verlag sind in den 15 Jahren seines Bestehens fast 100 Bücher erschienen, davon anspruchsvolle Bildbände, Sach- und Touristikbücher, Belletristik, Predigten und Kinderbücher. Eine Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde (AKSL)  Heidelberg (Transsylvanica) erweist sich als besonders fruchtbar.

Über 70 Bücher veröffentlichte bereits der Schiller-Verlag in deutscher Sprache, sogar etliche mehr in rumänischer Sprache. Dabei handelt es sich auch um Übersetzungen aus dem Deutschen. Neben der genannten Palette veröffentlichen die Verlage auch Schulbücher, CDs und DVDs sowie Partituren von Werken siebenbürgischer Komponisten.

Die Honterus-Buchdruckerei  und Verlagsanstalt (gegründet 1924) hat in Hermannstadt wieder ihre Arbeit aufgenommen. Hingegen setzt in Kronstadt  eine „Einheimische“ die alte Buchdruck-Tradition fort; es ist Astrid Hermel, die zunächst ein Antiquariat eröffnete und dann den Aldus-Verlag 1991 gründete, in dem bereits über 180 Titel erschienen sind. Dabei wird sie von ihrem Sohn tatkräftig unterstützt.

Auch bei diesem Verlag existiert eine enge Kooperation mit dem AKSL Heidelberg bei der gemeinsamen Veröffentlichung von wissenschaftlicher Literatur. Zu ihrem Repertoire gehören ebenfalls wissenschaftliche Werke, Prosa und Lyrik zeitgenössischer Autoren aus dem In- und Ausland, Kochbücher, die Schülerzeitung der Honterusschule etc.

Wurden früher gelegentlich einheimische Produktionen im deutschsprachigen Binnenraum gedruckt, erkennen wir jetzt ein umgekehrtes Phänomen: ausgesiedelte Autoren lassen vermehrt ihre Werke in den besagten Verlagen in Hermannstadt oder Kronstadt erscheinen.

Sämtliche Titel können weltweit über die jeweiligen ISBN–Nummern bei Buchhandlungen oder direkt über die Verlage z. B. über das Internet problemlos bestellt werden. Aldus-Verlag: aldus@yahoo.com, Schiller-Verlag: erasmus@buechercafe.ro und Hora-Verlag: office@hora-verlag.ro .
Die deutschsprachigen Autoren Rumäniens haben somit gute Publikationsmöglichkeiten vor Ort und die deutschkundigen Leser sind dankbar für das funktionsfähige private Verlagswesen mit seinem umfassenden Angebot.

Dem Jubilar aber, dem Hora-Verlag, als Verursacher dieses Beitrags, wünschen wir (neben den anderen Verlagen) noch ein langes und erfolgreiches Bestehen.