Deutschsprachige Schultradition fortgeführt

„Doamna Stanca“-Kolleg von Fogarasch baut auf Renommee

Prof. Gieanina Sin, stellvertretende Direktorin des Kollegs „Doamna Stanca“ und Leiterin der deutschsprachigen Abteilung der Schule

Die Lyzeaner der deutschen Abteilung werden im Hauptgebäude des Kollegs „Doamna Stanca“ unterrichtet.
Fotos: Dieter Drotleff

Die Lyzeaner der deutschen Abteilung werden im Hauptgebäude des Kollegs „Doamna Stanca“ unterrichtet.
Fotos: Dieter Drotleff

Spricht man von den Bildungsanstalten der Stadt Fogarasch stehen immer zwei Namen, die der Landeskollegs „Radu Negru“ und „Doamna Stanca“ im Vordergrund. Diese sind auch landesweit bestens bekannt wegen der namhaften Absolventen, die an diesen ihre Ausbildung erhielten, ihr Studium an Universitäten im In- und Ausland fortsetzten, zu anerkannten Persönlichkeiten in verschiedenen Bereichen durch ihre Leistungen wurden. Zwischen den beiden Schulen und deren Absolventen gab und gibt es auch eine im guten Sinne verstandene Konkurrenz. Der Ehrgeiz der Schüler wird immer wieder von den guten Ergebnissen bei einheimischen oder internationalen Schulolympiaden angespornt. Daher auch die besonders große Nachfrage beim Einschreiben an diese Schulen. Einen zusätzlichen Anziehungspunkt weist seit einigen Jahren das „Doamna Stanca“-Kolleg durch seine da bestehende deutschsprachige Abteilung und Erteilung des Deutschen Sprachdiploms auf. Dabei weisen die Absolventen dieser Schule besonders gute Vorbereitung auf. Somit wandten wir uns besonders dieser Schule mit Hilfe der stellvertretenden Direktorin und Leiterin der deutschsprachigen Abteilung Prof. Gieanina Sin zu.

Einblick in die Geschichte des Fogarascher Schulwesens 

Das deutsche Schulwesen baut in Fogarasch auf eine alte Tradition. Diese geht auf das Jahr 1700 zurück. Das alte Schulgebäude diente bis vor einigen Jahren seinem Zweck als Teil des Kollegs „Doamna Stanca“, als es auf Antrag an die Evangelische Kirche zurückerstattet wurde und heute für soziale und kulturelle Veranstaltungen verwendet wird. Am Gründonnerstag des gleichen Jahres 1700 hielt Pfarrer Georg Schulz dort den ersten evangelischen Gottesdienst in deutscher Sprache. 12 Florenen erhielt 1723 die Kirchengemeinde als Unterstützung für den Bau eines eigenen Gotteshauses. Die neue evangelische Kirche wurde in den Jahren 1842/1843 gebaut. Die deutsche konfessionelle Schule wird 1877 erstmalig erwähnt.

Das „Doamna Stanca“-Kolleg gehört zu den ältesten Schulanstalten der Stadt. Nach der Vereinigung Siebenbürgens mit Rumänien 1918, wurde die Schule staatlich. Der Unterricht wurde am 18. März 1919 mit 69 Schülern wieder aufgenommen, deren Anzahl von Jahr zu Jahr stieg. 1921 wurde ein Internat gegründet wie uns Geschichtslehrer Mircea Prescure in die Schulgeschichte einweiht. Er unterrichtet übrigens die Geschichte Rumäniens an der deutschen Abteilung. In den Jahren 1919/1920 war die Unterrichtsanstalt als „Staatliche Zivilschule für Mädchen“ benannt, dann in den vierziger Jahren als „Doamna Stanca“. Nach der 1948 erfolgten Verstaatlichung der Schulen,  ging die Schule als Lyzeum Nr. 2 in die Stadtgeschichte ein. Ab 1990 erhielt sie wieder den alten Namen als „Theoretisches Lyzeum Doamna Stanca“, um 1999 als Landeskolleg unter gleichem Namen eingestuft zu werden. Gegenwärtig ist es auch als Institution, die UNESCO angeschlossen ist, bekannt.

Woher rührt der Name her? Stanca war die Gattin des Fürsten Michael des Tapferen, der 1600 die erste Vereinigung der rumänischen Fürstentümer mit Siebenbürgen für kurze Zeit geschaffen hat. Im gleichen Jahre schenkt er das Kastell und den Fogarascher Landstrich seiner Frau Stanca, die sich mit ihren beiden Kindern da einquartierte. Nachdem er in der Schlacht von Mirăslău am 18/28. September 1600 besiegt worden war, zog er sich auch hierher zurück.  Nachdem er ermordet worden war, blieb seine Gattin Doamna Stanca als Gefangene da zurück. 1938 wurde auf Initiative des Historikers Nicolae Iorga in Erinnerung an die Fürstengattin eine Büste des Bildhauers Spiridon Georgescu errichtet, die sich auf einem Sockel gegenüber der Burg auch heute noch befindet.

Das „Doamna Stanca“-Kolleg heute

Das Hauptgebäude ist  im Zentrum der Stadt gelegen und umfasst auch die Lyzealklassen der deutschen Abteilung. Bei Beginn des Schuljahres 2016/2017 wurde dieses mit zwei neuen  Naturkunde-Labors ausgestattet. Das Kolleg beteiligte sich an einem von der Kaufland-Supermarktkette ausgeschriebenen Wettbewerb und belegte den dritten Platz. Dieser war mit 20.000 Euro ausgestattet die als Investition für diese Labors dienten. Eines der Labors wurde im Gebäude, das andere am Schulhof eingerichtet. Ein Klassenraum wurde im Gebäude dafür zur Verfügung gestellt, Reparaturen wurden durchgeführt und er wurde entsprechend mit Rechner, Bildwerfer ausgestattet. Der Internetanschluss wurde auch gesichert, wie Schuldirektorin Prof. Corina Drăgoiu unterstrich. Die Schule verfügt über einen modernen Sportsaal, Labors, Bibliothek, die auch deutsche Bücher umfasst. Insgesamt zählt die Schule 1150  Schüler, die von rund 80 Lehrkräften unterrichtet werden. Zu 98 Prozent haben diese eine feste Anstellung, was sehr positiv zum Bildungsprozess beiträgt.

Dem Kolleg ist die Allgemeinschule Nr. 7 angeschlossen, in der die Schüler der Vorschulklassen, der Unter- und Oberstufe unterrichtet werden. Die Lyzeaner befinden sich im Hauptgebäude des Kollegs. Diese Abteilung befindet sich in der Nähe des Fogarascher Bahnhofes in der ehemaligen Stadionului-Straße, seit kurzem Dr. Ioan-Şenchea- Straße. Auf dem Schulhof, der wie das Gebäude zwischen Wohnblocks liegt, herrscht emsiges Treiben. Kinder spielen in der Pause Fußball, kaufen sich eine Jause oder Erfrischungsgetränke. Professor Prescure begleitet uns in das Schulgebäude, wo wir von Prof. Gieanina Sin begrüßt werden und auch gleich ins Gespräch kommen. So wie auch an anderen deutschsprachigen Schulen des Landes, ist die Nachfrage bei den Einschreibungen sehr groß. Daher muss auch ein Filter eingesetzt werden, um anfangs die Sprachkenntnisse zu testen. Hauptangebot ist das Deutsche Sprachdiplom, das an  der Schule erteilt wird, laut dem sich Absolventen nach dem Abitur für einen Studienplatz im deutschen Sprachraum Europas bewerben können. Insgesamt 259 Schüler zählt die  deutsche Abteilung.  

Carol Szabolcs hat seit zwei Jahren die diesbezügliche Vorbereitung übernommen. Je zwei Stunden wöchentlich stehen ihm dafür zur Verfügung. Problematisch ist es mit dem Unterricht in deutscher Sprache, da es an Lehrern mit Deutschkenntnissen mangelt.  Gieanina Sin, deren Fach Mathematik ist, aber auch Physik und Chemie werden deutsch von Corina Popa vorgetragen. Auch die Informatik- und Sport-Stunden werden in deutscher Sprache von Nicolae Steavu bzw. Cosmin Ardelean abgehalten. Als Programmlehrerin aus Deutschland  angereist, unterrichtet Anitha Komen, wie auch Mihaela Nan, Deutsch als Fach. Verbessert werden die Deutschkenntnisse auch durch die Beteiligung der Kinder an Aktivitäten, die in dem Jugendbegegnungszentrum von Seligstadt oder der Kinderakademie von Bekokten stattfinden, von den ifa-Assistenten, die an die Evangelische Kirche entsendet werden, vorgenommen werden. Übrigens sind die Beziehungen der Schule zu Pfarrer Dr. Johannes Klein sehr gut.      

Vor Beginn des diesjährigen Schuljahres hatte das Fogarascher Bürgermeisteramt insgesamt 100.000 Lei für Reparaturen und Anschaffungen der Allgemeinschule Nr. 7 zur Verfügung gestellt, die so auf Hochglanz gebracht wurde. Dafür sind Schulleiterin Gieanina Sin, Lehrer und Schüler sehr dankbar. Sie hat selbst die deutsche Schule besucht, hat Mathematik in Bukarest studiert, im Vorjahr einen Fortbildungskurs in Deutschland besucht, beteiligte sich heuer an einem zweiwöchigen Fortbildungskurs für Schulleiter  aus Bulgarien und Rumänien in Meißen, hat zeitweilig auch in Deutschland gelebt.  Auch beteiligt sie sich immer wieder am Siebenbürgischen Lehrertag, hat ein Masterat an der „Lucian Blaga“-Universität von Hermannstadt absolviert. Seit 1999 ist sie im Unterrichtswesen, gehört der Übersetzergruppe im Bildungsministerium an. Und erinnert sich in Dankbarkeit an die Vorgänger  wie Hannelore T˛nase oder Hermann Fleischer, die heute das Rentenalter genießen, an der Schule unterrichtet haben und aus ihrem Wissen den Schülern bleibende Kenntnisse auf den Weg mitgegeben haben.